Humana Kleidersammlung Altkleider: Sammler zieht alle Container aus Sachsen-Anhalt ab
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12. Mai 2025, 12:19 Uhr
Der kommerzielle Altkleidersammler Humana hat seine sämtlichen 200 Standorte in Sachsen-Anhalt aufgegeben. Die Branche stecke aufgrund eines erhöhten Aufkommens an minderwertiger Kleidung in der Krise. Was das für die Kommunen bedeuten könnte.
- Humana nennt für den Rückzug aus Sachsen-Anhalt mehrere Gründe.
- Der Abschied weiterer Anbieter wäre eine Herausforderung für die Kommunen.
- Städte wie Halle prüfen Wege, um die Sammler zu entlasten. Humana hat konkrete Forderungen.
Das Unternehmen "Humana Kleidersammlung" hat seine sämtlichen Altkleidercontainer aus Sachsen-Anhalt abgezogen. "Insgesamt mussten wir über 200 Sammelstandorte in der Region aufgeben", teilte Humana-Sprecherin Julia Breidenstein auf Anfrage von MDR SACHSEN-ANHALT mit und spricht von einer Krise. Diese zwinge das Unternehmen, sich von bewährten Stellplätzen und langjährigen Partnern zu trennen.
Bereits Mitte April war bekannt geworden, dass sich der kommerzielle Kleidersammler aus Quedlinburg im Harz zurückzieht. 36 Container fehlen dort nun.
Altkleider-Branche: Fast Fashion als größtes Problem
Die aktuellen Probleme der Altkleider-Branche sind nach Darstellung von Humana vielschichtig. Erstens sei das Sammelaufkommen gestiegen, was die Kapazitäten der Sammler und Sortierer belaste. Zweitens führe der Fast-Fashion-Boom dazu, dass immer mehr Kleidung von geringer Qualität in den Containern lande. Dadurch fehle es an Top-Qualität in der Sammelware, die jedoch die Finanzierung von Sammlung und Sortierung sicherstellen müsse. Fast Fashion sorge überdies auch noch für höhere Kosten bei Entsorgung, Recycling und Sortierung.
Sollten weitere Kleidersammler dem Beispiel von Humana folgen, würde das die Kommunen in Sachsen-Anhalt vor Herausforderungen stellen. EU-Recht zwingt die öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger – also Kreise und kreisfreie Städte – seit Beginn dieses Jahres dazu, die Sammlung von Alttextilien selbst zu organisieren.
Bislang können sie sich dabei noch auf die gemeinnützigen Sammler stützen. Der Landkreis Harz teilt auf MDR-Anfrage etwa mit, dass die DRK-Ortsverbände Wernigerode und Quedlinburg noch circa 30 Kleidercontainer im Kreisgebiet betreiben. Ob das auch langfristig reicht, ist fraglich. So bereitet die Stadt Quedlinburg nach eigenen Angaben aktuell bereits eine Ausschreibung vor, um nach dem Weggang von Humana einen neuen Anbieter zu finden.
Caritas Halberstadt: "Wir laufen über"
Die Caritas, die selbst keine Container betreibt, berichtet auf Anfrage von MDR SACHSEN-ANHALT dennoch von einem derart erhöhten Spendenaufkommen in ihrer Regionalstelle in Halberstadt, dass man förmlich "überlaufe". "Wir versuchen zu steuern, wo es nur geht", so Sprecher Stefan Zowislo.
Die Stadt Halle blickt gegenwärtig noch entspannt auf die Situation. Hier hatte Humana am Dienstag nach eigenen Angaben ihre letzten Container abgeholt. Konkrete Hinweise, dass die bisherige Sammelstruktur durch Rückzug einzelner Unternehmen zusammenbrechen könnte, sehe man derzeit nicht, erklärte Stadtsprecher Drago Bock auf Nachfrage. Die Stadtwerke Halle nehme auf ihren Wertstoffmärkten ebenfalls bereits Altkleider entgegen.
Gleichwohl sei der Stadt Halle die angespannte Situation bei den Sammlern bekannt. "Mögliche Wege der Entlastung werden derzeit von der Stadt geprüft", so Bock.
Humana fordert Verzicht auf Stellplatzgebühren
Für Humana wäre nach eigenen Angaben ein solcher Weg der Verzicht auf die Stellplatzgebühren für die Container. Mehr noch: Aufgrund der geänderten Markt- und Gesetzeslage müssten die Kommunen für den Service des Sammelns, Sortierens und Verwertens künftig bezahlen. Dies komme allerdings auf den Einzelfall an. "Wir hoffen, in Zukunft im Rahmen von neuen Vereinbarungen wieder in die Region zurückkehren zu können", so Humana-Sprecherin Breidenstein.
Für Stabilität in Sachsen-Anhalt sorgt derzeit unter anderem der Malteser Hilfsdienst. 323 Altkleider-Container betreibt die gemeinnützige Organisation im Land. Ein Abbau von Containern sei derzeit nicht geplant, teilte Sprecherin Mandy Hannemann MDR SACHSEN-ANHALT mit. Die gesammelten Altkleider würden über einen Dienstleister geprüft und sortiert. Gute, noch tragbare Ware werde über Kleiderkammern in Deutschland sowie internationale Hilfsprojekte an bedürftige Menschen abgegeben.
Wohin mit Alkleidern, die nicht mehr tragbar sind?
Für Verwirrung beim Thema Altkleider sorgt immer wieder die Annahme, dass Textilien grundsätzlich nicht mehr im Restmüll entsorgt werden dürfen. Das ist falsch. "Stark verdreckte oder unbrauchbare Kleidungsstücke sollten weiterhin in den Restmüll", heißt es vom Verband der kommunalen Unternehmen (VKU). Brauchbare Kleidung gehört in die Altkleidersammlung.
MDR (Daniel Salpius) | Erstmals veröffentlicht am 09.05.2025
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 09. Mai 2025 | 13:00 Uhr
Anita L. vor 2 Tagen
Also ich werfe ja grundsätzlich alle Klamotten in die Waschmaschine...
(Sorry, die Vorlage ist einfach zu verführerisch;)
Wenn wir Sachen haben, die in der Familie niemand mehr tragen kann oder will, bringen wir sie entweder zur Kleidersammlung im Wertstoffhof oder sie landen als Putzlappen in der Garage.
AlexLeipzig vor 3 Tagen
Leider wurde am Jahresanfang durch viele Medien auch falsch informiert und skandalisiert, so daß es zu der hartnäckig haltbaren Fehlinformation kam, daß keinerlei Klamotten oder Schuhe, wie verschlissen oder verdreckt diese auch seien, in den Müll dürften. Das war unnötig und ist Teil der jetzigen Misere.
part vor 3 Tagen
Wo online oder in den meisten Geschäften nur noch Polenmode, Schlabberlook und minderwertige Ware verkauft wird aus dem Fernen Osten, obwohl die Konsumenten sich etwas anderes wünschen, da wundert es nicht, dass nicht mal die Second-Hand-Verwerter mehr verdienen können, denn die 3. Welt ist anspruchsvoller geworden. Das Problem verorte ich mal bei den BWL-Studiengängen der letzten Jahrzehnte, wo Kundenorientierung der Geiz-ist-Geil-Mentalität gewichen ist und wo mittlerweile die Produzenten die Mode diktieren und nicht die Aufkäufer und Großhändler.