
Opferhilfe Opfer von Gewalt: Diese Anlaufstellen helfen
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Körperverletzung, Raub, Sexuelle Gewalt: Immer mehr Menschen werden Opfer von Straftaten. Betroffene fühlen sich mit ihren Problemen oft alleine gelassen. Welche Anlaufstellen es für Gewaltopfer gibt, erklärt Kriminalrätin Ilona Wessner.

Mehrere Millionen Straftaten passieren jährlich, wobei insbesondere die Gewaltkriminalität stetig zunimmt. Zahlreiche Opfer erleiden körperliche und seelische Schäden. Zahlreiche Medien berichten über das Tatgeschehen, die Persönlichkeit des Täters, seine Verfolgung und Verurteilung. An das Opfer und seine Situation nach der Tat denkt aber kaum jemand.
Allein gelassen und unverstanden
Viele Gewaltopfer leiden nicht nur unter dem Schaden, der ihnen zugefügt worden ist, sondern werden auch von Sorgen und Ängsten geplagt. Opfer erfahren selten Unterstützung bei den Problemen und Konflikten, die aus der Straftat resultieren. Es entsteht sogar der Eindruck, dass sich eigentlich alles um den Täter dreht.
So steht der Täter im Mittelpunkt des Verfahrens, nicht das Opfer. Hier werden Opfer zu Zeuginnen und Zeugen. Auch in dieser Rolle erhielten sie bisher kaum Hilfe. Viele Opferhilfeeinrichtungen haben sich die Aufgabe gestellt, Opfern zu helfen, aber auch der Staat hilft den Opfern von Gewalttaten.
Staatliche Hilfe für Opfer von Gewalttaten
Opfer von Verbrechen erleiden häufig nicht nur eine körperliche Beeinträchtigung. Sie müssen darüber hinaus oft auch wirtschaftliche Einbußen in ganz erheblichen Umfang hinnehmen. Das gleiche gilt auch, wenn der Ernährer einer Familie einem Verbrechen zum Opfer fällt. Diese wirtschaftlichen Einbußen werden durch Renten aus der gesetzlichen Rentenversicherung, durch Leistungen aus privaten Versicherungen oder durch die Sozialhilfe nicht immer voll ausgeglichen. Die Schadenersatzansprüche gegen den Verursacher der Tat führen in den seltensten Fällen zu einem Ausgleich des Schadens. Häufig kann der Verursacher gar nicht ermittelt werden.
Seit 1976 gibt es das Opferentschädigungsgesetz, nach dem Opfer von Gewalttaten unter bestimmten Voraussetzungen Anspruch auf staatliche Hilfe haben. Die Leistungen aus diesem Gesetz werden erst nach Antrag erbracht. Der Antrag ist bei dem für den Wohnort zuständigen Versorgungsamt einzureichen.
Das Gesetz hat keine Entschädigung für Vermögensschäden vorgesehen.
Gewaltopfer-Ambulanzen
Für die Dokumentation von Verletzungen nach einem Gewalt- oder Sexualdelikt stehen die Gewaltopferambulanzen der Rechtsmedizinischen Institute zur Verfügung. Eine Liste dazu finden Sie hier:
Institut für Rechtsmedizin | Untersuchungsstelle | Adresse | Telefonnummer |
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Dresden | Rechtsmedizinische Ambulanz | Fetscherstr. 74, 01307 Dresden | 0351 / 458 3450 |
Leipzig, Prosektur Chemnitz | Gewaltopferambulanz | Dresdner Str. 183, 09131 Chemnitz | 07:30-16:00 Uhr: 0371 / 466 51 02; 16:00-07:30 Uhr via Dispatcher: 0341 / 971 11 |
Gera | Koordinierungsstelle Kinderschutz | Feuerbachstr. 9, 07548 Gera | 0365 / 81 05 86 |
Halle (Saale) | Opferambulanz | Franzosenweg 1, 06112 Halle (Saale) | 0345 / 557 18 85 (außerhalb der Dienstzeit 0345 / 5570) |
Jena | Am Klinikum 1, 07747 Jena | 03641 / 939 71 07 | |
Leipzig | Gewaltopferambulanz | Johannisallee 28, 04103 Leipzig | 07:30-16:00 Uhr 0341 / 971 51 52; 16:00-07:30 Uhr via Dispatcher 0341 / 97 111 |
Magdeburg | Gewaltopferschutzambulanz | Leipziger Str. 44, Haus 28, 39120 Magdeburg | 0391 / 671 58 43 - außerhalb der Kernarbeitszeit ist ein Rechtsmediziner unter 0391-67 01 erreichbar |
