Mann, Pizza
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MDR INVESTIGATIV - HINTER DER RECHERCHE (Folge 49) Podcast-Transkript: Domino's Pizza-Imperium: Zwischen Mindestlohn und Rolex-Boni

Audiotranskription

08. April 2022, 00:59 Uhr

Domino’s ist einer der erfolgreichsten Pizzalieferdienste weltweit. Das Versprechen an die Kund*innen: Essen in Rekordzeit zu fairen Preisen. Die Fahrer*innen berichten von Trinkgeldern, die pauschal abgegeben werden müssen und beklagen zu wenig Schutz in der Pandemie.
Leon Grüninger und Lukas Meya haben für MDR Exactly unter anderem undercover bei dem Lieferdienst recherchiert und berichten im Podcast.

Esther Stephan (ES): Sie hören den Podcast "MDR Investigativ - Hinter der Recherche". In diesem Podcast sprechen wir mit Journalist*innen über ihre Recherchen. Es geht um das Thema, und es geht darum, wie die Reporter*innen zum Beispiel Menschen gefunden haben, die mit ihnen sprechen. Und es geht um ihre persönlichen Eindrücke und Erlebnisse während der Dreharbeiten. Ich bin Esther Stephan und arbeite für die politischen Magazine des Mitteldeutschen Rundfunks. In dieser Folge geht es um den Pizza-Lieferdienst Domino's. Ein Unternehmen, das weltweit Pizza in Rekordzeit bäckt und ausliefert. Das Motto: Pizza verkaufen und Spaß dabei haben. In der Werbung von Domino’s klingt das dann so:

(singend): Sell more Pizza, have more fun! Domino’s Pizza Number one!

Werbespot Domino's Pizza

ES: Meine Kollegen Leon Grüninger und Lukas Meya haben sich lange mit den Arbeitsbedingungen bei Domino’s beschäftigt. Hallo Leon!

Leon Grüninger (LG): Hi Esther!

ES: Und hallo Lukas!

Lukas Meya (LM): Hi Esther!

ES: Miese Arbeitsbedingungen bei Lieferdiensten. Das ist ja jetzt eigentlich nichts super Neues. Und ihr habt ja beide auch schon vorher zu Domino‘s für den MDR berichtet. Was war denn jetzt der Auslöser bei euch, dass ihr euch überlegt habt: Wir schauen jetzt noch mal bei Domino‘s ganz genau hin?

LG: Naja, wir haben Domino‘s eigentlich in erster Linie aufgrund seiner Größe und das Verbreitungsgrades ausgewählt. Also Domino‘s ist der größte Pizza-Lieferdienst der Welt. Und auch wenn man sich den Markt in Deutschland anschaut, ist es nach Lieferando der größte Player in der Essenslieferdienst-Branche. Und es gibt bei Domino‘s eine Besonderheit hier in Leipzig. Und zwar, dass es hier eben eine Gruppe in der Belegschaft gibt, die aktiv den Konflikt mit der Geschäftsleitung sucht und da eben im Arbeitskampf ist. Und das ist schon eigentlich ziemlich ungewöhnlich für die Branche. Gleichzeitig zu deiner Frage: Okay, es ist jetzt ja erstmal nichts Neues, das bei Lieferdiensten schlechte Arbeitsbedingungen nachgesagt werden. Das ist meiner Meinung nach eigentlich eine falsche Frage. Weil das würde ja heißen, dass wir quasi schlechte Arbeitsstandards als Status quo akzeptieren. Und wenn man sich das anschaut, dann hat Deutschland im EU-Vergleich eigentlich einen der größten Niedriglohnsektoren. Also es ist hier 20 Prozent der Beschäftigten sind im Niedriglohnsektor beschäftigt, Und die Erfahrungen zeigen einfach, dass es eben genau wichtig ist, da noch mal genau hinzuschauen, also im Niedriglohnsektor. Wie sind die Arbeitsbedingungen? Wird sich hier an geltendes Arbeitsrecht gehalten? Oder wird da getrickst? Genau, so sind wir auf Domino‘s gekommen.

ES: Okay, das heißt, ihr habt sowieso immer schon wieder kontinuierlich gesehen, da läuft was schief. Und habt jetzt gedacht: Wir schauen da noch mal genauer hin. Ihr habt ja für die Recherche zum Beispiel Aron getroffen, und der ist Rider für Domino‘s in Leipzig. Das heißt, er liefert die Pizza auf dem Fahrrad aus. Das kennt man ja dann auch immer mit diesen quadratischen Rucksäcken. Wie lange macht er das eigentlich schon?

LM: Aron macht das seit gut zwei Jahren hier in Leipzig und der ist 21 Jahre alt. Und mein Eindruck ist eigentlich gewesen, der macht den Job relativ gerne. Ich habe ihn ja für den Film einmal begleitet, abends, und er ist da an der frischen Luft. Er fährt da mit seinem Fahrrad. Er hat, glaube ich auch, Spaß daran, mit den Leuten Kontakt aufzunehmen, denen sozusagen ihre Pizza zu bringen. Und freut sich da irgendwie dran. Und was auch aufgefallen ist, er hat sozusagen im Betrieb mit den anderen Fahrerinnen und Fahrern richtige soziale Beziehungen aufgebaut. Also das sind teilweise seine Freunde. So kommt es mir vor. Und ich glaube, eigentlich ist er ganz zufrieden mit dem Job oder zumindest im Rahmen dessen, was man erwarten kann. Aber dann kam es halt zu diesem Konflikt mit der Geschäftsleitung.

