Bilanz Sturmtief "Ignatz/Hendrik" Nach dem Sturmtief: Verletzte, Feuerwehren im Dauereinsatz, umgestürzte Bäume, Stromausfälle
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Sturmtief "Ignatz/Hendrik" hat besonders im Süden des Landes und im Harz Spuren hinterlassen. Es gab drei Verletzte und umgestürzte Bäume mussten von Straßen geräumt werden. Am Freitag beruhigt sich die Lage, aber neue Böen ziehen auf. Weiterhin sind etliche Haushalte im Landkreis Wittenberg und im Saalekreis ohne Strom.

- Drei Menschen wurden durch umgestürzte Bäume verletzt.
- Im Süden von Sachsen-Anhalt fiel in zahlreichen Haushalten der Strom aus. Einige sind auch am Freitag noch von den Ausfällen betroffen.
- Auch am Freitag warnt der Deutsche Wetterdienst vor kräftigen Böen. Wälder sollten aktuell nicht betreten werden.
Hunderte Einsätze hat es in Sachsen-Anhalt aufgrund von Sturmtief "Ignatz/Hendrik" gegeben. Besonders betroffen war der Süden des Landes, außerdem der Harz: So mussten im Landkreis Harz, im Landkreis Wittenberg sowie in Halle mehrere Straßen wegen umgestürzter Bäume gesperrt werden. Auf der A14 kam es zwischen Bernburg und Magdeburg zu kleineren Unfällen. Auch im Landkeis Börde gab es Probleme auf den Straßen. In Dessau wehte der Wind am Finanzamt Teile des Daches fort.
Die Lage auf den Straßen ist inzwischen wieder entspannt; laut dem MDR-JUMP-Verkehrszentrum gibt es keine sturmbedingten Sperrungen mehr am Freitagmorgen.
"Ignatz" oder "Hendrik" – Verwirrung um Sturmtiefnamen
Das aktuelle Sturmtief kursiert mal als "Ignatz", mal als "Hendrik". Zu tun hat es damit, dass es sich bei dem Sturm am Donnerstag genau genommen schon um "Hendrik" handelte – obschon die meisten Medien noch von "Ignatz" schrieben. Wir auch, selbst noch heute Morgen. Beim Deutschen Wetterdienst wird das Tief, das in den vergangenen zwei Tagen über Deutschland hinweg gezogen ist, auch Tiefdruckkomplex um "Ignatz" und "Hendrik" genannt. Da es heute weiter stürmisch bleibt, wäre das dann wohl sehr eindeutig Hendrik zuzuschreiben (oder vielleicht dann Hendrik 2, wie die Kolleginnen und Kollegen von T-Online vorschlagen).
Drei Verletzte: ein Radfahrer, zwei Autofahrer
Es gab drei Verletzte. Ein Radfahrer in Muldestausee im Landkreis Wittenberg hat durch einen herumfliegenden Ast schwere Verletzungen erlitten und musste per Rettungshubschrauber in eine Klinik geflogen werden. Verletzte gab es auch im Harz, dort mussten die Rettungskräfte zwei Autofahrer aus ihren Fahrzeugen befreien. Einmal bei Elend, wo ein Auto von einem Baum getroffen worden war. Später stürzte bei Harzgerode ein Baum auf ein Auto.
In ganz Sachsen-Anhalt gab es immer wieder Zusammenstöße von fahrenden Autos mit umgestürzten Bäumen. Auf der Autobahn 14 bei Halle-Trotha Richtung Süden und auf der Autobahn 9 bei Brehna zum Beispiel kippte jeweils ein Lastwagen um und blieb quer auf der Fahrbahn liegen. Es kam zu Sperrungen. In Magdeburg stürzte ein Baum gleich auf drei geparkte Pkws.
Auf dem Brocken: Bis zu 150 Stundenkilometer Windgeschwindigkeit
Im Harz blies "Ignatz/Hendrik" heftig durch: Auf dem Brocken seien Windgeschwindigkeiten um die 150 Kilometer pro Stunde gemessen worden, hieß es vom Deutschen Wetterdienst. Am Vortag, als der Sturm bereits aufkam, waren bei schwerem Wind noch Familien mit Kindern oder andere Wanderer auf den Brocken gegangen.
