Neue BetrugsmaschePolizei Sachsen-Anhalt warnt: So leiten Betrüger Geld per IBAN aufs falsche Konto
Bei einer neuen Betrugsmasche locken Kriminelle ihre Opfer mit falschen Finanzangeboten. Sie werben im Internet für angebliche Anlagen mit hohen Zinsen bei einer seriösen Bank. Doch via IBAN landet das Geld auf dem Konto der Betrüger. Auch in Sachsen-Anhalt beobachten Polizei und Verbraucherzentrale diesen Betrug. Einen Rentner aus Dessau-Roßlau hat er besonders hart getroffen. Doch es gibt Möglichkeiten, sich zu schützen.
- Betrüger werben im Internet mit falschen Finanzangeboten. Statt auf eine gut verzinste Anlage geht das Geld via IBAN aufs Konto der Kriminellen.
- Auch in Sachsen-Anhalt beobachtet die Polizei diesen Betrug. Das Geld ist meist weg – das musste auch ein Rentner aus Dessau-Roßlau erleben.
- Was hilft: Finanzanbieter bei der Bafin prüfen und bei allzu guten Angeboten misstrauisch sein.
Wer sein Geld anlegen will, sucht oft nach einer Möglichkeit, die hohe Zinsen verspricht. Je größer die Summe, desto mehr Unterschied machen schon wenige Prozentpunkte Zinssatz. Das nutzen Betrüger aus. Sie versprechen attraktive Finanzanlagen – und bringen die Betroffenen damit um deren Ersparnisse.
Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt warnt vor Betrug mit falscher IBAN
Die Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt warnte schon im November vor dieser Masche. Im Grunde ist sie simpel: Die Betrüger locken Sparer demnach über das Internet mit hoch verzinsten Anlagen. Die vermeintlichen Kunden sollen dann Geld auf ein angebliches Festgeldkonto überweisen, das für sie eröffnet worden sein soll. Die Transaktion wirkt seriös, enthält die Namen von Kunde und Bank, IBAN und BIC.
Dem Verbraucher wird vorgemacht, dass auf seinen Namen bei einer namhaften Bank ein Konto eröffnet wird, auf seine persönlichen Daten. Tatsächlich passiert das aber nicht.
Yvonne Röhling | Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt
Nur: Für eine Überweisung zählt allein die IBAN, der Name kann beliebig verändert werden. Das Geld landet so nicht bei der angeblichen Anlage, sondern auf dem Konto der Betrüger. "Darin liegt die Täuschung", erklärt Yvonne Röhling von der Verbraucherzentrale, "Dem Verbraucher wird vorgemacht, dass auf seinen Namen bei einer namhaften Bank ein Konto eröffnet wird, auf seine persönlichen Daten. Tatsächlich passiert das aber nicht."
IBANDie IBAN (International Bank Account Number) ist eine international gültige Kontonummer, die in Deutschland aus 22 Stellen besteht: dem Länderkennzeichen DE, einer zweistelligen individuellen Prüfziffer, einer achtstelligen Bankleitzahl und einer zehnstelligen Kontonummer. Seit dem 1. Februar 2017 ist die IBAN ausreichend, um Geld innerhalb von Deutschland und dem Euro-Raum zu überweisen.Verbraucherzentrale
Polizei: Geld zurückbekommen ist möglich, aber selten
Obwohl die Polizei diese Form von Betrug erst seit einigen Monaten beobachte, gelte sie bereits als typisch, sagte der Sprecher des Landeskriminalamtes (LKA), Michael Klocke, MDR SACHSEN-ANHALT. Die Spezialisten des LKA könnten die Transaktionen teilweise nachverfolgen, doch die Betrüger zu fassen, sei schwierig. Oft lande das Geld in westafrikanischen Staaten, die gegenüber den europäischen Ermittlungsbehörden wenig kooperativ seien.
