Bartosz Milek
Bartosz - der erste Junge seit zehn Jahren in Miejsce Odrzanskie Bildrechte: Olaf Bock

Polen Endlich ein Junge im Dorf der Mädchen!

12. Juli 2020, 05:00 Uhr

In der Nachwuchsgruppe der Freiwilligen Feuerwehr im oberschlesischen Miejsce Odrzanskie gibt es nur Mädchen, denn seit zehn Jahren wurde in dem Dorf kein Junge mehr geboren. Doch jetzt endlich geschah das Wunder.

Miejsce Odrzanskie ist in ganz Polen als "Dorf der Mädchen" bekannt. Denn seit zehn Jahren wurde in der kleinen oberschlesischen Gemeinde kein Junge mehr geboren. Zur Welt kamen ausschließlich Mädchen. Erklärungen dafür gab es keine. Die Leute in Miejsce Odrzanskie waren der Verzweiflung nahe. Einige glaubten bereits, ein Fluch läge über ihrer Gemeinde.

Großes Ereignis

Vor einigen Wochen jedoch geschah ein kleines Wunder. Im "Dorf der Mädchen" wurde endlich ein Junge geboren. Die Geburt des kleinen Bartosz war eine Sensation, die sogar in den polnischen Abendnachrichten verkündet wurde. "Ich habe wirklich nicht gedacht, dass die Geburt so ein großes Ereignis wird", gesteht Mutter Anna Milek. "Ich dachte, ich entbinde in Ruhe und kehre dann nach Hause zurück, aber schon im Krankenhaus haben sie mir alle gratuliert." Noch heute, Wochen nach der Geburt ihres Sohnes, nimmt Anna Milek jeden Tag Glückwünsche und Geschenke der Dorfbewohner entgegen: Blumen, Spielzeug und Kindersachen.

Ein Mann und eine Frau halten einen Geschenkkorb
Gratulation zur Geburt im Krankenhaus Bildrechte: Olaf Bock

Held Bartosz

"Wir haben sogar gebetet", erinnert sich eine Frau aus dem Dorf, "und unsere Gebete wurden endlich erhört: ein Junge, ein Geschenk des Himmels!" Und auch Gemeindevorsteher Rajmund Frischko ist glücklich über die Geburt des ersten Jungen nach so langen Jahren des verzweifelten Wartens. "Die positive Nachricht hat uns alle in einer schwierigen Zeit der Pandemie erreicht, aber sie erwies sich als Wendepunkt. Seit der Geburt des Jungen passieren nur gute Sachen bei uns. Die Statistiken sehen optimistischer aus, die lokale Wirtschaft läuft besser. Wir sind alle sehr, sehr glücklich."

Nur Mädchen bei der Freiwilligen Feuerwehr

Freude über die Geburt des Jungen herrscht aber auch bei der Freiwilligen Feuerwehr des Dorfs. Nirgendwo macht sich nämlich der Mangel an Jungen deutlicher bemerkbar - in der Nachwuchsgruppe der Feuerwehr trainieren ausschließlich Mädchen. Sie wissen schon jetzt, wo sich Bartosz einmal nützlich machen könnte. "Er könnte uns helfen, wenn der Schlauch undicht ist", sagt eines der Feuerwehr-Mädchen bei einer Übung auf einer Wiese am Dorfrand, "oder wenn wir es nicht schaffen, allein aus so einem großen Schlauch zu spritzen."

Mädchen in Feuerwehruniformen mit Löschspritzen
Die Mädchen der Freiwilligen Feuerwehr bei einer Übung Bildrechte: Olaf Bock

Bartosz ist bereits fest eingeplant

"Ich habe keine einzige Freundin, die einen Bruder hat. Ich bin die Einzige und das ist toll", sagt Lena Milek, die Schwester des kleinen Helden Bartosz, die ebenfalls bei der Freiwilligen Feuerwehr ist. "Ich würde mich schon sicherer fühlen, wenn Jungs bei der Feuerwehr dabei wären, weil sie halt kräftiger sind." Doch bis Bartosz mithelfen kann, wird es noch ein Weilchen dauern - erst wenn er sechs Jahre alt ist, darf er mitmachen. Fest eingeplant ist Bartosz jedenfalls schon: "Wir zählen darauf, dass auch er mit der Freiwilligen Feuerwehr verbunden sein wird", sagt Feuerwehrchef Tomasz Golasz. Mutter Anna würde sich allemal darüber freuen, wenn ihr Sohn später zur Feuerwehr ginge.

Im "Dorf der Mädchen" jedenfalls hoffen jetzt alle, dass "der Bann nun endlich gebrochen ist" und bald noch weitere Jungs geboren werden.

Mädchen in Feuerwehruniformen
Held Bartosz Bildrechte: Olaf Bock

Dieses Thema im Programm: MDR Aktuell TV | 26. Juni 2020 | 17:45 Uhr

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