Von Salzwedel nach ZeitzNeun Stunden Bahnfahrt, einmal durch ganz Sachsen-Anhalt
Ein Reporter fährt mit dem Zug einmal durch Sachsen-Anhalt auf einer Strecke, die so wahrscheinlich noch niemand vor ihm gemacht hat. 350 Kilometer in neun Stunden und acht Umstiege. Wo ist der schönste Bahnhof? Wo ist der schönste Streckenabschnitt und wo gab es die netteste Schaffnerin?
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Mit der Regionalbahn von Salzwedel nach Zeitz, das heißt, einmal quer durch Sachsen-Anhalt. Aber ganz so leicht mache ich es mir nicht: Ich verzichte auf Inter-City Züge und gehetzte Umstiege. Ich will auch einmal stehen bleiben, schauen, wie es so aussieht, am Bahnhof in Stendal, Aschersleben, Köthen und Weißenfels. Wen treffe ich, wenn ich einen ganzen Tag mit der Bahn fahre?
Ich will erfahren, warum die Leute überhaupt mit Zügen fahren. Gibt es Dinge, die verändert werden sollten? Oder sind wir gut aufgestellt im öffentlichen Nahverkehr in Sachsen-Anhalt – gerade im Hinblick auf das Neun-Euro Ticket, das im Juni kommen soll? Für drei Monate soll es dann für neun Euro im Monat quer durch Deutschland gehen, unter der Bedingung: Regionalverkehr only!
Von Salzwedel nach Stendal
7:22 Uhr – Salzwedel
Rennen! Ich fühle mich wie früher in der Schule: Bloß nicht die Bahn verpassen. Genauso heute: Denn der nächste Zug nach Stendal würde erst in zwei Stunden fahren. Und dann nicht bloß 39 Minuten, sondern ZWEI (2!) Stunden. Und dann müsste ich erst in den Bus und danach in die Bahn umsteigen. In Salzwedel bist du nicht unpünktlich, sonst kommst du hier nicht weg. Nicht die Bahn, sondern ich bin ein wenig verspätet.
Großstadtluxus mit zehn Minuten Takt? Da fällt den Salzwedlern gleich der Baumkuchen aus der Hand.
7:30 Uhr – Bahnhof in Salzwedel
Gerade noch pünktlich. Die Unterführung sprinte ich hoch – erst einmal durchatmen und Schweiß von der Stirn wischen. Es bleiben sogar ein paar Minuten, um mit ein paar Wartenden zu sprechen. Tatjana Blank aus Salzwedel hat ihren Rollkoffer fest in der Hand. Für sie geht es heute in den Urlaub nach Fuerteventura, für mich nach Zeitz. Wer will hier schon tauschen? Nach Hannover zum Flughafen müsse sie und weil man nie wisse, ob mit der Bahn alles klappt, habe sie ein paar Stunden Puffer eingeplant.
Ein Grund für die großzügige Planung ist auch die Tatsache, dass sie "am Arsch der Welt" lebe. Zumindest, was die Zuganbindung angehe. Sie ergänzt, dass es mit dem Auto, dank fehlender Autobahn, auch nicht viel besser sei. Sonst fahre sie aber immer um 5:02 Uhr zum Arbeiten nach Stendal. Der Zug fährt ein, ich wünsche ihr einen schönen Urlaub, sie mir eine gute Reise.
7:40 Uhr – Bei Pretzier (Altmark)
Erste Kontrolle. Mein Ticket habe ich kurz vor knapp mit dem Handy gebucht. Ich zeige meine Eintrittskarte in die Welt der Bummelzüge. Ich stehe noch zwischen den Türen. Die Kontrolleurin weist mich darauf hin, dass noch viele Plätze frei seien. Zu viel Auswahl: Stehen, Zweier-, Vierersitz oder doch blaukarierte Klappsitze. Letztere sollen es sein. Vor einem Berg aus Koffern und zwei Fahrrädern mache ich es mir kurz bequem.
7:45 Uhr – Bei Fleetmark
Normalerweise würde ich jetzt die Augen schließen und meine Noise-Cancelling-Kopfhörer aufsetzen. Bloß keine Geräusche. Aber heute will ich mit den Reisenden sprechen. Drei Sitze weiter sitzt Roland Dyck. Beruflich fahre er heute mit der Bahn nach Stendal, sonst nehme er das Auto, sagt er. "Hier in der Gegend ist man abends aufgeschmissen."
