Auf Schatzsuche in Polen Ist das Bernsteinzimmer in einem polnischen Bunker?

27. Juni 2019, 05:00 Uhr

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Bernsteinzimmer aus der Sowjetunion geraubt. Seitdem ist es verschwunden. Eine neue Spur führt nun zu einer Bunkeranlage in Polen. Ab Donnerstag untersuchen Experten dort das Gebiet.

In dem kleinen Ort Mamerki in den Masuren soll sich das legendäre Bernsteinzimmer befinden. Zumindest hofft Bartłomiej Plebańczyk darauf. Er ist Pächter der Bunkeranlage "OKH Mauerwald" und betreibt auf dem Gelände ein Museum. Es ist nicht das erste Mal, dass er hier nach dem verschwundenen Schatz suchen lässt: Bereits 2016 bis 2017 wurden Bohrungen unternommen - auch damals gab es Hinweise auf die Kammer.

Ein Baum gab den Hinweis

Mit einem Georadar wurde das Fundament der Bunkeranlage nun erneut untersucht und ein bisher unbekannter Hohlraum von etwa drei mal zwei Metern entdeckt. Den hat seit vermutlich 50 Jahren kein Mensch mehr betreten. Denn am Einstieg wächst ein Baum, der ungefähr in diesem Alter ist. Um in den Raum zu gelangen, hätte man den Baum fällen müssen. Es könnte, so hofft Plebańczyk, der Eingang zu einem Tunnel sein.

Die Bunkeranlage "OKH Mauerwald" Die Bunkeranlage in Mamerki gehört zu einem großen Bunkersystem im ehemaligen Ostpreußen. Dort befand sich von 1941 bis 1944 das Hauptquartier des deutschen Heeres. Die Anlage ist weitaus größer als das nur 20 Kilometer entfernte Führerhauptquartier Wolfsschanze. "OKH Mauerwald" galt als autarke "Stadt", die von Stacheldrahtzäunen umgeben war. In den Quartieren gab es Wohnungen für bis zu 1.500 Soldaten sowie Küchen, Casinos, eine Post, ein Kino, ein Krankenhaus, eine Sauna und Ställe.

Bernsteinkammer in der Nähe der Wolfsschanze?

Am Ende des Zweites Weltkrieges soll der Hohlraum im Bunker eingerichtet worden sein, möglicherweise, um geraubte Schätze der Nationalsozialisten wie das Bernsteinzimmer oder zumindest Teile davon zu verstecken. Zeitzeugen aus der Region berichten von mehreren gut bewachten Transporten zu der Bunkeranlage. So tat es zum Beispiel der Gauleiter der NSDAP von Ostpreußen, Erich Koch. Er galt als einer der brutalsten Mitglieder der SS. Da er angeblich über Informationen zum Verbleib des Bernsteinzimmers verfügte, wurde der Kriegsverbrecher nicht hingerichtet, obwohl er 1959 von einem polnischen Gericht zum Tode verurteilt wurde. Der polnische Geheimdienst SB und der sowjetische KGB hofften wohl auf entscheidende Hinweise von ihm.

Nazischätze gelten als Touristenmagnet

Der Pächter Plebańczyk selbst erwartet kein Bernsteinzimmer, auch wenn er kein Problem hat, medienwirksam zur Sommerzeit wieder einmal die "Bernsteinkarte" zu ziehen. "Ich hoffe, dass es dort etwas Geschirr gibt - oder Schreibmaschinen", sagt er einem örtlichen Fernsehsender.

Plebańczyk wäre nicht der erste, der Nazischätze und die Mythen drumherum für sich vermarktet: Die kleine Stadt Wałbrzych in Niederschlesien hat den "Nazizug" mit angeblichem Gold vor ein paar Jahren für sich entdeckt und öffnet ihre Pforten für Schatzsuchende und Geschichtsinteressierte.

Über dieses Thema berichtete der MDR auch im TV: Unterwegs in Sachsen | 23.12.2017 | 18:15 Uhr

(adg)

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