Polen EU bringt 25 Kilogramm für den Hafenarbeiter in Danzig

29. April 2019, 06:35 Uhr

Jerzy Klajn ist Hafenarbeiter und der EU einfach sehr dankbar. Die Europäische Union kümmere sich um Arbeitnehmerrechte und habe zum Beispiel geregelt, dass Arbeiter wie er im Dauereinsatz jetzt nur noch maximal 25 Kilogramm auf einmal tragen dürfen. Dass die Regierung in Warschau so auf Konfrontation mit Brüssel geht, erklärt er sich so: "Die sind nicht normal!" Einziges Problem mit der EU: Das mit den Geflüchteten, das sei nicht so gut gelaufen.

Auf der einen Seite schlagen die Wellen sacht gegen die Kai-Mauer, auf der andern rumpeln Lkws auf das Hafengelände. Dazwischen steht Jerzy Klajn am Ufer in der Sonne. Er kommt oft her, in der Mittagspause, und schaut in den Danziger Hafen. Dort liegt ein Frachtschiff, das gerade beladen wird. Dort liegt Arbeit für Jerzy Klajn. "Die Schiffe werden beladen - rund um die Uhr: morgens, nachmittags, abends. Massenladungen, Stahl, Container. Ja, die Arbeit kann man schon mögen. Ist mal schwerer, mal leichter."

EU sorgt mit ihren Regelungen für Arbeitsschutz

Jerzy Klajn ist ein "Sztauer", ein Arbeiter im Danziger Hafen, der Schiffe be- und entlädt. Schwere körperliche Arbeit, aber er könne am Meer sein, sagt er. Und das ist ihm wichtig. Hier ist die weite Welt ganz nah - auch Europa ist ganz nah.

"Die EU hat Regeln aufgestellt für unsere Arbeit", erklärt er. "Früher, noch vor der Wende, wenn man zur Arbeit kam, da musste man jeden Tag 50 Kilogramm schwere Säcke tragen. Da hat ein Arbeiter schon mal 40 bis 50 Tonnen pro Tag getragen.

Wir haben bis heute Rückenprobleme. Aber die EU hat das beschränkt, das ist besser für die Arbeiter.

Jerzy Klajn

Heute darf ein Arbeiter maximal 25 Kilo am Stück tragen. Ob die Regeln in Brüssel aufgestellt wurden, um die Arbeiter zu schützen oder einfach, um die europäischen Häfen zu vereinheitlichen, ist Jerzy Klajn dabei egal. Im Hafen wurde viel investiert, der Handel läuft, viele Waren müssen verladen werden und das unter besseren Bedingungen als früher - das zählt für ihn.

Kaum Nachteile - außer das mit den Geflüchteten

Seit dem EU-Beitritt habe sich viel gebessert, findet Klajn. Die Arbeit sei besser organisiert. "Wir kommen aus einem System, in dem wir es immer schwer hatten, im Vergleich zum Westen mussten wir viel nachholen. Aber das hat uns einen Schub gegeben."

Für den Hafenarbeiter ist die EU vor allem eine Instanz, die Regeln aufstellt, auf die er sich verlassen kann und die ihn schützen - das gefällt ihm. Als Polen 2004 Mitglied der EU wurde, habe er gar nicht zuerst an sich gedacht. Eher an seine beiden Kinder. Denen sollte es besser gehen, sie sollten reisen können und arbeiten, wo sie wollen. Das hat geklappt und Jerzy Klajn ist zufrieden, das betont er immer wieder. Er könne kaum Nachteile entdecken. Naja, außer vielleicht das mit den Geflüchteten, das sei nicht so gut gelaufen. "Ich bin ein einfacher Mann aus Polen, aber das hätte ich anders gemacht."

Wir können gern Geflüchtete aufnehmen, aber geordnet nach Religion. Es gibt doch geflüchtete Christen. Das würde vieles einfacher machen. Dann wäre das nicht so, dass uns jemand mit Sprengstoff bedroht. Denn mir scheint das schon eine Frage des Glaubens zu sein.

Jerzy Klajn

Das, betont Jerzy Klajn, sei aber wirklich nur ein – Zitat - "kleines Minus". Das Gefühl bevormundet zu werden, das komme eben in Polen nicht gut an.

Konfrontation mit Brüssel nicht nachvollziehbar

Dass die Regierung in Warschau deswegen auf Konfrontation mit Brüssel geht, kann er aber nicht nachvollziehen.

Unsere Regierung ist nicht normal. Man kann sich in allen Fragen durch Gespräche verständigen und alles regeln. Aber hier gibt es nur verfestigte Fronten und Schluss.

Jerzy Klajn

Jerzy Klajn sagt, er werde selbstverständlich seine Stimme abgeben bei der Wahl zum EU-Parlament. Wichtiger ist ihm aber, dass die Regierung in Warschau  abgewählt wird.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 23. April 2019 | 09:00 Uhr