Das Neun-Euro-Ticket wolle er kaufen, trotz seiner Sorge, dass die Züge dann zu voll werden könnten. Das würde für niemanden den öffentlichen Nahverkehr attraktiv machen, wenn die Züge vollgestopft wären, so Dyck.
7:55 Uhr – Bahnhof Hohenwulsch
Erstmal aus dem Fenster schauen, gelber Raps, flaches Land. Ein Bild, das ich heute öfter sehen werde. Und vor allem viele heruntergekommene Bahnhöfe, so wie den in Hohenwulsch.
8:25 Uhr – Bahnhof Stendal
"Nächster Halt Stendal, Ausstieg in Fahrtrichtung links." Auch wenn hier noch Bagger unter dem Gleisbett hämmern, kann ich die Verjüngungskur des Bahnhofs erkennen. Da ich den ganzen Tag parallel auf Twitter live meine Eindrücke tweete, bekomme ich aus der Bahncommunity einen heißen Tipp.
und:
Ich brauche dringend einen Kaffee – zum Glück bin ich in Stendal, hier muss man am Bahnhof nicht hungern. Den Kaffee hole ich mir vom Bäcker aus der Bahnhofshalle. Ich trete einmal vor das Bahnhofsgebäude und denke mir "ganz schön".
Zurück in der Bahnhofshalle sehe ich, wie sich ein Rentnerpärchen im Bahnhofssupermarkt eindeckt. Das wichtigste für die Reise: Zigaretten. Vor ein paar Jahren seien sie schon mal hier gewesen, erzählen sie mir. Seitdem hat sich einiges getan. Für sie geht es nach Kühlungsborn in Mecklenburg-Vorpommern. Warum sie nicht mit dem Auto fahren, frage ich – "zu teuer". Ich begleite sie noch zum Zug und wünsche wieder "Gute Reise!".
Von Stendal nach Magdeburg
8:57 Uhr – Abfahrt vom Bahnhof Stendal
Von Stendal in die Landeshauptstadt. Im Zug treffe ich Michelle aus Stendal. Sie studiert Kindheitspädagogik an der Hochschule Magdeburg-Stendal. Nur eine Station muss sie fahren, bis nach Demker. Dort macht sie gerade ein Praktikum. Ein Ticket braucht sie nicht, denn als Studentin hat sie ein Semesterticket bis nach Magdeburg. Sie finde es allerdings schade, dass sie nur bis dorthin fahren kann und die Zone nicht ausgeweitet werde. Dafür habe sie sogar einmal eine Petition unterschrieben.
Auch ich habe mir bis Demker ein Ticket gekauft, denn mein Sachsen-Anhalt-Ticket gilt erst ab 9:00 Uhr. Als die Uhr drei nach neun schlägt und mein Sachsen-Anhalt-Ticket endlich gilt, singe ich leise in meinem Kopf: "Freiheit, Freiheit, ist das Einzige, was zählt" von Marius Müller-Westernhagen.
9:05 Uhr – bei Demker
Spannender Moment. Die Kontrolleurin ist die gleiche wie im Zug von Salzwedel nach Stendal. Diesmal im Schlepptau: eine Mitarbeiterin der DB Sicherheit. Hoffentlich habe ich mit meiner Ticketbuchung alles richtig gemacht. "Alles in Ordnung", sagt sie.
Ich frage, ob es normal sei, dass die DB Sicherheit mitlaufe. Das sei schon länger so, vor allem seit der Maskenpflicht. Aber am Mittwochmorgen sei es entspannt, jetzt sei noch alles ruhig. Erst am Wochenende, wenn die Leute von Stendal zum Partymachen nach Magdeburg fahren, soll es ihr zufolge auch schon einmal hitzig werden.
9:20 Uhr – bei Angern-Rogätz
Der Zug ist gut gefüllt, aber es ist ruhig. Ich laufe einmal vom Zugende bis nach ganz vorn. Hinter mir die Zugtoilette, vor mir eine bessere Welt hinter einer Glastür: die erste Klasse. Die Sitze dort sind leer – dafür mit einer cremegelben Kopfauflage. Sieht so das Paradies aus?