ES: Kannst du noch mal sagen, was da los war?

LM: Also das ging alles damit los, dass Aron zusammen mit anderen Mitarbeitern Corona-Schnelltests eingefordert hat. Weil es ist ja klar, in der Corona-Pandemie hat Domino‘s trotzdem ausgeliefert. Und es gab trotzdem Kontakt. Und die wollten sich schützen. Und dann gab es diese Unterschriftenliste, die Aron maßgeblich initiiert hat, und darauf folgte die Kündigung aus betriebsbedingten Gründen. Das wurde von der Geschäftsleitung immer abgestritten, von der Effekt GmbH, das ist sozusagen der Franchise-Partner in Leipzig, dass das damit zu tun hätte, dass Aron was gefordert hätte. Aber es ist seine Vermutung. Dagegen ist er dann vorgegangen. Und letztlich wurde aus dieser Kündigung nichts, und er ist immer noch da. Das heißt, es ist offen, ein offenes Geheimnis im Betrieb, dass Aron und die Chefs über Kreuz liegen, dass sie sich, dass sie einen Konflikt haben, dass sie ihn schonmal raushaben wollten, anscheinend. Und er will aber weitermachen. Er bleibt standhaft und hat sich da so reingebissen, ist unser Eindruck. Er macht das tatsächlich aus Trotz, wie er sagt.

ES: Das war auch so ein bisschen mein Eindruck, den ich hatte, als ich den Film gesehen hab. Weil ich so dachte: 21, der ist ja eigentlich noch super jung. Der könnte ja auch locker irgendwo anders arbeiten. Also sei es bei einem anderen Lieferdienst oder einfach was ganz anderes machen. Aber er bleibt jetzt trotzig, einfach dabei. Oder warum sucht er sich nicht einfach einen anderen Job?

LG: Ja, das ist natürlich eine Frage, die wir uns auch gestellt haben oder beziehungsweise die wir auch ihm gestellt haben. Und wenn man sich jetzt die YouTube-Kommentare zu unserem Film anschaut, dann sieht man da auch eigentlich relativ viel Unverständnis und eben auch teilweise Vorwürfe an Aron, dass er ja quasi dadurch, dass er bleibt, diese schlechten Arbeitsstandards ja weiter unterstützen würde. Also quasi frei nach dem Motto: Kündigt doch alle und dann müssen die Chefs eben andere Arbeitsbedingungen einführen, wenn sie weiter Angestellte haben wollen. Und eigentlich ist das erstmal ein ganz nettes Gedankenspiel. Aber es ignoriert ja irgendwo auch eine gesellschaftliche Realität. Also die Leute, die als Pizzafahrer arbeiten, benötigen keine spezielle Qualifikation. Und auch wenn das jetzt hart klingt, sind sie am Ende eigentlich halt austauschbar und das ist ja auch das, was Frau Nebe in unserem Film sagt. Also die Juraprofessorin von der Uni Halle. Sie sagt: Wir haben eigentlich gutes Arbeitsrecht, nur dem Arbeitgeber, dem wird zu wenig Gegenmacht quasi entgegengestellt.

ES: Dann lasst uns doch nochmal genau in dieses Interview, das du Lukas mit Frau Nebe geführt hast, reinhören.

Katja Nebe: Wir haben eine Durchsetzungsschwäche des Arbeitsrechts. Wir haben eigentlich gutes Arbeitsrecht.
Lukas: Der Arbeitgeber kann erst mal versuchen, ob er mit diesen Arbeitsverträgen durchkommt?
Katja Nebe: Das muss man leider sagen. Das ist so, ja.
Lukas: Was ist der Vorteil für Arbeitgeber, solche Arbeitsverträge aufzusetzen?
Katja Nebe: Es hat auf der einen Seite, was damit zu tun, Beschäftigte schnell wieder loswerden zu können, obwohl das eigentlich so nicht geht, rechtlich nicht vorgesehen ist und eröffnet Spielräume in ökonomischer Hinsicht.
Lukas: Also man kann mehr Gewinn machen?
Katja Nebe: Genau.

LG: Also ich denke, eigentlich kann man an dem Punkt auch die Frage umdrehen. Also quasi: Was würde sich ändern, wenn Aron jetzt kündigen würde und sagen würde: ja, okay, dann arbeite ich halt an der Supermarktkasse. Oder dann gehe ich abends irgendwie in einer Kneipe arbeiten oder so was. Also was würde das ändern, solange es noch genug Leute gibt, die eben prekär leben, die vielleicht jetzt keinen formalen Bildungsgrad haben und die auf diese Jobs angewiesen sind? Also es müsste sich ja quasi erst mal etwas an den Grundverhältnissen ändern, dass diese Strategie zum Erfolg führen würde.

ES: So eine potenzielle Gegenmacht könnte ja die FAU sein. Das ist eine Gewerkschaft, aber eigentlich gar keine klassische Gewerkschaft. Die wird zum Beispiel auch vom Verfassungsschutz beobachtet, und die taucht auch häufiger in eurem Film auf. Was macht die denn eigentlich aus? Warum ist die anders als andere Gewerkschaften?

