Landtagswahl Thüringen Ramelow warnt vor Pauschal-Kritik an Autofahrern

20. Oktober 2019, 06:33 Uhr

Thüringens Ministerpräsident Ramelow hat in der Klimadebatte davor gewarnt, Autofahrer zu verurteilen. Der Linke-Politiker forderte im MDR AKTUELL-Interview eine Mobilitätsgarantie und eine Offensive im öffentlichen Personenverkehr.

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow hat davor gewarnt, in der Klimadebatte die Autofahrer zu verteufeln. Der Linke-Spitzenkandidat sagte MDR AKTUELL, die globale Frage des Klimas stehe natürlich auf der Tagesordnung. Allerdings müsse auch die Mobilität gewährleistet sein.

Einfach den Autofahrer zu kritisieren, das halte ich für falsch.

Bodo Ramelow (Linke), Ministerpräsident Thüringen

Mobilitätsgarantie für Thüringen

Zugleich betonte Ramelow: "Wir brauchen eine Mobilitätsgarantie und wir brauchen eine Offensive im öffentlichen Personenverkehr." In vielen Thüringer Orten käme mittlerweile kein Bus mehr vorbei. Der Thüringer Regierungschef warb für einen landesweiten Verkehrsverbund. Dabei verwies er auf das Beispiel seines Herkunftslandes Hessen. Dort gebe es für 4,3 Millionen Einwohner einen einzigen Verkehrsverbund. In Thüringen hingegen gebe es 16 verschiedene Verkehrsverbünde für 2,1 Millionen Einwohner.

Wir brauchen auch einen Verkehrsverbund für Thüringen, damit man mit einer Fahrkarte auch durchs Land kommt.

Bodo Ramelow (Linke), Ministerpräsident Thüringen

Ein Verkehrsverbund für den Freistaat

Ramelow betonte, er hätte gern einen Verkehrsverbund für ganz Thüringen oder zumindest ein Angebot, das alle 16 Verbünde im Freistaat digital miteinander vernetze. Ergänzt durch einen ganzjährigen ÖPNV mit Linienbussen, Ruf- und Bürgerbussen sowie Sammeltaxen müsse letztlich ein schneller Weg zum Nah- und Fernverkehr der Eisenbahn geschaffen werden. Die Bahn selbst müsse man nach dem Kurs der Privatisierung "wieder in Wert" setzen.

Kritik an Autokonzernen

Ramelow kritisierte bei MDR AKTUELL auch die Autokonzerne. Diese seien für den Wegfall von Arbeitsplätzen in der Zulieferindustrie verantwortlich. Durch eine falsche Konzernpolitik hätten sie nachgelagerte Betriebe in die Krise gestürzt. Allein im Raum Eisenach hätten mittlerweile drei Firmen Insolvenz anmelden müssen.

Arbeitnehmer werden in Haftung genommen für eine falsche Konzernpolitik.

Bodo Ramelow (Linke), Ministerpräsident Thüringen

Der Linke-Politiker sieht als Ausweg für diese Zulieferfirmen, künftig neue Produkte anzubieten und nicht nur für den Automobilbau zu produzieren, sondern auch für andere Branchen.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 20. Oktober 2019 | 08:00 Uhr

47 Kommentare

pkeszler am 20.10.2019

@maheba: "Ich wohne im Dreiländereck Sa, Sa-Ah und Th. Es ist unmöglich vernünftig über Ländergrenzen hinweg im Nahverkehr zu fahren. Meiner Meinung nach wird der Nahverkehr von den Verantwortlichen als eine Art gesetzlich festgeschriebene Sozialmaßnahme für Menschen ohne eigenes Fortbewegungsmittel angesehen."
Also haben wir das föderale System nicht nur im ÖRNV, sondern auch im Bildungssystem mit allen ihren Nachteilen. Aus den jetzigen 16 Bundesländern sollten maximal 8 ohne ihre föderalen Nachteile entstehen. Aus Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen könnte Mitteldeutschland entstehen. Das wäre dann mal ein Fortschritt.

pkeszler am 20.10.2019

@Nawienn: "Ihnen ein "One-Way Ticket" um Sie aus dem Land zu bekommen."
Wie kommt es dann aber, dass Herr Ramelow ein sehr beliebter MP in Thüringen ist? Warten sie mal noch eine Woche ab und dann können sie den Besseren wählen.

Sunshine_Girl am 20.10.2019

"Ramelow warnt vor Pauschal-Kritik an Autofahrern "

im übrigen ist "Autofahrern" maskulin. ;-)

die holde Weiblichkeit und das dritte Geschlecht sollte da nicht ausgenommen werden.

Also: Fahrende, oder Lenkende, oder, ...

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