
Kriminalstatistik Thüringen erfasst Messerangriffe - Sachsen und Sachsen-Anhalt zögern
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Die Forderung ist nicht ganz neu, denn schon Anfang des Jahres hatte die Gewerkschaft der Polizei sich zu Wort gemeldet: Eine belastbare Statistik zu Messerangriffen müsse her. In Nordrhein-Westfalen plant man nun die genaue Erfassung. Und in Thüringen hat der Innenminister seine Beamten angewiesen, Messerangriffe ab sofort immer genau zu vermerken. Wie sieht es in Sachsen und Sachsen-Anhalt aus?

Es ist September 2017, die letzte Unterrichtsstunde ist gerade vorbei, da sticht ein Gymnasiast aus Thüringen seinen Mitschüler nieder. Der Junge überlebt mit bleibenden Schäden. Gerade wurde der Täter zu acht Jahren Jugendhaft verurteilt. Die Tatwaffe: ein Messer. Die Reihe der Vorfälle lässt sich mühelos fortschreiben, allein ein Blick in die Polizeimeldungen der letzten Tage genügt. Doch haben diese Angriffe tatsächlich in den letzten Monaten zugenommen? Bundesweit gibt es dafür bislang keine belastbare Statistik.
Thüringens Innenminister will verlässliche Zahlen
In Thüringen macht die Polizei seit 2012 einen Aktenvermerk bei Messerattacken. Die Zahl ist demnach seither deutlich gestiegen - innerhalb der vergangenen fünf Jahre von 225 auf 364 Fälle. Thüringens Innenminister Maier sieht Handlungsbedarf: "Das sind ganz gravierende Übergriffe, die da stattfinden. Insofern möchten wir dagegen vorgehen. Und wir müssen uns dazu aber natürlich ein genaueres Bild verschaffen: Wann kommen Waffen zum Einsatz, insbesondere Messer? Wie werden diese Messer geführt? Welche Art von Messern sind das? Da muss genau hingeschaut werden. Das haben wir aber bereits jetzt schon umgesetzt, also werden wir 2018 etwas dazu sagen können." Der Minister hat seine Beamten jetzt angewiesen, Messerattacken ab sofort immer genau zu vermerken. So sollen die Zahlen verlässlich werden.
Dresden verweist auf Innenministerkonferenz
Vergleiche zu anderen Bundesländern sind vorerst aber weiter nicht möglich. Denn dafür müssten sich alle 16 Bundesländer auf eine einheitliche Vorgehensweise einigen. Von einem Vorstoß wie aus Thüringen ist in Sachsen oder Sachsen-Anhalt nicht die Rede.
Auf Nachfrage von MDR AKTUELL heißt es aus dem Innenministerium in Dresden, man sei für eine Diskussion über eine geänderte Kriminalstatistik offen. Schriftlich heißt es weiter: "Mit dem Thema 'Bundesweit einheitliche und damit vergleichbare statistische Erfassung von Messerangriffen' wird sich auch die IMK [Innenministerkonferenz, Anm. d. Red.] auf ihrer Sitzung im Juni befassen. Den dort stattfindenden Austausch von Argumenten und die Abwägungen auch hinsichtlich der statistischen Möglichkeiten gilt es abzuwarten."
Stahlknecht bezweifelt Mehrwert
Den Vorsitz bei der Innenministerkonferenz führt momentan Sachsen-Anhalt. Innenminister Stahlknecht reagiert zögernd auf die Forderung, Messerangriffe gesondert in der polizeilichen Kriminalstatistik zu erfassen. Er habe seine Fachleute gebeten, das zu besprechen.
Im Gespräch mit MDR AKTUELL betont Stahlknecht, dem Thema gegenüber offen zu sein, trotzdem gibt er zu bedenken: "Man muss sich ja überlegen, wenn man das jetzt statistisch erfasst, was dann der Mehrwert einer solchen Erfassung ist. Wenn man dann sagen würde: Gut, wir brauchen strengere Regeln für den Besitz von Messern - die fallen ja teilweise eh schon unter waffenrechtliche Erlaubnisse. Und ich glaube nicht, dass jemand, der zu Hause ein Kartoffelschälmesser besitzt, möchte, dass er sich dafür eine waffenrechtliche Erlaubnis holen muss. Gleichwohl ist so ein Tatmittel auch einsetzbar."
Polizeigewerkschaft möchte Details
Die Gewerkschaft der Polizei in Sachsen-Anhalt würde eine genauere Registrierung von Messerangriffen begrüßen, auch wenn dies kompliziert sei. Wenn es in Zukunft eine Erfassung gebe, solle auch genau aufgeschrieben werden, ob ein Messer nur mitgeführt, die Gewalt mit einem Messer angedroht oder wirklich ausgeübt wurde. Denn eine Statistik, die nicht ausreichend unterscheide, helfe niemandem.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 11. April 2018 | 06:05 Uhr
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