Trauma-Ambulanzen
Bei schweren Traumata nach einer Straftat ist es äußerst wichtig, sich sofort auch psychologische Hilfe zu besorgen. Hierfür gibt es Trauma-Ambulanzen – die Sie in folgenden Städten finden:
Stadt | Für ... | Adresse | Telefonnummer |
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Chemnitz | Erwachsene | Traumaambulanz am Klinikum Chemnitz, Dresdner Str. 178, 09131 Chemnitz | 0371 33312586 |
Dresden | Erwachsene und Kinder | Traumaambulanz Seelische Gesundheit am Universitätsklinikum Dresden, Lukasstraße 3, 01069 Dresden | 0351 41726750 |
Colditz | Erwachsene | Traumaambulanz an der Tagesklinik Zschadraß, Im Park 6B, 04680 Colditz | 034381-87440 |
Magdeburg | Kinder und Jugendliche | Universitätsklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatische Medizin des Kindes- und Jugendalters der Medizinischen Fakultät der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg an der Klinikum Magdeburg gemeinnützige GmbH, Birkenallee 34, 39130 Magdeburg | 0391 7918470 |
Altenburg | Erwachsene und Kinder | Evangelische Lukas-Stiftung, Zeitzer Straße 28, 04600 Altenburg | 03447 5620 |
Erfurt | Erwachsene | Katholisches Krankenhaus »St. Johann Nepomuk« Erfurt, Haarbergstraße 72, 99097 Erfurt | 0361 6540 |
Hildburghausen | Erwachsene und Kinder | HELIOS Fachkliniken, Eisfelder Straße 41, 98646 Hildburghausen | 03685 7760 |
Jena | Erwachsene und Kinder | Universitätsklinikum Jena, Bachstraße 18, 07743 Jena | 03641 9300 |
Mühlhausen | Erwachsene und Kinder | Ökumenisches Hainich Klinikum, Pfafferode 102, 99974 Mühlhausen | 03601 8030 |
Nordhausen | Erwachsene und Kinder | Südharz Klinikum, Dr.-Robert-Koch-Str. 39, 99734 Nordhausen | 03631 410 |
Saalfeld | Nur Erwachsene | Thüringen-Kliniken »Georgius Agricola«, Rainweg 68, 07318 Saalfeld | 03671 540 |
Stadtroda | Erwachsene und Kinder | Asklepios Fachklinikum, Bahnhofstraße 1a, 07646 Stadtroda | 036428 5610 |
Weimar | Erwachsene und Kinder | Sophien- und Hufeland-Klinikum, Henry-van-de-Velde-Straße 2, 99425 Weimar | 03643 570 |
So hilft der Weiße Ring
Der Weiße Ring kann Opfern helfen durch:
- menschlichen Beistand und persönliche Betreuung nach der Straftat
- Hilfestellung im Umgang mit Behörden
- Begleitung zu Gerichtsterminen
- Vermittlung von Hilfen anderer Organisationen
Unterstützung bei materiellen Notlagen im Zusammenhang mit der Straftat, u.a. durch:
- Beratungsscheck für eine kostenlose Erstberatung bei einem freigewählten Anwalt
- Übernahme weiterer Anwaltskosten zur Durchsetzung sozialrechtlicher Ansprüche (z.B. nach dem Opferentschädigungsgesetz) oder
- zur Wahrung von Opferschutzrechten im Strafverfahren (Opferanwalt)
- Erholungsmaßnahmen für Opfer und ihre Familien
- finanzielle Zuwendungen zur Überbrückung der Tatfolgen
Bundesweites Info-Telefon
116006
Diese Nummer gilt bundesweit, ist kostenfrei und 7 Tage die Woche von 7-22 Uhr erreichbar.
Opferberatung
Die Opferberatung hilft Betroffenen und ihren Angehörigen und stellt ihnen Fachkräfte zur Seite, die gemeinsam mit ihnen neue Perspektiven entwickeln.
Angebot
- Gespräche für Betroffene und deren Angehörige
- Beratung in Krisensituationen
- Praktische Hilfen (Begleitung zu Behörden, Ärzten, Anwälten, Unterstützung bei Anträgen)
- Informationen über finanzielle Hilfen
- Prozessbegleitung
- Konfliktschlichtung
- Selbsthilfegruppen
Anschriften und Ansprechpartner erhalten Sie im Internet, Telefonbüchern und über Ihre zuständigen Polizeidienststellen.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR um 4 | 05. März 2019 | 17:00 Uhr