Urlauber warten am Flughafen Frankfurt/Main auf den Check-in
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Coronavirus Urlaubsrückkehrer sorgen für steigende Infektionszahlen

20. August 2020, 10:37 Uhr

Die zuletzt gestiegenen Corona-Infektionszahlen sind offensichtlich auch eine Folge der gelockerten Reisebeschränkungen. Darauf deuten Zahlen des Robert Koch-Instituts hin. Fast 40 Prozent der zuletzt positiv auf das Coronavirus getesteten Menschen haben sich demnach außerhalb Deutschlands angesteckt – Tendenz steigend. Die meisten infizierten Reiserückkehrer kamen vom Balkan wieder.

Einige Monate lang herrschte Stille in den Terminals, die meisten Flugzeuge blieben weltweit wegen der Corona-Pandemie am Boden. Und mit ihnen die Touristen. Seit einigen Wochen ist es – oft nur unter Auflagen – nun wieder möglich, seinen Urlaub auch im Ausland zu verbringen. Aktuellen Zahlen des Robert Koch-Instituts (RKI) zufolge sorgt das nun aber erneut zu steigenden Infektionszahlen.

So lag der Anteil der Ansteckungen im Ausland bei den neu registrierten Corona-Fällen in der vergangenen Woche (Meldewoche 33) bundesweit bei 39 Prozent. Zum Vergleich: In Meldewoche 32 hatten sich laut RKI lediglich 34 Prozent wahrscheinlich im Ausland angesteckt. Zwei Wochen zuvor waren es sogar nur 13 Prozent.

Infektionsschwerpunkt: Balkan

Auffallend bei den Zahlen des RKI: Die meisten infizierten Reiserückkehrer haben sich in den Ländern des Westbalkans mit dem Coronavirus angesteckt. So wurden dem RKI in den vergangenen vier Wochen am häufigsten das Kosovo (1.755), die Türkei (1.134), Kroatien (786), Bulgarien (322) und Bosnien-Herzegowina (297) als wahrscheinliche Infektionsländer gemeldet.

Allerdings sind die Zahlen des RKI nicht vollständig. Denn von den bislang über 225.000 übermittelten Fällen lagen bei fast 74.000 Fällen (33 Prozent) gar keine Angaben zum möglichen Infektionsland vor.

Sachsen-Anhalt: Zahl der infizierten Reiserückkehrer steigt

In Sachsen-Anhalt sind die Neuinfektionen im Vergleich zu anderen Bundesländern noch sehr moderat. Dennoch hat auch zwischen Saale und Elbe das Infektionsgeschehen wieder an Fahrt aufgenommen. Auf MDR-Anfrage bestätigte ein Sprecher des Sozialministeriums, dass unter den Neuinfizierten viele Reiserückkehrer seien.

Demnach wurden im August bislang 93 neue Corona-Fälle in Sachsen-Anhalt gemeldet, 41 von ihnen wurden nach der Einreise aus dem Ausland positiv getestet. Das entspricht einem Anteil von rund 44 Prozent. Dabei zeigt sich, dass der Anteil der Reiserückkehrer an den positiv Getesteten im Verlauf des August gestiegen ist. Allein am Freitag waren von 15 bestätigten Neuinfektionen elf Reiserückkehrer betroffen.

Und auch in Sachsen-Anhalt haben sich die meisten Reiserückkehrer auf dem Balkan infiziert. So wurden dem Gesundheitsministerium zufolge in den vergangenen zwei Wochen am häufigsten Bulgarien (11), Kroatien (5), Österreich (5), die Türkei (5) und Albanien (4) als wahrscheinliche Infektionsländer genannt.

Thüringen: Hälfte der Neuinfektionen im Ausland

Auch Thüringen meldet seit Beginn der Corona-Krise immer wieder infizierte Reiserückkehrer. Wie das Thüringer Gesundheitsministerium MDR AKTUELL mitteilte, haben sich Urlauber Anfang des Jahres noch überwiegend in Gebieten in Italien und Österreich sowie Ägypten, der Schweiz und auf verschiedenen Kreuzfahrten infiziert. Zwischen April und Juni seien solche Meldungen dann zunächst zurückgegangen, da sich die Betroffenen nur noch innerhalb Deutschlands, vornehmlich in ihren Heimatregionen, infiziert hätten.