LG: Ganz klassisch, wenn man jetzt in Deutschland irgendwie von Gewerkschaften spricht, dann meint man ja eigentlich oft die DGB-Gewerkschaften, die ja auch einfach hier den größten Teil der Arbeitnehmer vertreten. Also die DGB-Gewerkschaften haben zusammen über 6 Millionen Mitglieder. Wenn man sich die FAU anschaut, dann ist das eher im kleinen vierstelligen Bereich. Eigentlich ist sie, deutschlandweit betrachtet, eigentlich relativ unbedeutend. Man sieht aber, dass sie sich eben quasi dort in Bereichen festsetzt, wo andere Gewerkschaften Schwierigkeiten haben. Also die Lieferdienstbranche gilt insgesamt als schwer organisierbar. Wir haben hier eine sehr hohe Fluktuation von Arbeitnehmern. Gleichzeitig Sprachbarrieren, weil auch viele migrantisierte Menschen in der Lieferdienstbranche arbeiten. Und die FAU hat es geschafft, da quasi eine Nische zu finden und ist da aktiv. Also die FAU ist quasi nicht in dem Sinne eine klassische Gewerkschaft, wie man sie sich vorstellt oder wie man sich DGB-Gewerkschaften vorstellt, weil sie lehnen eben die Sozialpartnerschaft zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer ab. Gleichzeitig sind es Anarchosyndikalisten. Also sie streben tatsächlich auch einfach eine ganz andere Gesellschaftsform an. Sie wollen raus aus dem Kapitalismus. Und dadurch unterscheiden sie sich dann doch sehr stark von quasi einer normalen Gewerkschaft.

ES: Genau das ist ja auch der Grund, warum sie vom Verfassungsschutz beobachtet werden, beziehungsweise in mehreren Berichten auftauchen. Wie seid ihr denn dann in der Recherche damit umgegangen, dass ihr da eben so eine…na ja, vielleicht nicht konventionelle Partei habt, die dort mitmischt?

LG: Ich finde die Frage sehr gut. Und ich glaube, es ist auch wichtig, darauf hinzuweisen, dass die FAU andere Ziele verfolgt als die großen DGB-Gewerkschaften. Fände an diesem Punkt aber eigentlich es zielführender, quasi die inhaltlichen Punkte der FAU zu diskutieren. Also jetzt nicht zwingend in diesem Podcast. Aber eine generelle Debatte darüber zu führen, anstatt quasi mit diesem Stempel "vom Verfassungsschutz beobachtet" hausieren zu gehen. Ich glaube, man kann über die FAU diskutieren. Und ich finde auch da eine Debatte sehr sinnvoll. Aber finde diesen Stempel "vom Verfassungsschutz beobachtet" manchmal ein bisschen zu einfach.

ES: Dann lasst uns doch mal auf Domino‘s zurückkommen. Ihr erzählt, dass es in manchen Domino‘s Filialen auch im Arbeitsvertrag festgehalten wird, dass Trinkgeld abgegeben wird. Ich habe auch schon mal in der Gastro gearbeitet und kenne das tatsächlich gar nicht anders. Nicht im Arbeitsvertrag, aber dass das total normal ist, dass die Leute, die eben Kontakt mit den Kund*innen haben, ihr Geld mit denen teilen, die eben keinen Kontakt haben. Also bei Domino‘s sind das die Bäcker*innen, die eben ja nie Trinkgeld bekommen. Das kann man doch eigentlich direkt im ganzen Team aufteilen, oder?

LM: Ja, da spricht überhaupt nichts dagegen, dass man das macht. Und du hast es ja auch gesagt, das ist üblich in der Gastro, dass zwischen den Kellner*innen und der Küche aufgeteilt wird. Das muss aber eine individuelle, freiwillige Einigung sein. Darauf muss man sich einigen. Und es darf keine Pflicht sein. Und was wir in unserer Recherche rausgefunden haben ist, dass es ganz oft vorausgesetzt wird, dass es sogar im Arbeitsvertrag steht, dass es ein Begleitschreiben gibt, bevor man seinen Arbeitsvertrag unterschreibt: Hier immer pro Tour 35 Cent abgeben. Und das so pauschal zu regeln ist gegen die Gewerbeordnung und nicht haltbar, hat uns die Juristin der Uni Halle gesagt, Katja Nebe.

ES: Heißt das, das ist illegal?

LM: Ja, es ist illegal. Und man kann das skandalisieren. Das hat auch ein Fahrer in Berlin gemacht, der kommt auch kurz vor, David Rothe. Der hatte das Problem, der musste immer pauschal pro Tour einen gewissen Trinkgeldbetrag abgeben. Dann hat er aber tatsächlich zwischendurch gar kein Trinkgeld bekommen, musste das trotzdem abgeben und ist unter den Mindestlohn gerutscht.

ES: Leon, du hast dann mal auch in Berlin ein Probearbeiten gemacht. Wie war’s?

