
Nach Kritik der USA Weltpostverein plant gerechteres Vergütungssystem
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Erst der Austritt aus dem Pariser Klimavertrag, dann der Ausstieg aus diversen Freihandelsabkommen und nun kündigten die USA auch noch den Rückzug aus dem Weltpostverein an. Das finanzielle Vergütungssystem für internationale Postsendungen sei unfair und bevorteile beispielsweise chinesische Onlinehändler. Der Generaldirektor des Weltpostvereins reagiert im Exklusivinterview auf die Kritik und kündigt an, dass die UN-Sonderorganisation Veränderungen anstrebt.

Unfair sei der dem Weltpostverein zu Grunde liegende Vertrag, der die internationale Zusammenarbeit der Postbehörden regelt und die Rahmenbedingungen des grenzüberschreitenden Postverkehrs festlegt, hieß es aus Washington. Der Vertrag gebe ausländischen Postdiensten einen unzulässigen Vorteil gegenüber einheimischen Unternehmen. Doch Bishar Hussein, der Generaldirektor des Weltpostvereins, widerspricht im Exklusivinterview: "Ich meine nicht, das es ungerecht ist."
Online-Bestellungen nehmen zu
Für Ärger sorgen etwa die Verrechnungspreise für als internationale Briefpost deklarierte kleinformatige Warensendungen. So profitieren Onlinehändler aus China, das beim Ausgleichssystem des Weltpostvereins als Entwicklungsland eingestuft ist, von besonders günstigen Tarifen. Die Zahl dieser Online-Bestellungen wächst und wächst. Auch Bishar Hussein sieht, dass es hier viel Veränderung gab.
"Sicherlich hatte das Thema der kleinen Pakete in der Vergangenheit für uns eine andere Bedeutung. Heute sind sie eine Art wertvolles Gut und deshalb hat sich die Dynamik nun geändert." Der Generaldirektor des Weltpostvereins räumt ein, dass das Vergütungssystem vor dem Hintergrund des internationalen Onlinehandels verändert werden sollte: "Wir müssen das Gleichgewicht wiederherstellen und sehr bald zu einem Ergebnis kommen."
Fragebögen an Mitglieder
Nach der Kritik aus Washington habe man beim Weltpostverein umgehend einen Prozess angestoßen. Zunächst will man die Meinung aller 192 Mitglieder der 1874 gegründeten Organisation hören. Denn nicht nur die USA sind unzufrieden mit dem System. Man hat bereits Fragebögen verschickt.
Eine Expertengruppe soll sich mit deren Auswertung befassen und Vorschläge für eine neue Vergütung erarbeiten, sagt Bishar Hussein: "Die Dringlichkeit des Wunsches nach Veränderung ist jetzt wirklich für alle sichtbar und deshalb wollen wir diese Angelegenheit sehr schnell klären. Wir analysieren nun die Positionen der Mitglieder und im April haben wir eine Sitzung zu diesem Thema. Wir hoffen, dass wir dann das Ergebnis der Analyse vorliegen haben und sich dann zeigen wird, ob wir ein neues System finden können."
Generaldirektor glaubt nicht an US-Ausstieg
Dass die USA ihre Ankündigung tatsächlich umsetzen und aus dem Weltpostverein austreten werden, glaubt dessen Generaldirektor nicht. Aber es sei natürlich ihr gutes Recht, der Organisation den Rücken zu kehren. Nur, so betont Bishar Hussein: "Das bedeutet, man muss 192 bilaterale Abkommen schließen mit den damit verbundenen Herausforderungen. Man muss sich mit Zollabkommen mit verschiedenen Ländern befassen, mit Fluggesellschaften, mit Sicherheitsfragen. Hier haben sie mit einer Unterschrift Zugang zum Postsystem von 192 Ländern. Wenn man aussteigt, muss man alles bilateral aushandeln. Das ist ein sehr komplexer Prozess."
Auch für den Weltpostverein als Organisation geht es um viel, entsprechend diplomatisch lobt der oberste Postmann der Welt die USA als großartiges Land. Weltweit werde man an einer Lösung arbeiten, die den Bedürfnissen dieses wichtigen Mitglieds gerecht wird.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 28. Oktober 2018 | 03:52 Uhr
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28.10.2018 13:28 Andreas 3
28.10.2018 09:21 Michael Möller 2
28.10.2018 07:50 noch 44 Tage (UNO-Migrationspakt) 1