Abgebildet sind 6 Mädchen bzw. Frauen in verschiedenen Lebensphasen, vom Baby bis hin zum Seniorenalter.
Bis 2035 wird fast jede dritte Person in Sachsen-Anhalt mindestens 67 Jahre alt sein. Bildrechte: MDR/Max Schörm

Diversität Welche Orte in Sachsen-Anhalt in den kommenden Jahren am stärksten altern

24. Mai 2023, 09:09 Uhr

Bis zum Jahr 2035 soll Sachsen-Anhalt rund 280.000 Einwohnerinnen und Einwohner verlieren. Neben dem Bevölkerungsschwund steht auch eine Verschiebung der Altersstruktur bevor: Der Anteil der alten Menschen wird deutlich steigen – mit weitreichenden Folgen für ganz Sachsen-Anhalt.

In den kommenden Jahren wird sich in Sachsen-Anhalt die Bevölkerung nicht nur weiter reduzieren, sondern sich auch der Anteil älterer Menschen weiter erhöhen. Deutlich wird das beim Blick auf die Prognose für das Jahr 2035 und die dort herausgearbeiteten Anteile der einzelnen Altersgruppen. Die älteste Gruppe – Menschen im Alter von 67 und älter – machen momentan rund 24,2 Prozent der Bevölkerung in Sachsen-Anhalt aus. In zwölf Jahren soll ihr Anteil bereits auf knapp 31 Prozent angestiegen sein.

Schon jetzt gehört Sachsen-Anhalt nach Angaben des Statistischen Landesamts zu den Regionen in der Europäischen Union mit dem geringsten Anteil an jungen Menschen.

Orte in der Altmark besonders von Alterung betroffen

Bis zum Jahr 2035 wird sich der Anteil der Menschen über 67 Jahren in ausnahmslos allen Regionen Sachsen-Anhalts erhöhen, besonders in den Landkreisen Mansfeld-Südharz, Wittenberg und der Altmark. Laut Prognose wird die Altersgruppe im Rentenalter in den Gemeinden Schollene und Sandau (Elbe) – beide zugehörig zur Verbandsgemeinde Elbe-Havel-Land im Landkreis Stendal – einen Anteil von über 40 Prozent an der gesamten Gemeindebevölkerung haben. Ähnlich hoch werden die Werte für Arneburg (Landkreis Stendal), Benndorf, Wimmelburg (beide Landkreis Mansfeld-Südharz) und Oberharz am Brocken prognostiziert.

Welche Prognose für Ihren Ort getroffen wurde, können Sie der folgenden Karte entnehmen. Für mehr Informationen einfach einen Ortsnamen eingeben oder auf die Karte klicken:

Den laut Prognose niedrigsten Anteil an Menschen über 67 wird im Jahr 2035 Halle haben. Von aktuell rund 22,1 Prozent soll der Anteil nur auf etwa 23,4 Prozent steigen. Werte um rund 25 Prozent werden für Harbke (Landkreis Börde), Hassel (Landkreis Stendal), Kabelsketal (Saalekreis), Meineweh (Burgenlandkreis) und die Landeshauptstadt Magdeburg prognostiziert.

Diese Folgen hat eine alternde Bevölkerung für Sachsen-Anhalt

Der demografische Wandel in den kommenden Jahren hat Auswirkungen für alle Menschen in Sachsen-Anhalt, da die Zahl der Menschen im erwerbsfähigen Alter (20 bis 66 Jahre) immer geringer wird. Denn die geburtenstärksten Jahrgänge 1955 bis 1969 – die sogenannten Babyboomer – werden nach und nach den Arbeitsmarkt verlassen. Umgerechnet bedeutet das, dass die gleiche Zahl der Erwerbsfähigen für immer mehr nicht-erwerbsfähige Menschen die Versorgung sicherstellen müssen.