LG: Genau, spannend war das. Also wir haben uns ja eigentlich einen Store ausgesucht, der es schon davor in die Schlagzeilen geschafft hatte. Also eben durch die Bestrebungen von David, der auch kurz im Film vorkommt, hatte der rbb berichtet, der Tagesspiegel berichtet und RTL war auch einmal kurz da. Und wir wollten eigentlich eher sehen, welchen Effekt kann das dann haben, wenn Fahrer auf ihre Rechte bestehen, wenn sie Stress machen, wenn eben es eine Öffentlichkeit gibt? Und dementsprechend habe ich beim Probearbeiten jetzt auch keine größeren Missstände angetroffen. Ich habe natürlich trotzdem einen kleinen Einblick bekommen, wie es als Rider ist. Und mein Eindruck war: Es gibt auf jeden Fall einen hohen Druck. Man wird aufgefordert, wenn man mal zu langsam war, wenn man sich verfahren hat, eben schneller zu werden. Gleichzeitig ist das natürlich im Winter auch einfach superkalt. Und das Ganze natürlich für den Mindestlohn. Aber auf der anderen Seite will ich jetzt auch nicht in Job eines Riders schlechtreden. Also ich hatte auf jeden Fall, auch ich selbst schon, schlimmere Jobs, zum Beispiel im Supermarkt irgendwie Regale auffüllen. Also ich glaube, es ist eher quasi eine Frage der Rahmenbedingungen. Und wenn die stimmen, dann kann das auch eigentlich ein ganz angenehmer Jobs sein.

ES: Könntest du dir vorstellen, das noch mal zu machen? Wenn das mit dem Journalismus nichts wird?

LG: Ich glaube, die nehmen mich nicht mehr.

ES: Das könnte sein, ja. Dann musst du dich vielleicht wieder mit falschem Namen bewerben.

LG: Ja, das wäre ein Versuch wert.

ES: Bei Domino's, weil du gerade meintest, es wird auch stressig und dass das da vielleicht auch Druck gibt, wenn man ein bisschen zu langsam ist. Die tracken ja auch die Lieferzeit. Und wir hatten das so ähnlich auch schonmal in unserer Dezemberfolge, wo wir über Amazon-Fahrer*innen gesprochen haben. Ist dieses Tracken der Lieferzeit, ist das eigentlich legal?

LM: Also das ist auf jeden Fall legal. Das kommt bei vielen Lieferdiensten vor. Man muss auch sagen in der Wirtschaft an sich ist es üblich, dass es beispielsweise Wertschöpfungskurven gibt, die individuell für Mitarbeiter gemacht werden. Der hat in der und derzeit so und so viel Geld reingebracht. Also das ist nicht untypisch, dass das gesehen wird. Das ist aber trotzdem in der Praxis durchaus sehr unangenehm für die Fahrerinnen und Fahrer. Also Leon hat ja da auch Sprüche zu hören bekommen. Und es wird bei Domino‘s ein bisschen auf die Spitze getrieben. Also es gibt Store-interne Rankings. Da steht dann: wer ist gerade der Schnellste und wer ist es der Langsamste? Ich weiß von einem ehemaligen Fahrer, dass es bei seiner Filiale Boni gab für die Schnellsten, die haben dann mal einen Gutschein gekriegt, oder so. Von Charlotte, das ist eine Fahrerin aus Leipzig, eine ehemalige, haben wir gehört, dass sie da quasi in ihrem Selbstwert gelitten hat, weil sie runtergemacht worden ist, dafür, dass sie nicht so schnell war. Und was wir auch wissen, was uns viele Fahrer erzählt haben, diese Rankings, die führen dazu, dass man ermutigt ist, riskant zu fahren und Unfälle zu riskieren und Verkehrsübertretungen zu begehen. Da schließt sich ganz viel an durch diesen Druck. Also es geht auch darum, dass die Fahrerinnen und Fahrer unter sich dann den Konkurrenzkampf haben. Wer greift diese Boni ab? Aber auch: Wer kriegt die attraktiveren Routen? Weil nicht alle Routen gleich attraktiv sind. Und, das kann ich mich noch anfügen, dass diese Lieferzeiten so wichtig sind, das liegt daran, dass das Domino‘s einerseits verspricht gegenüber den Kundinnen und Kunden, dass gesagt wird: wir sind schnell, wir schaffen das in 30 Minuten, sonst kriegt ihr eine zweite Pizza. Solche besonderen Aktionen gibt es. Und weil Lieferzeiten natürlich Personalkosten bedeuten. Je länger die Lieferzeiten, desto höher die Personalkosten. Und das ist eine ganz wichtige Stellschraube für Franchise-Partner, um profitabel zu bleiben.

ES: Wie tracken die das eigentlich?

LM: Bei Domino‘s ist es so, dass im Store, so haben wir uns das schildern lassen, für Leipzig, dass im Store ein Aushang ist mit den Fahrten. So ein System, wo die Fahrten stehen und da steht, was die typische Zeit dafür sein sollte. Dann bucht man sich da ein.

ES: Die typische Zeit für den jeweiligen Stadtteil dann?

LM: Genau, da steht dann hier Straße XY, da muss ich jetzt hinfahren, da musst du hinfahren. Dann bucht man sich, einfährt los, kommt zurück. Und dann sieht man, ob man drüber oder drunter ist. Und daraus entstehen dann auch Durchschnittswerte. Es gibt sogar ein System, das heißt Store-Wars. Da werden alle Läden deutschlandweit verglichen, auch bei der Lieferzeit, soweit wir das wissen. Uns wird das natürlich nicht gezeigt, sondern wir müssen uns das schildern lassen. Da sind diese Lieferzeiten wichtig. Diese Lieferzeiten führen auch sogar dazu, dass es für die Franchise-Partner Auszeichnungen gibt.

