Antisemitismus Landeskriminalamt: Laut erstem Trend weniger judenfeindliche Straftaten
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13. Dezember 2024, 15:32 Uhr
Die Zahl erfasster antisemitischer Straftaten in Sachsen-Anhalt ist laut Landeskriminalamt gesunken. Aber: Die Rede ist zunächst von einem Trend, endgültige Zahlen gibt es noch nicht. Das sagt auch der Bundesverband RIAS, der aber von einem wachsenden Trend ausgeht, auch in Sachsen-Anhalt. Auch hierzulande waren in diesem Jahr Stolpersteine geklaut und Gedenkveranstaltungen gestört worden.
Das Landeskriminalamt (LKA) in Sachsen-Anhalt verzeichnet ersten Erhebungen zufolge einen Rückgang antisemitischer Straftaten in diesem Jahr. Die strafrechtlich relevanten judenfeindlichen Vorfälle seien verglichen mit 2023 um etwa 13 Prozent zurückgegangen, teilte das Landeskriminalamt MDR SACHSEN-ANHALT mit.
Im Gegensatz dazu hat die Zahl antisemitischer Vorfälle bundesweit in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Das wiederum geht aus einer aktuellen Studie des Bundesverbands RIAS für Rechtsextremismus und Antisemitismus hervor. Auch für Sachsen-Anhalt sieht die Landesmeldestelle Antisemitismus von RIAS – anders als das Landeskriminalamt – keinen rückläufigen Trend.
Allerdings: Konkrete Zahlen liegen weder dem LKA noch der Meldestelle für 2024 vor. Es handle sich jeweils um Trend-Aussagen, hieß es.
Antisemitismus nach Terrorangriff der Hamas auf Israel gestiegen
Im Vorjahr hatte das LKA in Sachsen-Anhalt 130 antisemitische Straftaten verzeichnet. Die Meldestelle RIAS zählte 178 judenfeindliche Vorfälle und damit vier Mal mehr als noch 2022. Hierzu gehören demnach auch Taten unterhalb der Strafbarkeits-Grenze. RIAS führt das auf den Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 zurück. Danach sei das Aufkommen stark angestiegen.
Gedenken an jüdisches Leben: Gestohlene Stolpersteine und zerstörte Kränze
Im November hatten Unbekannte am Mahnmal für die alte Synagoge in Magdeburg Kränze zerstört, die dort am 9. November in Gedenken an die Reichspogromnacht niedergelegt worden waren. Im Oktober waren erst in Zeitz und dann in Halle Stolpersteine aus dem Boden gerissen und gestohlen worden. Insbesondere Gedenktage seien Anlässe für vermehrten Antisemitismus, wie etwa am 7. Oktober und zum 5. Jahrestag des Anschlags von Halle am 9. Oktober, bei denen es 2024 antisemitische Schmierereien gab.
Antisemitismus nach dem Nationalsozialismus
Die Vorfälle bezeichnet RIAS als Post-Schoa-Antisemitismus, also judenfeindliche Vergehen nach 1945. Dazu gehört auch der Zeitraum von 2019 bis 2023, der vom Bundesverband RIAS in einer Studie auf aktuelle Ausdrucksformen und antisemitische Vorfälle analysiert wurde. Demnach sind die Zahlen gestiegen. Das verzeichnete auch das LKA. In den Jahren seien 542 politisch motivierte Straftaten mit einer antisemitischen Tat-Motivation registriert worden.
Was ist Post-Schoa-Antisemitismus? Post-Schoa-Antisemitismus bezeichnet judenfeindliche Vorfälle, die nach dem Holocaust passieren. Der Begriff Schoa stammt aus dem Hebräischen und bedeutet "die unbegreifliche Katastrophe" oder "das große Unheil". Schoa bezeichnet, wie der Begriff "Holocaust", die Ermordung aller Juden im Nationalsozialismus.
Die meisten davon gab es in Halle und Magdeburg, viele auch im Saalekreis, im Harz, im Burgenlandkreis und in Anhalt-Bitterfeld. Bei den Straftaten habe es sich überwiegend um Volksverhetzungen und Beleidigungen gegen Personen, Propaganda-Straftaten, darunter Hakenkreuz-Schmierereien oder Sachbeschädigungen, darunter judenfeindliche Farb-Schmierereien, gehandelt. 139 der antisemitischen Straftaten seien im Internet begangen worden. In 59 Fällen richteten sich die Straftaten gegen religiöse Einrichtungen oder Synagogen, Gedenkstätten und Friedhöfe.
MDR (Daniel Salpius Katharina Gebauer, Cynthia Seidel)
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 13. Dezember 2024 | 09:30 Uhr
SGDHarzer66 vor 5 Wochen
Es gibt weitaus wichtigere Themen...
pwsksk vor 5 Wochen
Ich werde mir den MDR nicht mehr antun.