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Bei ihnen beginnt die Arbeit um 05:30 Uhr, lange vor vielen anderen in Sachsen-Anhalt: Roccy Becker und Michel Goldstern arbeiten in Halle bei der Müllabfuhr. Bildrechte: MDR/Anja Nititzki

Frühschicht in Sachsen-AnhaltDiese Menschen arbeiten, während andere noch schlafen

10. September 2024, 05:00 Uhr

Noch bevor für die meisten Menschen der Wecker klingelt, sind die unsichtbaren Arbeitskräfte aus der Frühschicht längst auf den Beinen. Reinigungskräfte, Tierpfleger,  Marktverkäufer, Krankenpfleger und Müllfahrer haben schon einige Arbeitsstunden hinter sich, wenn andere erst starten. Das frühe Arbeiten kann anstrengend sein – aber die Frühaufsteher sehen auch positive Seiten.

Putzen um 05:30 Uhr: Wenig Wertschätzung, aber: "Ich liebe die Ruhe"

Ihr Job beginnt genau dann, wenn die Kunden noch tief schlafen: Die Reinigungskräfte der Firma Dumont aus Merseburg schwärmen jeden Morgen aus, um Büros, Schulen und auch Privathaushalte zu reinigen. Morgens um 5:30 Uhr beladen Vorarbeiter Torsten Lehmann und Reinigungsfachfrau Kathrin Günther ihren Dienstwagen mit frischen Putzutensilien: Lappen, Besen und Reinigungsmittel.

Ich liebe die Ruhe beim Putzen, weil noch keiner da ist, wenn wir loslegen.

Kathrin Günther | Reinigungsfachkraft aus Merseburg

Torsten Lehmann und Kathrin Günther starten um 05:30 Uhr in Merseburg, um Gebäude zu reinigen. Günther wünscht sich mehr Anerkennung und Wertschätzung für diese Arbeit. Bildrechte: MDR/Anja Nititzki

Die Firma reinigt sogar Tatorte, aber heute geht es nach Braunsbedra in eine Handwerkerfirma, die es auch in ihren Büros schön sauber haben will. Gegen 6 Uhr trifft das Team dort ein. Es herrscht absolute Stille im Bürogebäude, nur im Chefzimmer brennt Licht. Dort beginnen die beiden ihren Dienst an Fußböden und Oberflächen. Der Chef wird freundlich hinauskomplimentiert, damit die beiden ungestört herumwirbeln können. Ganze 6 Minuten brauchen sie zu zweit für das Chefbüro. Anschließend reinigen sie Aufenthaltsräume und Toiletten.

Kathrin Günther bedauert, dass ihre Arbeit oft nicht genug Anerkennung und Wertschätzung findet. Sie geht um 20 Uhr ins Bett, zur selben Zeit wie ihr kleiner Sohn, damit sie morgens fit ist. "Aber ich liebe die Ruhe beim Putzen, weil noch keiner da ist, wenn wir loslegen", sagt sie.

05:30 Uhr bei der Müllabfuhr: 30.000 Schritte und 1.000 gelbe Tonnen folgen

Der Tag für die Männer von der Müllabfuhr bei den Stadtwerken Halle beginnt um 5:30 Uhr mit einem gemeinsamen Käffchen und einer Zigarette vor dem Dienstgebäude. Erst danach holen sich die Teams am Tresen ihre Mappe mit dem Tagesfahrplan ab. Darin steht, welche Straßen sie abfahren und welche Art von Müll sie abholen müssen.

Wir müssen vor der Rush hour los, sonst staut es sich hinter uns noch mehr.

Roccy Becker und Michel Goldstein | Mitarbeiter bei der Müllabfuhr in Halle

Roccy Becker und Michel Goldstein sind ein eingeschworenes Team. In den nächsten acht Stunden werden sie 30.000 Schritte gehen und etwa 1.000 Gelbe Tonnen zum Müllfahrzeug hin und auch wieder zurück an ihren Standort bringen. Frühsport brauchen die beiden nicht, aber Platz für ihr Entsorgungsfahrzeug: mindestens drei Meter Abstand zwischen den parkenden Autos der Langschläfer. Selten, dass sie in der Frühschicht überall durchkommen. Aber: "Wir müssen vor der Rush hour los, sonst staut es sich hinter uns noch mehr." Die beiden wünschen sich mehr Rücksichtnahme und Wertschätzung für ihre Arbeit.

Morgens auf dem Hühnerhof: Der frühe Vogel fängt den Wurm

Mit dem Sonnenaufgang öffnet sich die Stalltür auf dem Hühnerhof in Steuden. Die 500 Legehennen der Rasse Lohmann-Brown hüpfen auf die Wiese und genießen ihre Freilandhaltung. Die anderen knapp 50.000 Hennen legen ihre Eier in Bodenhaltung.

