Geldnot Armutskonferenz tagt in Wolmirstedt
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23. Oktober 2024, 13:05 Uhr
In Sachsen-Anhalt ist jeder Fünfte von Armut betroffen. Die Zahl geht seit Jahren nicht zurück. In Wolmirstedt trifft sich am Mittwoch deswegen zum zweiten Mal die Landesarmutskonferenz Sachsen-Anhalts.
- Viele Alleinerziehende sind arbeitslos, weil es schwer möglich ist, Arbeit und Kind unter einen Hut zu bekommen.
- Auch viele Rentner und Kranke sind von Armut betroffen.
- Die Landesarmutskonferenz in Sachsen-Anhalt will Armut bekämpfen.
Ines Bramschke ist alleinerziehend und arbeitslos. Sie lebt mit ihrem zwei Jahre alten Sohn in Halle-Neustadt, in einer Plattenbauwohnung, in der ihr, das gibt die Frau offen zu, manchmal die Decke auf den Kopf fällt – vor allem Mittags, wenn das Kind schläft: "Das ist auch wieder die Zeit, wo ich sage: entweder Haushalt oder ich mache den Fernseher an. Das ist das typische Klischee von Arbeitslosen."
Das Geld sei knapp, sagt die 26-Jährige. Mit Bürgergeld, Kindergeld und Unterhalt komme sie auf 1.200 Euro im Monat: "Früher bin ich gerne ein, zwei Mal öfter zum Friseur gegangen, wo ich noch Geld hatte, oder ins Nagelstudio. Aber jetzt nicht mehr. Man versucht zu sparen, man versucht zu rechnen." Geld gebe sie zuerst fürs Kind aus, sagt Ines Bramschke. Was am Ende des Monats übrig bleibe, seien oft nur ein- oder zwei Hundert Euro.
Offiziell gilt Ines Bramschke als arm, da sie mit weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens auskommen muss und damit unterhalb der Armutsgefährdungsgrenze liegt. Die gelernte Verkäuferin sagt, sie habe allein im letzten Jahr 17 Bewerbungen verschickt, doch als Alleinerziehende Beruf und Kind zu vereinbaren sei eben schwer: "Es wird häufig krank. Es muss in eine Kita, ist der Kitaplatz gesichert, kriege ich das mit dem Kind überhaupt unter einen Hut? Sind denn Leute da, die auf das Kind aufpassen können, wenn ich mal nicht kann? Das ist so ein hin und her", erzählt sie.
Viele Rentner bekommen unter 1.200 Euro
Oft sind Alleinerziehende von Armut betroffen, aber auch Rentner. Etwa jeder fünfte Rentner in Deutschland erhält weniger als 1.200 Euro, selbst nach 45 Arbeitsjahren.
Eine Schande, sagt Jacquelin Gottschalk von der Tafel in Halle, die Mitglied der Armutskonferenz ist: "Wenn Sie auch das Elend manchmal sehen, dass Rentner, die ihr Leben lang gearbeitet haben, es nicht schaffen, einen vernünftigen Einkauf zu machen, weil sie das Geld nicht haben, dann sind sie manchmal sprachlos. Wir haben auch kranke Menschen. Man sagt, in diesem Land soll man arbeiten gehen – alles schön und gut. Aber es gibt auch viele Menschen, die können nicht arbeiten."
Armut wirksam bekämpfen, das ist das Ziel der Landesarmutskonferenz in Sachsen-Anhalt, die sich am Mittwoch in Wolmirstedt trifft. Themen wie Rente, Bürgergeld und Kürzungen im sozialen Bereich werden diskutiert. Das Gremium gibt es seit einem Jahr und besteht vor aus Sozialverbänden wie der Arbeiterwohlfahrt oder dem DRK, aber auch aus Gewerkschaften oder aus der Krebsgesellschaft.
Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 23. Oktober 2024 | 09:17 Uhr