ES: Jetzt habt ihr er nicht nur eine fake Bewerbung zum Probearbeiten als Rider geschickt, sondern auch als Interessenten im Domino’s-Franchise, also als Besitzer eines Ladens. Fällt das dann nicht einfach irgendwann auf?

LM: Also ich würde mal sagen, das hängt davon ab, wieviel Mühe man sich gibt und wie weit man es treiben will. Der erste Schritt ist gewesen, dass man überhaupt es schafft, ein Gespräch zu bekommen, mit den entsprechenden Leuten bei Domino’s, die einen dann darüber aufklären. Also so eine Art Bewerbungsgespräch, Informationsgespräch. Das wollten wir haben, weil wir wissen wollten, wie Domino's mit einem spricht, wenn man nicht sich als Journalist zu erkennen gibt. Und das hat dazu geführt, dass wir uns in Legende überlegen mussten. Also einen fake Lebenslauf. Da haben wir dann einen langen Fragebogen ausgefüllt, den Domino‘s auf seiner Homepage stehen hat. Da musste man dann erklären, warum man das will, was man für Umsatzerwartungen hat, warum man gerade selber dafür besonders geeignet ist. Da haben wir uns dann einen 50-jährigen Immobilieninvestor aus Chemnitz ausgedacht, der in bestimmten Städten, wo Domino‘s noch nicht ist, gerne aktiv werden würde, muss dann noch andere Unterlagen beschaffen. Das hat ein bisschen gedauert. Und dann haben wir irgendwann auf Absenden gedrückt von unserer neu angelegten E-Mail-Adresse. Und das Interessante war, oder das Lustige war: Die haben uns zuerst abgelehnt. Nicht, weil sie uns erkannt haben, sondern weil wir uns nicht so clever angestellt hatten in der Bewerbung. Wir waren so ein bisschen zu großspurig aufgetreten, so ein bisschen zu sehr: "Das ist ein geiles Investment" und so, also ein bisschen zu großkotzig eigentlich. Und dann haben die gesagt: "Ne, wir brauchen eigentlich lieber Leute, die stärker selbst anpacken, die mehr eine Hands-on-Mentalität mitbringen." Und dann haben wir überlegt: Mist, was machen wir denn jetzt? War die ganze Arbeit umsonst? Und dann haben wir aber danach noch gesagt : "Das ist ein Missverständnis. Wir wollen uns natürlich total einbringen und fassen auch selbst mit an" und so. Und dann haben wir tatsächlich einen Termin gekriegt und sind zum Gespräch eingeladen worden und haben dann dieses Gespräch geführt. Also nicht wir selber, weil wir der Meinung waren, wir gehen nicht als interessierte Franchise-Partner durch, potenzielle Franchise-Partner. Sondern das hat ein Kollege von Leon gemacht, der ein bisschen älter ist. Und da haben wir den Videocall gemacht. Und wir hätten tatsächlich sogar noch dann den nächsten Schritt machen können und Probearbeiten machen können als potentieller Franchise-Partner bei einem anderen aktiven Franchise-Partner. Das haben wir dann aber aus Zeitgründen nicht mehr gemacht.

ES: Wart ihr da aufgeregt dann in dem Gespräch, das der Kollege dann mit Domino‘s geführt hat, dass er nicht im Gespräch plötzlich auffliegt? Ihr müsst ja eigentlich total viel vorbereitet haben an möglichen Fragen, die kommen, wenn ihr am Anfang schon zu großspurig aufgetreten seid, dass das vielleicht noch einmal angesprochen wird oder so?

LG: Ja, klar, also Aufregung ist da natürlich immer da. Und ich glaube, wir haben jetzt auch nicht in jeder Frage so wirklich geglänzt. Das waren auch teilweise wirklich sehr, sehr belanglose Dinge. Dann wurde irgendwie über Pizza Calzone gesprochen. Warum Domino‘s das jetzt nicht im Sortiment hat. Also es ist auch einfach jetzt nicht unsere Kernkompetenz. Wir haben jetzt keinen betriebswirtschaftlichen Hintergrund und lagen zum Beispiel bei den Umsatzzahlen, die wir uns vorgestellt haben, auch einfach komplett daneben. Aber am Ende sind ja doch auf jeden Fall ein paar interessante Statements rausgekommen. Gerade auch die Sache mit den Musterarbeitsverträgen, die natürlich Domino‘s in jeder Pressemitteilung betont, dass es ja Musterarbeitsverträge gibt, die den Franchise-Partnern zur Verfügung gestellt werden. Und wenn man die dann aber quasi mal als potenzieller Franchise-Partner selbst darauf anspricht, dann hört sich das eben doch ganz anders an. Und Sie sagen: "Nein, damit haben wir nichts zu tun. Sie sind selbständiger Unternehmer und Sie bekommen von uns keine vorgefertigten Verträge." Also dahingehend hat es sich auf jeden Fall gelohnt, meiner Meinung nach.