Allerdings meldet auch das Gesundheitsministerium seit Anfang Juli wieder positiv getestete Reiserückkehrer. Das seien zuerst nur einzelne Fälle gewesen. Seit Anfang August hätten sich aber mehr als die Hälfte aller gemeldeten Corona-Fälle in Thüringen im Ausland angesteckt.

So wurden in den vergangenen zwei Wochen insgesamt 126 neue Corona-Infektionen in Thüringen gemeldet. Bei 66 Infektionen kommt eine Ansteckung im Ausland, vor allem in den Ländern des Balkans in Betracht. So wurden dem Gesundheitsministerium zufolge in den vergangenen zwei Wochen am häufigsten das Kosovo (15), Bulgarien (15), Kroatien (8), Österreich (4) und die Türkei (2) als wahrscheinliche Infektionsländer gemeldet.

Schwaches Infektionsgeschehen in Sachsen

Zwar stecken sich auch fast ein halbes Jahr nach der ersten bestätigten Corona-Infektion in Sachsen noch immer jeden Tag Menschen mit dem Virus im Freistaat an, allerdings sind die Neuinfektionen im Vergleich zu anderen Ländern auch hier moderat. Auf Nachfrage von MDR AKTUELL teilten die meisten Landkreise mit, dass vor allem Reiserückkehrer für das Infektionsgeschehen verantwortlich seien.

Nach Angaben der Stadt Leipzig betrafen etwa 60 Prozent aller Neuinfektionen Reiserückkehrer. Die meisten von ihnen kamen aus Bulgarien und dem Kosovo. Ein ähnliches Bild in Dresden: In der Landeshauptstadt wurden in den vergangenen beiden Wochen zwar nur 17 Neuinfektionen gemeldet, dem Gesundheitsamt der Stadt zufolge kam es aber bei elf dieser Fällen im Ausland zur Infektion.

Auch die meisten anderen sächsischen Landkreise berichten von einer ähnlichen Lage. In Nordsachsen (3 Neuinfektionen) und dem Landkreis Leipzig (8 Neuinfektionen) gehen gar alle zuletzt gemeldeten Fälle auf Reiserückkehrer zurück.

Die meisten von ihnen waren zuvor in den Ländern des Balkans, vor allem in Bulgarien, unterwegs.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL FERNSEHEN | 20. August 2020 | 18:46 Uhr

87 Kommentare

MDR-Team am 22.08.2020

Hallo! Aktuelle Covid-19-Fälle in intensivmedizinischer Behandlung - laut Intensivregister:
Sachsen: 5
Sachsen-Anhalt:1
Thüringen: 3
Beste Grüße, Ihre MDR.de-Redaktion

ElBuffo am 22.08.2020

Wundert mich nach den Erfahrungen, die ja nicht mal ein halbes Jahr alt sind, überhaupt nicht, dass nun wieder die Zahlen steigen. Da wird wieder mehr reingeschleppt. Und natürlich wird das dann auch verbreitet. Exakt das Gleiche wie zu Beginn des Jahres. Der Gesundheitsminister verschenkt sogar schon wieder Schutzausrüstung ins Ausland.
Vielleicht sollte man sich aber auch an die Ziele erinnern, die man formuliert hatte, als man sich dann endlich zu Maßnahmen durchrang: Eine Überlastung des Gesundheitssystems verhindern. Also bitte nicht nur Infiziertenzahlen, sondern auch Zahlen zur Belegung der Intensivbetten oder wenigstens behandlungsbedürftig Erkrankten. Und bitte: Es sind auch schon in den letzten 50 Jahren vor allem alte Menschen jenseits der durchschnittlichen Lebenserwartung und solche mit recht heftigen Vorerkrankungen diversen Infektionswellen zum Opfer gefallen. Das ist der natürliche Verlauf der Dinge.

DER Beobachter am 22.08.2020

"Nur" etwa 1000 nachweislich (!), obwohl es die grösste Welle seit 30 Jahren war. In der vergangenen Saison gab es nur 300 Grippetote. Corona ist noch nicht beendet mit aktuell über 9000 Toten hier, wobei wir noch gut wegkamen. Von deutlich schwereren Krankheitsverläufen und höherer Mortalität mal ganz abgesehen...

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