09:29 Uhr – bei Wolmirstedt
Die meisten Leute sind vertieft. Kopfhörer auf den Ohren und die Blicke auf das Handy gerichtet. Einer liest das Bahn-Reise-Magazin, ich spreche ihn an. Marc ist kurz vorm Austeigen. Er ist in Tangerhütte zugestiegen. Vom Neun-Euro-Ticket halte er nicht viel, sagt er. "Die Leute in Berlin, die freuen sich vielleicht über das Ticket, aber hier in der strukturschwachen Altmark, auf dem Land, wo kaum Züge fahren, hilft das Ticket nicht".
09:44 Uhr – Hauptbahnhof Magdeburg
Den Halt in Magdeburg nutze ich für eine Toilettenpause. Hier erwartet mich das bekannte, beschrankte Passiersystem, das mich, ohne eine Gebühr von einem Euro zu zahlen, nicht durchgehen lässt. Ein Blick ins Portemonnaie – leider kein Kleingeld. Auch die angepriesene "kontaktlose Zahlung" funktioniert nicht. Ich winde mich durch den Miniatureingang für Kinder, schlechtes Gewissen, aber erlöst. Als ich ein paar Minuten später von einem Mann nach Kleingeld gefragt werde, denn er müsse mit dem Zug fahren, muss ich bei meiner Verneinung nicht lügen.
Von Magdeburg über Güsten nach Aschersleben
10:26 Uhr – Abfahrt vom Hauptbahnhof in Magdeburg
Einmal nach Aschersleben bitte. Aber nicht ohne Umstieg über Güsten. Eine ältere Dame, die ein paar Minuten ohne Maske neben mir sitzt, frage ich, was sie von dem Neun-Euro Ticket halte. Es sei zu günstig und der Staat müsse dafür zu viel Geld zahlen, sagt sie mir. Die Maske habe sie bloß vergessen aufzusetzen, sagt sie der Schaffnerin, die unsere Fahrscheine prüft.
10:29 Uhr – bei Magdeburg-Buckau
Ich dachte, ich bin der Einzige, der sich einen extra komplizierten und langwierigen Weg macht. Aber falsch gedacht. Im Zug nach Güsten treffe ich auf das Rentnerehepaar Eberhardt und Karin Puppe. Genau auf diese Menschen habe ich gewartet. Sie seien begeisterte Bahnfahrer, sagen sie selbst. Heute geht es für sie nach Erfurt. Anstatt durchzufahren, nehmen sie lieber einen Umweg, damit sie möglichst viel sehen. Für sie sind die Ticketpreise für Nah- und Fernverkehr fair. Nicht zu viel, nicht zu wenig.
Vor allem, wenn man ein paar Wochen oder Tage vor Abfahrt buche. Von dem Neun-Euro-Ticket sind sie nicht begeistert. Das überrascht mich. Obwohl beziehungsweise gerade weil sie so gern Zug fahren, hätten sie Angst, dass die Züge dann zu voll werden. Außerdem sei auch gar nicht genügend Bahnpersonal vorhanden, sagt Eberhardt Puppe. Welch Ironie: Für die Zeit, wenn das Neun-Euro-Ticket kommen soll, wolle man lieber aufs Auto umsteigen.
10:58 Uhr – Ankunft am Bahnhof in Güsten
In Güsten angekommen, schon wieder rennen. Ich sprinte den Menschen zum anderen Gleis hinterher, steige in den Zug und stelle fest: Es ist der falsche Zug. Wieder raus, zurück in die Unterführung. Da kommt auch schon meine Bahn nach Aschersleben. Dort angekommen, frage ich mich, warum ich überhaupt hier gelandet bin, denn der Bahnhof hat leider nicht viel zu bieten. Dennoch bin ich gespannt auf die nächste Station, denn die heißt "Schönebeck (Hauptbahnhof)". Hoffentlich finde ich ein Mittagessen.
Von Aschersleben nach Schönebeck (Elbe)
12:44 Uhr – Bahnhof Schönebeck (Elbe)
In Schönebeck habe ich leider kein Essen gefunden und wirklich schön ist der Bahnhof auch nicht. Zum Glück soll der nächstes Jahr zur 800-Jahresfeier renoviert werden. Bis dahin soll zumindest ein modernisiertes Bahnhofsgebäude stehen.