Dass die Betrugsopfer ihr Geld zurückbekommen, sei grundsätzlich möglich, erklärte Klocke – "aber realistisch ist es, zu sagen: nur in seltenen Fällen." Dennoch sei es wichtig, den Betrug der Polizei zu melden. Weil viele Betroffene sich dafür schämen würden, auf Betrüger reinzufallen, gehe das LKA von einer hohen Dunkelziffer aus. Manche Menschen würden sich nicht trauen, zur Polizei zu gehen, selbst, wenn es um viel Geld gehe, sagte Klocke: "Das sind natürlich Informationen, die ganz wichtig sind für unsere Ermittlungen, die uns dann fehlen."
82-Jähriger aus Dessau-Roßlau verliert 20.000 Euro an Betrüger
Rudolf Arndt aus Dessau-Roßlau hat sich an die Polizei gewandt, nachdem er Opfer eines Betrugs wurde, und auch an die Verbraucherzentrale. Der 82-Jährige war auf der Suche nach einer Anlage für 20.000 Euro Ersparnisse im Internet auf ein Angebot gestoßen, das ihm vier Prozent Zinsen bei einer bekannten Bank versprach.
Ich war tieftraurig, dass es sowas gibt.
Rudolf Arndt | wurde um 20.000 Euro betrogen
Er habe Interesse gezeigt und bald mit einer Frau telefoniert, die vorgegeben habe, Beraterin zu sein, berichtet der Rentner. "Die hat mich aufgeklärt: 'Ich schicke Ihnen das und da stehen alle Daten, die Sie brauchen, drin. Sie sind bei einer belgischen Bank und wir vermitteln das.'" Für ihn sei das nachvollziehbar gewesen.
Doch nachdem er das Geld überwiesen habe, sei die vermeintliche Beraterin nicht mehr erreichbar gewesen. Arndt rechnet nicht damit, sein Geld zurückzubekommen. "Ich war tieftraurig, dass es sowas gibt", sagt er, "Ich konnte es nicht verstehen." Jetzt spricht er über den Betrug, um andere zu warnen.
LKA und Verbraucherzentrale raten, Anbieter bei der Bafin zu prüfen
Das LKA und die Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt raten, Finanzanbieter bei der Bundesanstalt für Finanzaufsicht, kurz Bafin, zu überprüfen, bevor man sich für eine Anlage entscheidet. Anbieter, die dort gelistet sind, seien für den Geldtransfer in Deutschland und Europa zugelassen, erklärte LKA-Sprecher Klocke. Das Überprüfen sei einfach: "Es gibt ein Formular, das kann man online am Computer aufrufen. Und dort kann man die Daten der entsprechenden Bank, die man überprüfen möchte, eingeben und bekommt dann auch eine entsprechende Auskunft von der Bafin."
Seriöse Finanzanbieter erkennen: So hilft die Bafin
Wer innerhalb Deutschland mit Geldanlagen handeln will, benötigt dafür eine Erlaubnis der Bafin. Unternehmen aus anderen EU-Staaten, die in Deutschland handeln wollen, müssen sich bei der Bafin anmelden. Alle Unternehmen, auf die das zutrifft, listet die Bafin in einer online einsehbaren Datenbank.
Die Qualität prüfe man allerdings nicht, heißt es auf der Website. Stellt die Bafin unerlaubte Geschäfte fest, werden dazu allerdings Warnungen veröffentlicht.
Klocke rät außerdem, misstrauisch zu sein, wenn der versprochene Zinssatz für eine Geldanlage allzu verlockend klingt. Für Festgeld liege der Standardsatz aktuell bei 3,55 bis 3,65 Prozent für eine Anlage über zwölf Monate. Zinssätze von vier Prozent oder mehr sollten stutzig machen. Außerdem wies Klocke darauf hin, dass andere, schon länger bekannte Betrugsmaschen nach wie vor immer wieder funktionieren würden. Ob Enkeltrick, Schockanruf oder Betrug per Messenger, davon gebe es viele Fälle – und die Kriminalität verlagere sich in den digitalen Raum.
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MDR (Fabian Dittmann, Maren Wilczek), zuerst veröffentlicht am 04.08.2024
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 04. August 2024 | 19:00 Uhr
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