schwarz-weiß: Eine Frau und ein Mann in einem Gang mit Holzwand (Gesichter unkenntlich). 70 min
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70 min

In den 80ern töten Eltern fünf ihrer Neugeborenen, über Jahre bleiben die Morde unentdeckt. Eine aufmerksame Personalchefin sorgt schließlich für die Ermittlungen der Polizei, die das Paar auffliegen lassen.

MDR AKTUELL Fr 02.09.2022 06:00Uhr 69:54 min

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Ein aufsehenerregender Gerichtsprozess in Magdeburg erschüttert im Juni 1990 das ganze Land. Manfred und Margitta F. aus Wernigerode werden zu jeweils 15 Jahren Haft verurteilt. Das Paar tötete in den 80er Jahren fünf seiner neugeborenen Babys und entsorgte sie in einer Heizungsanlage – unbemerkt von Nachbarn, Verwandten und Bekannten. Erst nach dem fünften Mord 1988 fliegen die Taten auf.

Die Verbrechensserie beginnt 1984. Zu diesem Zeitpunkt hat das Paar bereits fünf Kinder. Margitta F. ist Hausfrau, ihr Mann arbeitet als Heizer. Als Margitta F. wieder schwanger wird, beschließt sie, das Kind zu töten. Nach der Hausgeburt weist sie ihren Mann an, dem Baby Zellstoff aufs Gesicht zu legen, es in einen Korb zu packen und in eine Decke zu wickeln. Dort verstirbt der Säugling wenige Stunden später. Manfred F. packt das Kleine in eine Papiertüte und bringt es zu seinem ehemaligen Arbeitsplatz, eine Heizungsanlage in Wernigerode, um es dort zu verbrennen.

In den Jahren darauf entwickelt das Paar eine grausame Routine. Jedes Jahr wird ein Baby geboren, jedes Jahr muss es auf die gleiche Weise sterben und wird in der Heizungsanlage verbrannt. Erst als Margitta F. 1988 eine Stelle als Reinigungskraft in einem Stahlbaubetrieb annimmt, fällt den Mitarbeiterinnen auf, dass ihre neue Kollegin einen Babybauch hat. Doch die fünffache Mutter streitet eine Schwangerschaft ab. Ein paar Monate später ist der Babybauch wieder verschwunden – angeblich eine Totgeburt. Personalchefin Jutta Appold schickt Margitta F. zum Frauenarzt. Der stellt fest, dass die fünffache Mutter eine ganz normale Lebendgeburt hatte, aber nicht sagen will, wo sich der Säugling befindet. Georg Giertz, Oberleutnant der Kriminalpolizei, nimmt die Ermittlungen auf und bringt gemeinsam mit seinen Kollegen die grausamen Details der Tötungsreihe ans Licht.

Schleierhaft bleibt bis heute, warum die Verbrechen so lange unbemerkt blieben. Nachbarn sagen aus, sie hätten zwar mehrmals eine Schwangerschaft bei Margitta F. bemerkt, hätten aber den Ausflüchten der Mutter geglaubt. Angeblich seien die Babys "abgegangen" bzw. zur Adoption freigegeben worden. Auch die "Jugendhilfe" der DDR, vergleichbar mit dem heutigen Jugendamt, bemerkt die Schwangerschaften nicht, trotz mehrfacher Besuche bei der Familie.

Der Podcast Die Spur der Täter zeigt die Hintergründe des grausamen Falls und versucht mithilfe von Zeitzeugen und einer Kriminalpsychologin die Motive der Serientäter aufzudecken.

Neue Entwicklungen zum Fall in unserer Podcast-Folge "Unfall oder Mord"

"Fünffacher Kindsmord in Wernigerode" als Film in der ARD Mediathek

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