Russland Putin und seine Fragestunde

20. Juni 2019, 12:15 Uhr

Bereits zum 17. Mal beantwortet Russlands Präsident Wladimir Putin live im Fernsehen Fragen von Bürgern. Für die rund vierstündige Sendung sind in diesem Jahr vorab rund 1,5 Millionen Fragen eingereicht worden.

Themen sind nach Angaben der Organisatoren unter anderem ökologische Probleme, die unzureichende medizinische Versorgung und Mängel im Bildungswesen. Auch Fragen zu kommunalen Diensten wie Müllabfuhr oder Straßenreinigung wurden eingereicht, ebenso wie zu schlechten Straßen und Wegen oder zu Löhnen und Renten.

"Haben Sie Zeit, Bücher zu lesen?"

Schauspieler Alexander Petrov telefoniert mit Putin
Die Fragen werden per Videoeinspieler oder direkt vom Publikum gestellt. Bildrechte: imago images / ITAR-TASS

Im Rahmen des "Direkten Drahtes" machen die Anrufer und Fragesteller auch Vorschläge. So wurde angeregt, nach dem Vorbild des "Direkten Drahtes" ebensolche Fragestunden mit Gouverneuren und anderen Verantwortlichen in den Regionen einzurichten. Oder es wurde vorgeschlagen, den 31. Dezember als freien Tag zu etablieren. Immer wieder werden Wladimir Putin auch private Fragen gestellt, so unter anderem, ob er Zeit finde, Belletristik zu lesen.

"Das Leben ist schwerer geworden"

Die erste Frage eines jungen Mannes per Videoeinspiel betraf die Bezahlung: mit Löhnen zwischen 12.000 bis 16.000 Rubel (umgerechnet 180 bis 223 Euro) sei es nicht möglich, sein Leben zu bestreiten. Mit bis zu drei weiteren Jobs müsse man sich deshalb über Wasser halten. Viele der Fragen an Putin drehten sich um Löhne und Renten, fassten die Moderatoren des "Direkten Drahtes" daraufhin zusammen. Die Leute schrieben in ihren Fragen an Putin auch, dass das Leben schwerer geworden sei. "Wie kann das Leben also besser werden?", so die Frage der Moderatoren an Wladimir Putin. Dieser stellte ein Programm in Milliardenhöhe in Aussicht für höhere Gehälter, außerdem seien bereits viele Gespräche deswegen geführt worden. So werde unter anderem der Sold für die Soldaten noch 2019 erhöht. Es gab, so Putin, bereits Anpassungen der Renten und Veteranen sollen ab Herbst ebenso höhere Renten erhalten. Es gäbe diverse nationale Projekte, die darauf ausgerichtet seien, in dieser Richtung vorwärts zu kommen, so Putin. Wichtig sei, dass die Wirtschaft entwickelt und die Arbeitsproduktivität gesteigert werde, dann werde sich auch das Lebensniveau ganz automatisch steigern.

Russlands Präsident Vladimir Putin (Mitte C) während seines jährlichen Telefonats im Moskauer Gostiny Dwor.
"Der Direkte Draht" ist eine aufwendig produzierte TV-Show. Bildrechte: imago images / ITAR-TASS

Fachärztemangel außerhalb der Metropolen

In einem Einspieler kommen Patienten und Ärzte aus den Gebieten Pskow, Smolens und Tscheljabinsk zu Wort, die den Fachärztemangel beklagen. 43 Prozent der Stellen könnten in den Regionen zum Teil nicht besetzt werden, die Patienten müssten nach Moskau in die Fachkliniken, um sich behandeln zu lassen. Das wichtigste Problem sei das Personal, das fehle. Putins Antwort darauf: "Wenn wir über das Gesundheitssystem sprechen, dann müssen wir sehen, dass es zahlreiche Probleme gibt. Aber das System entwickelt sich: Erstens muss Erste Hilfe überall gewährleistet sein, der Fachärztemangel muss angegangen werden und drittens muss die Versorgung mit Medikamenten gesichert sein." Putin bestätigt einen Rückgang der Versorgungseinrichtungen in einigen Regionen, unter anderem in Krasnodar. Dort sei die Zahl der Einrichtungen tatsächlich um 25 Prozent zurückgegangen. Im ländlichen Gebiet sollen über 300 weitere Zentren entstehen und Tausende sollen saniert werden. Außerdem werden demnächst mobile Einheiten entstehen.

(hd/vesti)

Über dieses Thema berichtete der MDR auch im Radio: MDR aktuell | 20.06.2019 | 06:15 Uhr

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