Nachgerechnet Bedingungsloses Grundeinkommen für alle - ein Kostencheck
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Ein bedingungsloses Grundeinkommen für alle ist seit Jahren ein immer wieder diskutiertes Thema. Die Corona-Pandemie hat es erneut auf die Tagesordnung gebracht. Die "Umschau" hat mal nachgerechnet, was das kosten würde.

Die meisten Modelle für ein bedingungsloses Grundeinkommen (BDE) gehen im Durchschnitt von monatlich 1.000 Euro pro Kopf aus. Der Staat müsste dann 12.000 Euro pro Jahr für rund 83 Millionen Einwohner in Deutschland dafür ausgeben. Das wären unterm Strich 996 Milliarden Euro im Jahr.
Zum Vergleich: Vor der Corona-Zeit lag der gesamte Bundeshaushalt für das Jahr 2020 bei 362 Milliarden Euro - also gerade mal ein Drittel. Doch Befürworter des Grundeinkommens schauen auf alle gezahlten Sozialleistungen – also auch auf die von Ländern, Gemeinden oder Unternehmen.
2019 sowieso gezahlte Sozialleistungen liegen höher
2019 wurden 442 Milliarden für die Krankenversicherung der Bürger ausgegeben. Renten und Pensionen schlugen mit 383 Milliarden zu Buche, Eltern- und Kindergeld mit 116 Milliarden und die Arbeitslosenhilfe mit 32 Milliarden. Sonstige Leistungen hatten 2019 einen Umfang von 67 Milliarden Euro.
Zusammen genommen sind das 1.040 Milliarden Euro, die sowieso als Sozialleistungen ausgegeben wurden. Damit liegt die Summe über den Kosten, die rein rechnerisch eingeplant werden müsste, wenn die rund 83 Millionen Einwohner das bedingungslose Grundeinkommen bekommen würden.
Soziale Gerechtigkeit bleibt beim BDE außen vor
Doch dieses große Modell hätte auch Nachteile. Denn all diese Sozialleistungen würden dann mit der Gießkanne verteilt, also genau gleich an Bedürftige und weniger Bedürftige. Das jetzige System des Sozialstaats, verteilt das Geld in der Regel eher dorthin, wo es auch Bedarf gibt. Gerade dort würde in Krisenzeiten, so wie jetzt, schon ein kleines Grundeinkommen helfen.
Modell aus Spanien - BDE für Bedürftige
Spanien führt ein Mindesteinkommen für alle bedürftigen Haushalte ein, deren Einkommen kleiner ist als 1.070 Euro. Diesen Zuschuss bekommt aber nur, wer zwischen 23 und 65 Jahre alt ist und aktiv nach Arbeit sucht. Im Durchschnitt gehen hier so 4.400 Euro pro Jahr an jeden der insgesamt 850.000 bedürftigen Haushalte. Die Kosten belaufen sich damit auf rund drei Milliarden Euro.
Überträgt man dieses Modell auf Hartz-IV-Bedarfsgemeinschaften in Deutschland, die derzeit rund 12.200 Euro pro Jahr bekommen, würde das BDE den Staat 37 Mrd. Euro kosten. Das wäre im Bundeshaushalt abgedeckt - und damit auch bezahlbar.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Umschau | 04. August 2020 | 20:15 Uhr