Nach der Sprayattacke auf die Karlsbrücke Prag will Touristen erziehen

23. Juli 2019, 13:00 Uhr

Laut und respektlos: Nicht wenige Touristen strapazieren die Nerven der Prager. Eine Sprayattacke auf die 600 Jahre alte Karlsbrücke vergangene Woche hat das Fass nun zum Überlaufen gebracht. Die Prager Stadtverwaltung will Touristen jetzt helfen, sich besser zu benehmen. Sie setzt auf Erziehung.

Touristen auf der Karlsbrücke in Prag
Schieben und Drängeln: Touristen auf der Prager Karlsbrücke. Bildrechte: imago images / ZUMA Press

Knapp 8 Millionen Touristen bevölkern Jahr für Jahr die tschechische Hauptstadt. Für viele Prager ist das immer weniger ein Vergnügen. Rollkoffer poltern übers Pflaster, Betrunkene randalieren. Um die sich häufenden nächtlichen Ruhestörungen in den Griff zu bekommen, hatte der Magistrat bereits im Januar einen Nachtbürgermeister ins Amt gehoben. Er soll u.a. die festgelegte Nachtruhe und das an einigen Orten im Zentrum geltende Alkoholverbot durchsetzen. Und auch die bei Touristen beliebten Bierfahrräder sollen aus dem Verkehr gezogen werden.

Bitte mehr Anstand!

Nun rüstet die Stadt weiter auf. Schon bald sollen Plakate übermütigen Touristen Anstand predigen. Sie sollen in Straßenbahnen, Bussen, in Kneipen, öffentlichen Toiletten und im Zentrum der Stadt hängen. Botschaft: Liebe Gäste, bitte mehr Anstand und Ruhe. Man müsse Touristen ständig vor Augen halten, dass es bei uns bestimmte Regeln gibt, meint Nachtbürgermeister Jan Štern. Manchen sei offenbar nicht bewusst, dass sie sich in einem Wohngebiet befänden.

Der erster Nachtbürgermeister Prags, Jan Stern, bei seiner Vorstellung
Soll erholsamen Schlaf garantieren: Prags Nachtbürgermeister Jan Štern. Bildrechte: imago/CTK Photo

Letzter Stein des Anstoßes: Die Sprayattacke auf die Karlsbrücke

Dass tatsächlich Handlungsbedarf besteht, beweist die jüngste Verfehlung zweier deutscher Touristen. Zwei junge Männer hatten ein fünf Meter breites und zwei Meter hohes Graffito an die mehr als 600 Jahre alte Karlsbrücke im Zentrum von Prag gesprüht. Die Polizei ertappte sie auf frischer Tat. Nur wenige Tage später wurden die beiden Deutschen von einem Prager Amtsgericht zu einem Jahr Haft auf Bewährung und umgerechnet jeweils 4.000 Euro Geldstrafe verurteilt. Außerdem müssen die beiden die Reinigungskosten zahlen und dürfen fünf Jahre nicht nach Tschechien einreisen.

Deutschland hat sich für die Sprayattacke entschuldigt. Die Schmiererei der beiden Männer sei ein Akt von kultureller Barbarei, erklärte Botschafter Christoph Israng via Twitter. Er rief die Bundesbürger dazu auf, Prag den nötigen Respekt entgegenzubringen.

(Radio Prag/dpa/KAN/voq)

Dieses Thema im Programm: Sachsenspiegel | 21. Juli 2019 | 19:00 Uhr

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