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Da geht man eben um 21 Uhr ins Bett.

Romy Forstner-Bornschein | Mitarbeiterin beim Hühnerhof Steuden

Für die Mitarbeiterinnen beim Hühnerhof Steuden geht es schon früh am Morgen los mit Sortieren, Verpacken und Ausliefern. Bildrechte: Jörg Wagner

Die Mitarbeiterinnen des Hühnerhofs Steuden stehen schon vor den Hühnern auf und beginnen mit dem Sortieren, Verpacken und Ausliefern der Hühnereier an Supermärkte, Hotels, Schulen, Betriebskantinen und Märkte in der Region. Romy Forstner-Bornschein schiebt eine schwere Karre mit 540 Eiern darauf in Richtung Lieferauto. Die zerbrechliche Fracht wiegt knapp 40 Kilogramm.

Ebenfalls Frühaufsteher: die Legehennen in Steuden. Bildrechte: Jörg Wagner

Romy ist eigentlich gelernte Rechtsanwaltsgehilfin und arbeitet seit 24 Jahren auf dem Hühnerhof. Das heißt, sie ist seit einem knappen Vierteljahrhundert eine Frühaufsteherin: "Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Da geht man eben um 21 Uhr ins Bett. Spätestens halb zehn ist Pumpe. Aber: Ich hab dafür ja zeitig Feierabend."

Frühschicht im Krankenhaus: Patienten wecken um 06:30 Uhr

Die Frühschicht von Krankenschwester Conny Gube beginnt um 6 Uhr mit der so genannten Übergabe. Für die Nachtschicht ist diese Besprechung der Ausklang des Dienstes bei Kaffee und Gebäck, für Conny Gube und ihre Kolleginnen ist sie der Einstieg. Der Zustand jedes einzelnen Patienten wird besprochen. Erst dann geht’s los mit dem Wecken um 6:30 Uhr. Das muss so früh sein, weil die Operationen ab 7:30 Uhr beginnen.

Mir hat es noch nicht geschadet, nach dem ersten Kaffee geht es eigentlich.

Conny Gube | Krankenschwester in Zerbst

Conny Gube kümmert sich schon am frühen Morgen um die Patientinnen und Patienten im Helios Klinikum in Zerbst. Bildrechte: Andreas Weichold

Vorher müssen noch Medikamente verteilt werden, Blut muss gezogen werden und die Patienten wollen sich frisch machen. "Achtung, das ist jetzt ein bisschen kalt", sagt Schwester Conny zu ihrem ersten Patienten. Sie versorgt noch vor dem Frühstück die frisch operierten Wunden auf der Orthopädiestation des Helios Klinikums in Zerbst. Sie übernimmt gern die Frühschicht, weil sie anschließend noch viel Zeit für ihre Familie hat. Auf die Frage, ob das Arbeiten in der Frühschicht gesund sei, sagt sie: "Mir hat es noch nicht geschadet, nach dem ersten Kaffee geht es eigentlich."

Brokkoli zum Frühstück: 7 Uhr morgens im Tierpark Dessau

"Guten Morgen! Kommt her ihr Süßen, Frühstück!", ruft Tierpflegerin Alexandra Märker die Rentiere herbei und die machen sich auch sofort auf den Weg zu ihr. Das Huftierrevier im Tierpark Dessau ist ihr Arbeitsplatz. Jeden morgen um kurz nach 7 Uhr, direkt nach der Dienstbesprechung mit den Kollegen der Frühschicht, geht es mit dem Futtereimer los. Brokkoli, Möhren und Paprika schmecken den Tieren aus dem hohen Norden am besten. Die Morgensonne taucht ihr graues Fell in orangefarbenes Licht.

Ich bin ein Morgenmensch. Frühmorgens ist es wunderschön im Tierpark.

Alexandra Märker | Mitarbeiterin im Tierpark Dessau

Alexandra Märker sagt von sich: "Ich bin ein Morgenmensch." Sie kümmert sich gerne schon kurz nach 7 Uhr um die Rentiere im Tierpark Dessau. Bildrechte: MDR/Anja Nititzki

Alexandra Märker blüht auf. Sie hat jeden Morgen die Gelegenheit, die freundlichen Tiere zu streicheln. Noch bis vor einem Jahr hat sie in der Schweinehaltung gearbeitet. Da beginnt die Frühschicht weitaus eher als hier im Tierpark. "Ich bin ein Morgenmensch. Frühmorgens ist es wunderschön im Tierpark", schwärmt sie. Ab 9 Uhr strömen die Besucher in die parkähnliche Anlage in Dessau, dann ist es vorbei mit der Ruhe. Wenn die Gäste kommen, haben bereits alle Tiere gefrühstückt.

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MDR (Anja Nititzki, Maren Wilczek)

Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 08. September 2024 | 19:00 Uhr

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