Grünen-Spitzenkandidat im Interview Günther: Bürger müssen von Energiewende profitieren

27. August 2019, 16:12 Uhr

Um die Energiewende zu forcieren, will der Co-Spitzenkandidat der Grünen, Wolfram Günther, die Kommunen an Erlösen der Windkraft beteiligen und die Bürger mehr einbinden. Außerdem fordert er, die gesamte Mobilität neu zu organisieren. Eine mögliche Minderheitsregierung nach der Landtagswahl lehnt Günther kategorisch ab.

Der Spitzenkandidat der sächsischen Grünen, Wolfram Günther, will die Bürger mehr in die Energiewende einbeziehen. Als Beispiel nannte er im Interview bei MDR AKTUELL, dass Kommunen vor Ort an Windrädern mitverdienen müssten. Auch die Bürger sollten sich besser beteiligen können. Bei Planungsprozessen sollten ihre Hinweise ernst genommen werden. Die Energiewende gelinge nur, wenn die Akzeptanz steigt.

(...) wenn man weiß, dass dadurch Geld in die Kasse reinkommt, dann sieht man ein sich drehendes Windrad mit ganz anderen Augen (...)

Wolfram Günther, Spitzenkandidat der sächsischen Grünen

Es gehe nicht um die Frage, ob ein Windrad gut oder schlecht ist, sondern um den Standort der Windräder. Deshalb sei für ihn eine gute Planung wichtig, die die konkreten Bedingungen vor Ort berücksichtigt. So seien Naturschutzgebiete und Naturparks sowie Wälder Tabu-Räume für Windräder.

Bis zu zwei Prozent Landesfläche für Windkraft

Windkraft werde nicht überall gebraucht. In Sachsen reichten ein bis zwei Prozent der Landesfläche aus. Günther nannte als Vorteil der erneuerbaren Energieträger, dass Windräder oder Solarpanel einfach abgebaut werden könnten. Für die Braunkohle hingegen seien ganze Dörfer verschwunden. Das sei ein unwiederbringlicher Kulturverlust.

Neuer Nahverkehrs-Mix im "Sachsentakt"

Großen Handlungsbedarf sieht der Grünen-Spitzenkandidat auch im Bereich Mobilität - eines der Hauptthemen der Grünen. Günther würde "massiv" investieren - angefangen in die Schiene, in Bus und Teilauto bis hin zu Radwegen. Es müsse einen ganz anderen Mix geben, forderte er.

Sachsen hatte mal eines der dichtesten Bahnnetze weltweit. Das haben wir in den letzten 30 Jahren richtig ordentlich abgebaut, hunderte Bahnkilometer richtig stillgelegt auf Strecken, die noch nicht still gelegt sind,  aber den Verkehr abgestellt. Das muss man wieder rumdrehen.

Wolfram Günther, Spitzenkandidat der sächsischen Grünen

Das Angebot müsse ausgebaut werden zu einem ineinander vertakteten System von Bus und Bahn mit mindestens einer Verbindung je Stunde, zwischen 5 und 0 Uhr. Die Grünen sprechen dabei vom "Sachsentakt".

Auch bei anfangs vielleicht geringer Nachfrage gehört ein breit aufgestellter öffentlicher Nahverkehr für Günther zur "Daseinsfürsorge" vergleichbar mit Kultureinrichtungen. Nicht alles könne sich immer wirtschaftlich rechnen.

"Wirtschaftsflüchtlinge gibt es nicht"

Auf die Frage eines Hörers nach einem Bleiberecht auch für "Wirtschaftsflüchtlinge" antwortete Günther, dass es diese im rechtlichen Sinne gar nicht gebe. Die Grünen würden für das Asylrecht sowie für ein modernes Einwanderungsgesetz stehen. Deutschland habe einen Arbeitskräftemangel und sei auf Zuwanderung angewiesen, wenn der Wohlstand erhalten bleiben soll. Die Menschen, die aus wirtschaftlichen Gründen kämen, erarbeiteten vor Ort die wirtschaflichen Grundlagen.

Minderheitsregierung "nicht zu verantworten"

Eine klare Absage erteilte Günther einer möglichen Minderheitsregierung nach der Landtagswahl.

(...) wer das aufs Tableau bringt, das sind die, die sich nicht trauen, offen dazu zu stehen, dass sie am liebsten mit der AfD koalieren und deswegen ein anderes Modell wählen würden und das ist nicht zu verantworten (...)

Wolfram Günther, Spitzenkandidat der sächsischen Grünen

Die Grünen würden in Sachsen antreten, um Verantwortung zu übernehmen. Mit klaren Inhalten, über die man mit allen demokratischen Parteien verhandeln könne. In Leipzig und Dresden rechne er mit mehreren Direktmandaten, auch in Chemnitz gebe es Chancen.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 27. August 2019 | 09:00 Uhr

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