Kai-Uwe Lohse, Kreisbrandmeister im Harz, sagte MDR SACHSEN-ANHALT, dafür habe er gar kein Verständnis. Auch bringe das Einsatzkräfte in Gefahr, falls diese dorthin zu einem Rettungseinsatz ausrücken müssten.
Zahlreiche Einsätze in Halle, Stromausfälle im Süden
Im Stadtgebiet Halle waren die Feuerwehr-Sirenen fast dauerhaft zu hören. Sogar ein Bürgertelefon wurde für Sturmschäden eingerichtet. Es gab zahlreiche Einsätze. Weil herabgefallene Äste eine Stromleitung beschädigt hatten, fiel zudem reihenweise der Strom aus. Wie der Energieversorger Mitnetz mitteilte, hat es Stromausfälle in Sachsen-Anhalt vor allem im Burgenlandkreis und im Saalekreis gegeben. Auch im Salzlandkreis kam es nach Angaben der dortigen Leitstelle zu vereinzelten Stromausfällen.
Wie die Mitteldeutsche Netzgesellschaft Strom am Freitag mitteilte, gibt es weiterhin Probleme bei der Stromversorgung. Demnach gibt es Ausfälle im Landkreis Wittenberg und im Saalekreis. Am stärksten betroffen seien die Landkreise Spree-Neiße in Brandenburg und der Landkreis Bautzen in Sachsen. Insgesamt seien etwa 3.000 Kunden ohne Strom.
Chemiepark Leuna versorgt sich autark mit Strom
Der Chemiestandort Leunawerke war nach Angaben eines Sprechers nicht in Mitleidenschaft gezogen worden – vor allem, weil der Standort über eigene Kraftwerke verfügt und autark ist.
Der Bahnverkehr stand wegen des Sturms am Donnerstag noch zeitweise komplett still in Mitteldeutschland. Die Bahn teilte am Freitagmorgen mit, Sperrungen gebe es nicht mehr, allerdings sei noch im gesamten Bundesgebiet mit Verspätungen und Zugausfällen zu rechnen.
Im Norden: 60 Einsätze in der Altmark
In der der Altmark hat das Sturmtief für mehr als 60 Einsätze von Feuerwehren und Straßenmeistereien gesorgt. Das teilte die Rettungsleitstelle in Stendal mit. In der westlichen Altmark kam es demnach zu drei Verkehrsunfällen, bei denen Autofahrer mit ihren Wagen gegen dicke Äste oder Bäume auf der Straße krachten. Verletzt wurde niemand.
Sachsen-Anhalts Innenministerin Tamara Zieschang (CDU) sprach am Freitag allen Helferinnen und Helfern ihren Dank aus: "Insbesondere unsere Feuerwehren und die Polizei waren im Einsatz und haben einmal mehr bewiesen, dass auf sie Verlass ist."
Weiterhin schwere Sturmböen möglich
Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnte, dass es auf dem Brocken auch am Freitag bei schweren Sturm- und Orkanböen bleibt. Sonst wehe zunächst mäßiger, anfangs teils frischer Südwestwind mit Windböen. Doch im Zuge des Freitagvormittags soll es dann auch im Tiefland wieder Böen mit Geschwindigkeiten von um die 55 Kilometer pro Stunde geben und ab der Mittagszeit auch Sturmböen mit einer Windgeschwindigkeit von 70 bis 85 Kilometer die Stunde.
Aus diesem Grund sollten Wälder aktuell nicht betreten werden. Benedikt Sedlmayer, Revierförster in der Dübener Heide, sagte MDR Sachsen-Anhalt, dass ein Spaziergang im Wald derzeit extrem gefährlich sei. Weil weiterhin viele trockene Bäume im Wald stünden, könnten diese unvermittelt umfallen.
MDR/alle MDR-Studios, Mandy Ganske-Zapf, mit dpa
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 22. Oktober 2021 | 05:00 Uhr