Wladimir Putin 2019 während einer Rede
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Phänomen Putin Wladimir Putin: Die Geburt des "starken Mannes"

13. September 2019, 05:00 Uhr

Eine Serie von Sprengstoffanschlägen auf Wohnhäuser erschütterte im September 1999 Russland. Der damalige Premier Putin nahm das zum Anlass für den 2. Tschetschenien-Krieg. Putins Ruf als "starker Mann" Russlands war geboren.

Am frühen Morgen des 13. September 1999 erschütterte eine gewaltige Explosion die Kaschirskoje Chaussee im Süden Moskaus. In einem achtstöckigen Wohnhaus war eine Sprengstoffladung detoniert. Vom Gebäude blieben nur Trümmer übrig. Mehr als 120 Menschen starben. Das Makabere: Dieser Tag war als Trauertag für die Opfer des Anschlags in der Nacht vom 8. auf den 9. September gedacht, der ebenfalls im Moskauer Süden stattgefunden hatte, und bei dem 93 Menschen ums Leben gekommen waren. Eine ganze Serie von Anschlägen erschütterte Russland im September 1999.

Die Geburt des "starken Mannes"

Obwohl die Verantwortlichen für die Anschläge nie ausfindig gemacht wurden, stand offiziell schnell fest, dass es tschetschenische Rebellen gewesen sein müssen. Putin kündigte an, sie zu "vernichten", wo immer man sie auch finde, und sei es auf dem "Plumpsklo". Bald schickte Moskau Bodentruppen in den Kaukasus - der Beginn des zweiten Tschetschenien-Krieges.

Erst im August 1998 hatte Präsident Boris Jelzin den blassen Geheimdienstchef als seinen Premierminister vorgestellt. Dieser Posten galt in Russland bis dahin als Schleudersitz. Doch die Serie von Bombenanschlägen auf Mietshäuser des Landes gab Putin die Chance zu beweisen, was in ihm steckte. Putin, der "starke Mann" Russlands war geboren.

Russland und der Westen – Nähe und Entfremdung

Zum Jahrtausendwechsel erklärte Jelzin seinen Rücktritt und machte Putin zum kommissarischen Präsidenten. Anfangs setzten Putin und sein Team auf Reformen - für Wachstum, stabile Löhne und einen ausgeglichen Staatshaushalt. Der hohe Ölpreis half dabei. Noch 1998 hatte das Land seine Zahlungsunfähigkeit erklären müssen. Putin der Erneuerer, der Hoffnungsträger, so sahen ihn viele damals - auch im Westen.

Das alles änderte sich spätestens mit dem "Fall Yukos", mit der Verhaftung des politisch ambitionierten Oligarchen Michail Chodorkowski 2003 und der folgenden Zerschlagung seines Ölkonzerns "Yukos". Ein Wendepunkt in Sachen Wirtschaftspolitik, Investitionsklima und Rechtssicherheit in Russland. Putin der Autokrat blitzte auf. Das Verhältnis zum Westen litt.

Harte Hand – innen wie außenpolitisch

Die Pläne der USA für ein Raketenabwehrschild in Osteuropa ließen das Verhältnis zum Westen weiter abkühlen. "Wir haben Waffen, die dieses System überwinden können", warnte Putin auf der Münchner Sicherheitskonferenz 2007. Und er kritisierte die Vormachtstellung der USA: "Ich denke, dass das monopolare Modell in der heutigen Welt unakzeptabel und unmöglich ist".

Was außenpolitisch folgte, waren der Fünf-Tage-Krieg gegen Georgien im Sommer 2008, die Unterstützung Assads im Bürgerkrieg in Syrien, die Annexion der ukrainischen Krim und ein Krieg im Osten der Ukraine seit 2014, in dem bisher etwa 13.000 Menschen starben.

Innenpolitisch haben Putin und sein Team aus Polit-Technologen und alten Freunden das Feld früh eingeebnet. In der Duma, Russlands Unterhaus, dominiert Einiges Russland, die Partei der Macht, die Opposition im Parlament gilt als kremltreu, Wahlen werden so gedreht, dass alles immer wieder auf den Machterhalt hinausläuft. Demokratie als Simulation, so funktioniert das "System Putin". Polizeiapparat, Arrest und Haftstrafen gegen Andersdenkende, wie den Antikorruptionskämpfer Alexej Nawalny zum Beispiel, tun ein Übriges.

Russland ohne Putin? Kaum mehr vorstellbar! Seit 20 Jahren prägt er nun das Land – und auch das Bild, das wir uns von Russland machen. Im Schwerpunkt "20 Jahre Putin" blickt der MDR in den kommenden Wochen auf Putins bisherige Amtszeit zurück.

(mare)

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR AKTUELL | 09. August 2019 | 17:45 Uhr

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