Bedingungsloses Grundeinkommen 1.000 Euro für jeden monatlich - machbar oder utopisch?
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1.000 Euro jeden Monat und das, ohne etwas dafür tun zu müssen. Klingt das nicht wunderbar? Doch ist das überhaupt finanzierbar? "Exakt - die Story" begleitet BGE-Gewinner, spricht mit Befürwortern sowie Gegnern und zeigt die Diskussion über die Notwendigkeit und Machbarkeit eines bedingungslosen Grundeinkommens.

Ein Jahr lang jeden Monat 1.000 Euro direkt auf's Konto - einfach so, als bedingungsloses Grundeinkommen (BGE). Was würde man damit machen? Eine Weiterbildung beginnen, auf Reisen gehen, anderen etwas schenken, gesünder leben, ein neues Auto, Zeit für die Familie, beruflich kürzer treten oder vielleicht etwas ganz Neues anfangen?
Bedingungsloses Grundeinkommen schafft Freiraum
Über 500 Menschen in Deutschland konnten die Erfahrung schon machen, dass das bedingungslose Grundeinkommen Freiräume schafft. Was hat es unter anderem bewirkt? So kann sich eine Lehrerin endlich ihren Herzenswunsch erfüllen und macht eine Ausbildung zur Trauerrednerin. Eine Grafikerin schafft sich ein zweites Standbein als Gesundheitsberaterin und schreibt ein Buch. Ein Gärtner traut sich jetzt an alternative Anbaumethoden, die nicht sofort gewinnbringend sein müssen. Und ein Neunjähriger teilt die 1.000 Euro mit seiner Familie und schenkt sich selbst regelmäßigen Gitarrenunterricht.
Judith Menzl aus Rostock schafft es, die Winterflaute in ihrem neueröffneten Eiscafé ganz locker zu überstehen. "Dass ich mich jetzt nicht mehr um mein eigenes Einkommen sorgen muss, verschafft mir irgendwie Leichtigkeit. Und meinem jungen Unternehmen ordentlich Luft" freut sie sich, als sie so ein bedingungsloses Grundeinkommen gewinnt.
1.000 Euro zusätzlich jeden Monat. Möglich macht das die Initiative "Mein Grundeinkommen" aus Berlin. Das Geld wird verlost und kommt aus einem Spendenfonds. Die Gewinner bekommen ein Jahr lang die Finazierung.
Mit einem BGE hätten wir alle ein ganz neues Lebensgefühl. Jeder könnte dann sein Potential entfalten, frei von Angst und Geldsorgen.
Was bringt ein bedingungsloses Grundeinkommen?
Dass ein BGE kommen muss, davon ist auch Deutschlands bekanntester Philosoph Richard David Precht überzeugt. Er prophezeit wegen der Digitalisierung einen extremen Wegfall von Arbeitsplätzen:
Doch der Kölner Politikwissenschaftler Christoph Butterwegge hält dagegen. Das BGE verschärfe die Ausbeutung und Armut. Außerdem gehe vielleicht der Anreiz zum Arbeiten verloren. Er beharrt auf dem Ausbau des bisherigen Sozialsystems.
Die Gefahr, dass das BGE als Stilllegungsprämie missbraucht wird, besteht [...]. Zumindest dann, wenn tatsächlich die Digitalisierung dazu führt, dass viele Arbeitsplätze entfallen und nicht klar ist, wie die Menschen, die nicht mehr in Lohn und Brot sind, unterhalten werden sollen.
Der Künstler und Aktivist für das bedingungslose Grundeinkommen Enno Schmidt stellt sich dieser Auffassung entgegen. Das bisherige Sozialsystems sei vollkommen veraltet und mache uns nur zu Bittstellern. Mit seinen spektakulären Kunstaktionen rund um das bedingungslose Grundeinkommen ist er in der ganzen Welt unterwegs. Er ist überzeugt: In zehn Jahren haben wir das BGE!
Dieses Thema im Programm: Exakt - die Story | 22. April 2020 | 20:45 Uhr