Von Schönebeck (Elbe) nach Köthen
13:01 Uhr – bei Sachsendorf
Zwischen Schönebeck und Köthen liegt Sachsendorf. Die Scheiben sind beschlagen. Ich sehe das typisch blaue Bahnhofsschild "Sachsendorf". Nur kein Dorf. 24 Minuten Fußweg, sagt Google Maps. Über die Landstraße müsste man gehen. Sicherer ist es, einen 30-minütigen Umweg zu nehmen. Dort möchte man gern Bahnfahren. Und wieder die Erkenntnis: Ohne Auto geht hier nicht viel.
13:29 Uhr – im Bahnhof Köthen
Ich muss zugeben, so langsam schlaucht das viele Sitzen und Bahnfahren. Nach einer kurzen Mittagspause in Köthen und ein Käsebrötchen und einen Schokodonut später habe ich wieder genügend Kraft getankt, um mit Leuten zu sprechen, die hier mit dem Zug fahren.
Vor dem Bäcker steht Sophie. Gerade macht sie eine Ausbildung im ersten Lehrjahr zur Ergotherapeutin. Meinen Respekt hat sie auf jeden Fall, denn sie pendelt jeden Tag, insgesamt drei Stunden. Von Bitterfeld nach Köthen und zurück. Eine nähere Berufsschule gebe es für sie nicht. Im Moment fährt sie für 49 Euro im Monat, mit einem Azubiticket. Wenn das Neun-Euro-Ticket kommt, dann wolle sie das auf jeden Fall in Anspruch nehmen, denn so spare sie 40 Euro im Monat, wie sie mir erzählt.
13:35 Uhr – immer noch im Bahnhof Köthen
Jetzt heißt es erst einmal warten. 40 geschlagene Minuten. Der Bahnhof in Köthen ist schnell erkundet. Und auch, wenn der Bahnhof neben Bäcker, Zeitungsladen und Kneipe genügend zu bieten hätte, haben es mir die Sitzbänke auf Gleis zwei und drei angetan. Richtig historisch, aus dem Jahr 1910. Ein frischer Anstrich wäre trotzdem nicht verkehrt.
Von Köthen nach Halle (Saale)
14:21 Uhr – bei Weißandt-Gölzau
Das Mittagstief hat mich erwischt. Die Fahrt mit dem Zug nach Halle wiegt mich sanft in einen Powernap. Die Kopfhörer einer Frau sind etwas zu laut eingestellt – ich höre mit: K-Pop.
14:45 Uhr – im Hauptbahnhof Halle (Saale)
Halle (Saale). Mit diesem Bahnhof bin ich vertraut – einige Jahre habe ich in dieser Stadt gewohnt. Fühlt sich so an wie einen guten alten Freund wiederzusehen. Von allen Bahnhöfen, die ich bis heute gesehen habe, finde ich diesen am schönsten. Wobei "schön" vielleicht das falsche Wort ist. Zumindest kann man sich hier gut aufhalten. Auch hier wird gebaut, gefühlt schon eine halbe Ewigkeit. Diesmal steht ein Gerüst an der Fassade.
Von Halle über Weißenfels nach Zeitz
15:05 Uhr Abfahrt am Hauptbahnhof in Halle (Saale)
Auf nach Weißenfels. Im Zug ist es mucksmäuschenstill. Nur das leise Brummen des Zuggetriebes ist zu hören. Ich erwische wohl den frühen Feierabendverkehr, denn der Zug ist voll. Die Menschen hier wirken erschöpft, ich bin es auch.
Nicht so mein Gegenüber. Herr Boje blickt tief in seine Laptop. Er kann das Gejammer nicht verstehen, als ich ihn damit konfrontiere, dass mir Vielfahrer heute die Angst bekundet haben, die Züge würden durch das Neun-Euro-Ticket voller werden. Er selbst sei Vielfahrer und im Besitz einer BahnCard 100. Er müsse sich daher sonst keine Tickets kaufen.
Wenn es nach ihm ginge, müsse man viel radikaler werden, wenn die Energiewende gepackt werden solle. "Weg von den Autos", sagt er, zumindest von eigenen Autos. Er kommt aus der Stadt, dort reicht ihm Carsharing. Die Energiewende sei eine Generationsfrage. Junge Leute unter 20 sollten generell kostenlos ÖPNV nutzen dürfen, so Boje. Ich würde mich gern noch weiter mit ihm unterhalten, doch in Merseburg muss er raus – ich habe ihn zum Glück noch daran erinnert. Hektisch steckt er das Ladekabel aus der vergilbten Steckdose und rennt davon.