ES: Wir habt ihr das im Nachgang kommuniziert? Habt ihr dann noch mal den Personalern, oder mit wem ihr da auch immer gesprochen habt, habt ihr denen dann noch mal eine Mail geschickt, euch als Journalisten zu erkennen gegeben? Oder ist es einfach so im Sande verlaufen? Wie ist es dann noch ausgegangen? Oder muss euer Kollege jetzt doch so einen Store aufmachen?

LG: Ja, vielleicht hat er einen neuen Job bald, ne? Ne, also am Ende, hieß es, wir sollen uns melden, dass Domino‘s sich nicht bei uns meldet, am Ende dieses Calls. Und ja, das Angebot haben wir nicht in Anspruch genommen.

ES: Ihr erzählt aber ja auch, also es gibt keine Musterarbeitsverträge, da sind dann schon mal die Store-Betreiber*innen ziemlich auf sich allein gestellt. Die haben aber ja auch massive Kosten, oder?

LM: Ja. Diese Kosten sind zum Teil aber auch transparent einsehbar, muss man fairerweise sagen. Wenn man sich jetzt über das Franchise-Modell informieren will, dann geht man auf die Homepage von Domino‘s und dann steht da zum Beispiel, dass es eine Franchise-Gebühr gibt. Das sind 5,75 Prozent des Nettoumsatzes. Das ist sozusagen eine Franchise-Pauschale. Das geht immer ab. Das ist nicht vom Gewinn abhängig, sondern das geht einfach immer ab. Dazu kommen fünf Prozent Werbepauschale. Und wir hatten dann durch ein bisschen Recherche-Glück Kontakt zu einem ehemaligen Franchise-Partner, der gesagt hat, der seine Partnerschaft mit Domino‘s beendet hat. Und auch nicht nur im Guten. Der meinte, das ist viel zu hoch. Fünf Prozent Werbepauschale, so viele Flyer kann man gar nicht drucken. Der hat sich da total drüber aufgeregt und meinte, das wäre Abzocke oder ineffizient. Wir kennen aber weiterhin nicht die Verträge, die Domino‘s zwischen den Franchise-Partnern und sich schließt. Da können wir uns nur auf Insider-Informationen verlassen. Und da hat dieser ehemalige Partner uns gesagt, dass man an ganz vielen Stellen kostspielige Vorgaben bekommt. Also man kann die Telefonanlage nicht selbst installieren und abschließen, sondern das kriegt man vorgeschrieben. Die Inneneinrichtung kriegt man vorgeschrieben. Wenn etwas kaputt geht, muss man das teuer ersetzen. Die Einkaufsbedingungen. Er meinte, man verdient das meiste Geld über den Einkauf, die kann auch nicht selber gestalten, sondern die gibt Domino‘s vor und die seien überteuert und benachteiligend. Der meinte, es gibt so eine Gastro-Kalkulation, so eine Gastro-Rechnung, ab wann das wirtschaftlich ist. Die lautet: Wareneinsatz mal 400. Also was ich an Waren kaufe mal 400, 400 Prozent, das muss den Preis ergeben und dann des Produkts. Dann kann es sich lohnen. Und der meinte, da kommt man nicht ansatzweise dran. Das ist nicht zu erreichen. Das heißt, es ist eher ungünstig, so zu arbeiten. Und was auch noch ein Punkt ist, wenn man sich darauf einlässt, bezahlt man laut Domino‘s als Anfangsinvestment um die 235.000 Euro. Das ist ein Durchschnittswert. Und das heißt, man sitzt erst einmal auf Krediten.

ES: Stattdessen gibt es dann die sogenannte "Rolex-Challenge" für die Store-Betreiber*innen. Könnt ihr mir bitte noch einmal erzählen, was da los ist. Ich fand es dann wirklich absurd, als ich das in den Film gesehen habe.

LM: Ja, das ist ganz interessant. Aber man muss dazu sagen, das ist nicht das einzige Bonusprogramm, was Domino‘s für eine Franchise-Partner hat. Man kann in den Geschäftsbericht gehen, des großen Konzerns wo Domino’s-Deutschland dazugehört. Und da gibt es tausend Challenges und irgendwelche Preise und so. Und das Interessanteste ist, wie gesagt, die Rolex-Challenge. Wir wissen nicht genau, was die Konditionen sind. Wir wissen in etwa, dass es so läuft: Man braucht als Franchise-Partner für eine gewisse Zeit einen gewissen Umsatz. Und wenn man den erreicht, kriegt man eine Rolex, wo ein Domino’s-Logo drin eingelassen. Das ist sozusagen eine Extra-Anfertigung. Und Domino‘s ist ja ein US-amerikanischer Konzern ursprünglich, und das wird schon seit den 1970er Jahren gemacht, späten 70er-Jahren. Und das ist ein Sammlerstück. Irgendwie war ich auf ganz vielen Homepages von Uhren-Freaks, die gesagt haben: Ja das ist eigentlich ganz interessant mit dieser Uhr. Und das ist die special story behind. Und darauf habe ich natürlich auch diesen Kontakt angesprochen, diesen ehemaligen Franchise-Partner und habe gefragt: Wie ist denn das? Haben Sie bei der Rolex-Challenge und bei anderen Bonusprogrammen mitgemacht? Dann hat er gesagt: "Wissen Sie, wenn man solche Werte erreichen will, damit man dann am Ende einen Preis kriegt oder eine Auszeichnung, da muss man als Franchisenehmer extrem viel arbeiten. Da arbeitet man mehr als 40 Stunden. Da muss man richtig, muss man wirklich alles geben, 150 Prozent." Und wenn man das letztlich auf einen Stundenlohn runterrechnet, fällt man unter den Mindestlohn, war sein Argument. Und dann ist auch eine Rolex im Wert von, was weiß ich, 3.000 Euro, ich weiß es nicht, auch nicht mehr viel wert. Das heißt es ist aus seiner Sicht ein Anreizprogramm, um ja da was Spielerisches reinzubringen. Stichwort Gamification. Vielleicht gibt es auch Leute, die sind da wirklich scharf drauf. Aber lohnen tut es sich nicht für die Franchise-Partner.

