Diebstahlschutz Fahrrad sichern: GPS oder Warn-Schloss?
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Rund 278.000 Fahrräder wurden 2019 in Deutschland gestohlen. So wie die Diebe wird auch der Schutz vor ihnen immer erfinderischer. Doch können ein Warn-Schloss oder ein GPS-System den Langfingern das Handwerk legen?
Alle 90 Sekunden wird in Deutschland ein Fahrrad geklaut. Ein Grund: Der Handel mit gestohlenen Rädern im Netz blüht - und die Aufklärungsquote ist recht gering. Halle, Magdeburg und Dresden gehören aktuell sogar zu den "Top 20" der Fahrradklau-Hochburgen. Leipzig ist trauriger Spitzenreiter in Deutschland.
Die Polizei kommt den Langfingern nur selten auf die Spur. Um so wichtiger ist ein Fahrradschutz. Wir haben vier Modelle getestet, die Dieben durch GPS-Ortung oder viel Krach einen Strich durch die Rechnung machen sollen.
Alarmanlage für den Drahtesel: der Fahrradguard
Der Fahrradguard soll Diebe durch Krach abschrecken. Für knapp 16 Euro ist er im Handel zu haben. Laufende Kosten fallen nicht an. Per Knopfdruck wird der Sicherheitsmechanismus scharf geschaltet. Wenn jemand das Rad bewegt, soll ein Alarm ertönen.
Doch bei unserem Test war nichts zu hören, weder als das Rad unabgeschlossen weggeschoben wurde, noch als an einem Schloss gerüttelt und es mit einem Bolzenschneider entfernt wurde. Erst nachdem der Testdieb schon 30 Meter vom Tatort entfernt war, schlug das Warnsignal an. Doch die Passanten kümmerte das wenig.
Das Schloss mit Warn-Funktion
Wir schicken auch ein Schloss mit Warn-Funktion ins Rennen. Der Preis: knapp 37 Euro, laufende Kosten gibt es auch hier nicht. Das Schloss wird per Smartphone aktiviert. Bei Erschütterung soll es einen Warnton aussenden. Und tatsächlich ist es bei unserem Diebstahltest unüberhörbar. Allerdings auch hier bleiben die Menschen darumherum gelassen und werden nicht aktiv.
Leipziger Polizei empfiehlt GPS-Sender
Der GPS-Sender Trackito kostet 116 Euro, jährlich werden dazu 22 Euro für die Datenverbindung fällig. Der Einbau in den Rahmen ist nicht ganz einfach und sollte vom Fachmann erledigt werden. "Durch die Lokalisation des Fahrrades ist es möglich, einen direkteren Bezug zu dem Täter herzustellen oder zu einer Person, die das Fahrrad von dem Täter gekauft hat", erklärt Philipp Jurke, Pressesprecher der Leipziger Polizei, den Vorteil für die Strafverfolgung.
Ein testweise damit am Leipziger Hauptbahnhof abgestelltes Fahrrad, wird wie zu erwarten gestohlen - und das GPS-Signal verrät den Weg der echten Diebe. Doch in einem Hinterhof bricht die Verbindung ab. Eine Nacht später ist wieder ein Signal vernehmar. Doch auf dem Smartphone ist nur ein Chaos aus hellgrauen Linien zu sehen. Laut Hersteller passiert das, wenn kein GPS verfügbar ist. Die letzte digital verfolgbare Spur führt zu einem Busch in Leipzig-Mockau. Doch das Fahrrad ist dort jedoch nicht zu finden.
Spezieller GPS-Sender für E-Bike
Der GPS-Sender der Marke "It's my bike" kostet 199 Euro, darin enthalten ist auch der Preis für drei Jahre Datenverbindung. Geht eine Meldung in der App ein, wird ein "Rad-Jäger" der Firma aktiv. Dieser verfolgt dann einen Life-Tracking-Link auf dem Smartphone, den er auch der Polizei zur Verfügung stellt.
Die Neubrandenburgerin Karina Winde ist Diebstahl-Opfer geworden und saß bei der Verfolgung der Langfinger mit im Auto der Ermittler. Die rasante Fahrt führte an den Stadtrand. "Dann haben die Polizisten den Dieb zu Fuß verfolgt", erinnert sich Karina Winde. Das Fahrrad konnte dadurch gesichert werden, der Dieb allerdings entkam.
Der GPS-Sender von "It's my bike" braucht externen Strom und kann daher nur in E-Bikes eingebaut werden. In Osteuropa funktioniert die Ortung derzeit noch nicht. Auch in Kellern wird es schwierig. "Auch bei einem Mehrfamilienhaus können wir nicht jede Wohnung durchklingeln. Deswegen müssen wir einfach warten, bis das Fahrrad wieder draußen sichtbar wir, mit einem neuen Standort", sagt Rad-Jäger Sebastian Stoll.
Fazit
Ohne Zweifel ist es sinnvoll, in eine gute Sicherheitsausrüstung für das Fahrrad zu investieren. Doch wenn Alarme bei den Menschen ringsrum ins Leere laufen, sind auch diese wirkungslos.
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Umschau | 05. Januar 2021 | 20:15 Uhr