15:48 Uhr bei Langendorf
Weißenfels hat mich kurz begrüßt. Es blieb Zeit für ein schnelles Foto von der historisch wirkenden Fahrkartenausgabe. Hier ließen sich auch die regulären Fahrkartenautomaten nennen. Doch die habe ich heute auch nicht gebraucht. Über die App der Deutschen Bahn geht das meistens sehr fix.
Im überfüllten Zug nach Zeitz scheint das ein Fahrgast wohl vergessen zu haben, als er mit seinem 50-Euro-Schein dem sich nähernden Kontrolleur winkt. Ein letztes Mal für heute zeige ich mein Ticket. Der andere Fahrgast nicht. Seine 50 Euro reichen nicht, sagt der Kontrolleur, denn wer den Zug ohne Fahrschein betritt, der müsse 60 Euro bezahlen. Die nächsten Sätze verstehe ich nicht, aber es scheint, als würde der Fahrkartenkontrolleur von ihm ablassen und weiter seiner Kontrolltätigkeit nachgehen.
16:19 Uhr am Bahnhof in Zeitz
Müde und mit leicht schmerzenden Rücken und Beinen fahre ich in meiner Endstation ein. Geschafft. Nach neun Stunden, 350 Kilomentern und acht Umstiegen bin ich in Zeitz angekommen. Nun ist die Frage: Was bleibt?
Was bleibt?
Wer es bis hierhin geschafft hat, wird feststellen, dieser Text übers Bahnfahren ist ohne Witze über Zugverspätungen ausgekommen. Das liegt unter anderem daran, dass keiner der Züge unpünktlich war. Obwohl ich achtmal den Zug wechseln musste.
Ich wollte vor allem herausfinden, was die Bahnhöfe in Sachsen-Anhalt so zu bieten haben, warum die Leute mit Zügen fahren und was sie vom geplanten Neun-Euro-Ticket halten. Ich hätte mit mehr Begeisterung für das geplante Ticket gerechnet. Aber wirklich drauf freuen tun sich wenige.
Die, die häufig Bahn fahren, sind besorgt: Werden die Züge überrannt? Andere hingegen kritisieren das Ticket, da ohnehin nicht genügend Verbindungen angeboten werden. Wieder andere finden, die Idee mit dem Ticket ist zu kurz gedacht und wird langfristig nicht helfen. Ich habe herausgefunden, dass Regionalbahnfahren für Leute wie mich nur dann Sinn macht, wenn man Zeit hat. Aber die habe ich beim Bahnfahren eigentlich nie. Deswegen nehme ich das nächste Mal eine schnellere Verbindung nach Zeitz. "Schnell" heißt dann: Vier Stunden und vier Umstiege.
- Schönster Bahnhof: Halle (Saale) Hauptbahnhof. Wenn ein Bahnhof es schafft, ein Gefühl von "nach Hause kommen" zu erzeugen, dann ist es für mich ein schöner Bahnhof.
- Schönster Abschnitt: Von Salzwedel nach Stendal. Das sage ich jetzt einfach, um die Bahn zu animieren, dort mehr Verbindungen anzubieten.
- Nettester Schaffner: Der Schaffner von Weißenfels nach Zeitz hat etwas getan, das ich so noch nie erlebt habe. Er hat tatsächlich jeden einzelnen Reisenden angesprochen, man solle doch bitte den Rucksack vom Nebensitz nehmen, damit alle einen Platz haben. Hat funktioniert.
- Netteste Reisende: Der Award geht an Eberhardt und Karin Puppe, die ich im Zug von Magdeburg nach Aschersleben getroffen habe. Nicht nur, dass sie in meine eigentliche Heimat, nach Erfurt, gefahren sind. Auch sonst konnte ich mich lange mit ihnen unterhalten. Das mache ich in Zügen sonst ungern. Ich hoffe, sie hatten einen schönen Tag in Erfurt und haben stets pünktliche Züge.
Mehr zum Thema: Bahn-Fahren und Neun-Euro-Ticket
MDR (Jonas Dahmen, Luca Deutschländer)
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