ES: Das heißt, wir haben die Rider, die schlecht bezahlt werden und massiven Druck haben. Wir haben die einzelnen Store-Betreiber*innen, die buttern da total viel Kohle rein, haben ein eigenes Risiko. Wer verdient dann eigentlich jetzt am Ende bei Domino‘s Geld?

LM: Also das ist, glaube ich, eine erstmal, ich glaube, das ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Es gibt durchaus Franchise-Partner, die haben sich, da glaube ich, gut entschieden. Ich hatte Kontakt zu einem ehemaligen Fahrer, der meinte: "Ja, ich glaube, mein Chef hat eine Villa, das wurde mir gesagt, der hätte eine Villa." Und der hat für einen Store gearbeitet in einem superguten großstädtischen Einzugsgebiet, wo man wahrscheinlich wirklich gut verkaufen kann. Es gibt sicherlich auch Franchise-Partner, örtliche Chefs, die ihre Mitarbeiter gut behandeln und die gut bezahlen. Das gibt es sicher auch. Das ist ja von Fall zu Fall unterschiedlich. Da ist ja eine gewisse Freiheit der Franchise-Partner gegeben, die wir ja auch kritisch hinterfragen. Es gibt aber halt auch Fahrer, die aus gebeutet werden aus unserer Sicht. Oder die mal unter den Mindestlohn fallen können, und das muss dann skandalisiert werden. Und es gibt Franchise-Partner, die wieder pleite machen, verschuldet sind. Was man relativ sicher sagen kann, ist dass der Franchisegeber, also Domino’s-Deutschland, in erster Instanz davon profitiert. Weil die tragen eigentlich nicht so sehr das unternehmerische Risiko, sondern verdienen an der Franchise-Abgabe und eventuell noch an anderen Fortbildungen und einmaligen Gebühren und so. Wir haben in den letzten Unternehmensbericht geguckt von Domino’s-Deutschland. Und da ist tatsächlich ein Gewinn um die 14 Millionen Euro ausgewiesen. Das ist jetzt nicht sonderlich viel. Aber es ist ein Gewinn. Dieser Gewinn geht an den Konzern, wo Domino’s -Deutschland dazu gehört. Das ist nicht Domino’s, der ursprüngliche Konzern, sondern ein Domino’s-Konzern, der die Exklusivrechte für bestimmte Märkte hat. Unter anderem Deutschland. Aber auch Australien. Und das ist ein Unternehmen von, von dem man Aktien kaufen kann. Und die Domino’s-Aktie ging einfach auch die letzten Jahre richtig hoch. Da habe ich auch mehrere, so Analysten-Tweets auf Twitter gesehen. Wo gesagt wurde: "Boah, das ist eine Aktie, da muss man ran!" Also Investoren können damit Geld verdienen. Und das war auch das, was der ehemalige Franchise-Partner zu mir meinte. Dieses Stichtag-Denken bis zum Jahresabschluss ist total wichtig. Weil diese Zahlen müssen stimmen. Das ist nicht unbedingt nachhaltig gedacht. Aber das sind Aussagen, die wir nicht belegen können.

ES: Ihr konntet auch noch mit Stoffel Thijs sprechen. Und er ist der Geschäftsführer von Domino’s-Deutschland. Und der wollte gar nichts von den ganzen prekären Arbeitsbedingungen, die es eben ja auch gibt... Der will davon nichts wissen?

LM: Ne, so ist das nicht. Also Stoffel Thijs ist im Gespräch sehr umgänglich und freundlich und nimmt sich das zu Herzen. Man muss auch sagen, wir haben denen diese E-Mail geschrieben, haben durchblicken lassen, dass da jetzt was Unangenehmes kommt. Und die haben sofort ein Interview angeboten, waren sehr freundlich und Stoffel Thijs hat dann in unserem Interview, aber auch in Interviews vorher gesagt: Das geht natürlich gar nicht, wenn es schlechte Arbeitsverträge gibt. Und wenn so etwas passiert, wie mit David in Berlin beispielsweise, dass er unter den Mindestlohn fällt, da hat er sich stark von distanziert. Sagt aber auch immer: Letztendlich ist, dass die Verantwortung der Franchise-Partner, der Franchisenehmer. Wir können nur versuchen, die zu beraten, das zu kontrollieren und dann auf Änderungen zu drängen. O-Ton Stoffel Thijs: Ihr sagt mir, dass euch da was vorliegt. Das ist neu für mich. Das muss ich prüfen. Und dann würden wir da nachhaken, weil wir das nicht akzeptieren, dass da rechtswidrige Verträge geschlossen werden.