Im Jahr 2019 kamen auf 100 Erwerbsfähige in Sachsen-Anhalt 40 Seniorinnen und Senioren.
Bildrechte: MDR/Max Schörm
Im Jahr 2019 kamen auf 100 Erwerbsfähige in Sachsen-Anhalt 40 Seniorinnen und Senioren.
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Im Jahr 2035 kamen auf 100 Erwerbsfähige in Sachsen-Anhalt 59 Seniorinnen und Senioren.
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Im Jahr 2019 kamen auf 100 Erwerbsfähige in Sachsen-Anhalt 40 Seniorinnen und Senioren.
Bildrechte: MDR/Max Schörm

Die Folgen dieser Entwicklung werden einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zufolge nicht nur für Sachsen-Anhalt, sondern für ganz Deutschland vielfältig sein. Unternehmen müssen sich demnach darauf einstellen, dass immer weniger potenzielle Arbeitskräfte verfügbar sind und mit einem erhöhten Personal- und Fachkräftemangel zu rechnen ist. Das Problem zeichnet sich in Sachsen-Anhalt bereits heute ab. Schon jetzt gibt es viele Berufe, in denen ein Mangel an Fachkräften herrscht. In den nächsten zehn Jahren wird sich dieser noch verschärfen, wenn in einigen Berufsgruppen 20 bis 30 Prozent der Beschäftigten in Rente gehen.

Viele Jobs für wenige Bewerberinnen und Bewerber

Und auch das Sozialsystem steht vor einer enormen Belastungsprobe. Damit die steigende Zahl an Pflegebedürftigen in Sachsen-Anhalt auch in Zukunft adäquat versorgt werden kann, müssen nach Angaben des Sozialministeriums bis zum Jahr 2035 rund 24.000 Vollzeitstellen in der Pflegebranche neu besetzt beziehungsweise neu geschaffen werden.

Für die jüngeren Generationen kann es aber auch eine Chance sein, zu einer zahlenmäßig kleineren Generation zu gehören. Denn wenn beispielsweise Jahrgang 1961 mit rund 1,3 Millionen Personen das Rentenalter erreicht und der Jahrgang 2008 mit 700.000 bis 800.000 Personen das Erwerbsalter erreichen, entsteht nach Angaben der Bundeszentrale für politische Bildung eine Lücke auf dem Arbeitsmarkt. Sie erhöht die Personalnachfrage und damit auch die Chancen für die kommende Generation auf eine Beschäftigung.

Die ARD hat zum 23. Mai 2023 wieder Vielfalt und Diversität in den Mittelpunkt ihrer Programme gerückt. Unter dem Titel "Gemeinsam sind wir Vielfalt" setzt die ARD einen Themenschwerpunkt: Alter und Generationengerechtigkeit. Mehr Informationen finden Sie hier:

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MDR (Gloria Timm, Manuel Mohr)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 23. Mai 2023 | 12:00 Uhr

10 Kommentare

ElBuffo vor 47 Wochen

Interessanter Ansatz bei Fachkräftemangel die Arbeitsfähigen noch ein Jahr von ihrer Arbeit abzuhalten und als Ungelernte einzusetzen. Das wird es bringen. Und anschließend warten die Pflegebedürftigen einfach 4 Tage bis es wieder Happipappi gibt. In der Zeit kackt man dann auch nicht so oft ein, was wiederum den Aufwand reduziert. Klassische Win-Win-Situation. Manchmal ist das so einfach, dass niemand drauf kommt.

steka vor 47 Wochen

" Pflichtjahren" ( Nazizeit), ohne Bezahlung" Etwas weit hergeholt. Was war denn der Grundwehrdiest (BW/NVA) oder Wehrersatzdienst ? waren keine "Ziwis" in der Betreuung. Klingt ja fast als ob Sie Angst um Ihren Arbeitsplatz haben, wenn noch Hilfskräfte kommen.

steka vor 47 Wochen

Habe meine Eltern mit familierer Hilfe zu Hause gepflegt, zum Schluß mit Pflegebett und Hilfe einer ambulanten Pflegekraft. Von unserer Familie ist noch keine(r) in ein Heim gekommen.

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