Tierschutz Zoff in der Manege – (k)ein Herz für Tiere?
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In vielen europäischen Ländern gibt es bereits Auftrittsverbote für Wildtiere im Zirkus. 250 Jahre nach der ersten Zirkusvorstellung könnte die traditionelle Kombination von Artistik, Clowns und Tieren bald für immer Vergangenheit sein. Ein Film-Team des MDR hat hinter einige Zirkusvorhänge geschaut: Leiden die Tiere wirklich? Ist die Zirkus-Branche am Ende?
Tierschützer fordern auch in Deutschland das Ende jeglicher Art von Tierdressur. "Tierquälerei", skandieren sie. Dr. Yvonne Würz von der Tierschutzvereinigung PETA erläutert:
Die Tiere verbringen ihr ganzes Leben in engen Käfigen, auf ständigen Transportfahrten und werden mit Gewalt dressiert. Das Tierleid muss endlich ein Ende haben.
Leiden die Tiere wirklich?
Wie sieht es hinter den Kulissen vom "Dresdner Weihnachts-Circus", "Circus Krone" München und "Zirkus Charles Knie" aus?
Um für Aufklärung zu sorgen, zeigen Martin und Alex Lacey, die preisgekrönten Stars unter den Tierlehrern, ihren Arbeitsalltag. Die morgendliche Fütterung der Tiger und Löwen, Proben, abendliche Auftritte. "Wenn man mir meine Tiere wegnimmt, nimmt man mir meine Familie, meine Kinder weg", sagt Martin Lacey. Er ärgert sich über den Umgang mit der Tierlehrerbranche:
Dr. Immanuel Birmelin ist Deutschlands führender Verhaltensbiologe, wenn es um Zirkustiere geht. Er zeigt den Reportern Experimente zum Tierstress auf Transporten, zum Bindungsverhalten zwischen Mensch und Tier und zur Lernfähigkeit von Zirkustieren. Er hält es für realistisch, dass Zirkustiere ein erfülltes Leben haben können.
Nur wer die Natur nicht kennt, idealisiert sie. Draußen herrscht ein harter Überlebenskampf.
Wohin mit den ausgedienten Tieren?
Die Lage für Zirkusunternehmen ist ernst. Ostdeutschlands berühmtester Zirkus "Zirkus Probst" aus Staßfurt hat u. a. wegen der ständigen Auseinandersetzungen mit den Tierschützern aufgegeben. Doch wohin jetzt mit den Tieren? Denn genau dafür gibt es in Deutschland überhaupt noch keine Lösungen.
Das Wildtierauftrittsverbot wird kommen, meint auch Tierlehrer Christian Walliser. Seine eigenen Raubtiere leben jetzt in Europas größtem Wildtierpark "Tatzmania" im Schwarzwald. Millioneninvestitionen waren für den Park nötig. Doch Christian Walliser meint, seinen Tieren fehle der Zirkus. Und ihm auch.
Sachsen | Sachsen-Anhalt | Thüringen |
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Quelle: Deutscher Tierschutzbund |
Neue Ideen vs. alte Tradition
Inzwischen gibt es mit dem "Circustheater Roncalli" auch einen großen Zirkus ohne Tiere. Dort können Zuschauer eine echte Weltsensation bestaunen: Elefanten und Fische bewegen sich als riesige Holografien durch die Manege. Markus Strobl, Kommunikationschef bei "Roncalli", hat in Zirkussen ohne und mit Tieren gearbeitet. Er macht einen ungewöhnlichen Vorschlag:
Vielleicht sollte man den klassischen Zirkus mit Tieren wieder zum Kulturgut erklären. Man könnte den wirklich guten ein Zertifikat ausstellen, so wie ein Weltkulturerbe.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Exakt - Die Story | 16. Oktober 2019 | 20:45 Uhr