LM: Unser Eindruck ist: Die Dinge müssen tatsächlich ganz schön eskalieren, bis was gemacht wird. Also die Leipziger Effekt GmbH, der größte Franchise-Partner von Domino’s in Deutschland, die ist seit gut einem Jahr in der Kritik, in der negativen Öffentlichkeit. Der werden Sachen aufgegriffen, die kritisch gesehen werden. Die Arbeitsverträge zum Beispiel. Leon hat darüber berichtet, ich habe darüber berichtet. Stand jetzt sind diese Arbeitsverträge immer noch in Kraft. Und Stoffel Thijs hat sich im Gespräch relativ überrascht geben, dass das noch nicht geklärt ist. Und wir dachten: wie kann das denn sein, dass es irgendwie immer noch so ist? Und aber es heißt immer: Es ist anders, wir haben Musterarbeitsverträge. Warum wird das nicht durchgesetzt? Also wir haben so ein bisschen den Eindruck, man macht sich eventuell einen schlanken Fuß. Was natürlich in gewisser Hinsicht ein schlechtes Licht auf die Branche wirft, weil andere Franchise-Unternehmen, beispielsweise McDonalds, es schaffen, Tarifverträge, einheitliche Verträge zu haben. Wodurch sich Mitarbeiter darauf verlassen können, dass sie fair behandelt werden. Und Domino's sagt immer noch: Das ist eine Entscheidung des örtlichen Unternehmers, des örtlichen Franchise-Partners. Wir machen denen ganz viele Vorgaben, was Rezepturen, Innenausstattung und so betrifft. Aber das ist deren Entscheidung. Und da setzt sozusagen die Kritik unseres Films an.

ES: Wir haben ganz am Anfang über Aron, den Rider aus Leipzig. Mit dem hattet ihr für den Film soweit ich weiß, Anfang des Jahres zuletzt Kontakt. Wisst ihr, wie es jetzt vielleicht für ihn weitergeht, wie es ihm geht?

LG: Unser Eindruck ist, dass er weitermachen wird. Also ich glaube, da muss schon was Krasses passieren, dass er quasi jetzt nicht seinen Weg, den er eingeschlagen hat, weitergeht. Und ich finde, das muss man sich auch mal vor Augen führen: Eigentlich hat Aron ja nur einen 450 Euro-Job, so neben seinem Studium. Und für die meisten und mich auch eingeschlossen, sind eigentlich solche Jobs eigentlich eher was gewesen, das arbeitet man ab, damit man die Miete zahlen kann und so weiter. Und Aron ist da ja anders, also in meiner Wahrnehmung. Also, wie viel Zeit er da auch reinsteckt und wieviel Energie und auch welche Konflikte er da quasi auch auf sich nimmt. Also dass er jetzt zum Beispiel eine Kündigung hatte, dagegen quasi vorgehen musste. Dass er jetzt versetzt wurde, obwohl er eigentlich relativ neben seiner Haustür gearbeitet hat. Und jetzt am anderen Ende von Leipzig. Aber ich glaube schon, dass das auch ihn nicht kalt lässt, dass jetzt zum Beispiel… also Lukas hatte das ja am Anfang des Podcasts gesagt, dass das ja auch oft seine Freunde sind, mit denen er da zusammenarbeitet. Oder dass es da irgendwie so einen Teamgefühl gibt. Und wenn da jetzt natürlich Leute, wie zum Beispiel Charlotte aufhören, dann denke ich, lässt das wahrscheinlich auch keinen Arbeitnehmer in so einem Team auch kalt.

LM: Und ich glaube, er hat wirklich einen Trotz entwickelt, hat sich mies behandelt gefühlt, ist wütend und will jetzt irgendwie zu seinem Recht kommen. Und er hat diese Geschäftsleitung gefressen. Das muss man so sagen. Er geht da richtig offen mit um. Er stellt sich auf Demos, organisiert die, und dann kommt eine extrem kämpferische Rede, wo auch Franchise-Partner gesagt haben: Das hat uns eingeschüchtert, was da für Demos liefen. Also der geht schon auf Konfrontation, der ist aus unserer Sicht sehr konfliktfähig.

ES: Leon Grüninger und Lukas Meya. Danke!

LM: Gerne!

LG: Ja, gerne!

ES: Das war der Podcast "MDR Investigativ – Hinter der Recherche". Den Film von Leon Grüninger und Lukas Meya, den finden Sie in der ARD Mediathek und auch bei Youtube unter dem Titel "Dominos Pizza Imperium". In zwei Wochen hören Sie dann an dieser Stelle meine Kollegin Secilia Kloppmann wieder und es geht um Wladimir Putins Zeit als KGB Offizier in Dresden. Falls Sie bis dahin mit uns in Kontakt treten wollen, dann können Sie uns sehr gerne eine Email senden. Und zwar können Sie die an invstigativ@mdr.de senden.

Machen Sie’s gut und bleiben Sie gesund!

Podcast MDR INVESTIGATIV - HINTER DER RECHERCHE

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