Zukunft der Schule Lehrermangel: Bildungsforum legt umfangreichen Maßnahmenkatalog vor

21. Juni 2024, 15:54 Uhr

In Sachsen-Anhalt hat ein Bildungsforum aus mehreren Organisationen und Institutionen 35 Vorschläge für die Zukunft des Schulsystems in Sachsen-Anhalt gemacht. Dazu gehören etwa eine Lehrkräfteagentur für die Rekrutierung von Pädagogen.

Mehr Energie in die Gewinnung von Lehrkräften stecken, bessere Bedingungen für Seiteneinsteiger schaffen und Schulsozialarbeit stärken: Ein Bildungsforum aus etwa zwei Dutzend Organisationen und Institutionen hat Vorschläge für die Zukunft des Schulsystems in Sachsen-Anhalt vorgelegt. Zu den 35 Vorschlägen gehört etwa eine Lehrkräfteagentur für zur Gewinnung neuer Pädagoginnen und Pädagogen, wie Vertreter des Forums in Magdeburg erklärten.

Diese Landesagentur mit zusätzlichem Personal im Landesschulamt solle unabhängig vom Online-Bewerbungsportal neue Lehrkräfte anwerben und unmittelbar in den Schuldienst einstellen. Es gehe darum, dass Menschen mit Menschen reden, hieß es. 

Seiteneinsteiger besser begleiten

Eva Gerth, die Landesvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), sagte, es müssten mehr Lehrkräfte im Land ausgebildet werden. Es seien noch immer nicht alle Hindernisse beseitigt. Seiteneinsteiger sollten enger begleitet werden und zumindest am Anfang weniger unterrichten müssen. Die Headhunting-Agentur, die Lehrkräfte im Ausland für Sachsen-Anhalt sucht, sieht Gerth am Ende ihrer Möglichkeiten angekommen.

Schulsozialarbeit stärken

Der Landeselternratsvorsitzende Matthias Rose wies auf den sehr hohen Unterrichtsausfall an den Schulen hin, aber auch auf soziale Komponenten. Die Schulsozialarbeit stelle eine wichtige Komponente an den Schulen dar. "Wir brauchen eine Ausweitung."

Um dem Lehrkräftemangel zu begegnen, solle das Land die rechtlichen und finanziellen Voraussetzungen schaffen, damit freie Bildungsträger eingesetzt werden können. Auch Bildungsangebote aus der Wirtschaft könnten die Probleme reduzieren, so Rose zu den Vorschlägen des Bildungsforums.

Forum beklagt mangelnde Diskussion

Das Bildungsforum war gestartet worden im Anschluss an einen Schulgipfel von Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) im Januar 2023. Die Ergebnisse hatten dem Bündnis "Den Mangel beenden! – Unseren Kindern Zukunft geben!" nicht gereicht, zudem wurde eine mangelnde Diskussion beklagt.

Viele Vorschläge hätten in der Staatskanzlei kein Gehör gefunden. Zu den verkündeten Maßnahmen zählte damals unter anderem die verpflichtende Vorgriffsstunde. Gegen diese Maßnahme gab es mehrere Klagen. Zudem wehrte sich eine Grundschullehrerin aus dem Altmarkkreis Salzwedel gegen ihre Kündigung, weil sie die Zusatzstunde nicht ableisten wollte.

Mit der Vorgriffsstunde stehen Lehrkräfte eine Stunde pro Woche länger vor der Klasse – das entspricht dem Bildungsministerium zufolge dem Volumen von 500 Vollzeitlehrkräften. 

Im Bildungsforum sollte in einem offenen Prozess geklärt werden, welche Vorschläge eine breite gesellschaftliche Zustimmung finden. Zu den Unterzeichnern des Memorandums gehören etwa die Arbeiterwohlfahrt, der Deutsche Gewerkschaftsbund, die GEW, der Grundschulverband, die IHK Halle-Dessau, Landesschülerrat und Landeselternrat sowie Linke und Grüne, die in der Opposition sind.

dpa, MDR (Moritz Arand)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 20. Juni 2024 | 15:15 Uhr

12 Kommentare

Altlehrer vor 43 Wochen

Wenn aber Studienplätze für das Lehramt an Sekundarschulen frei bleiben, weil die Studenten das Lehramt an Gymnasen bevorzugen, kann weder Uni noch Land das ändern. Viele Studienplätze für das Lehramt an Sekundarschulen in Mathematik und Physik/Chemie bleiben schon seit langem frei.

pwsksk vor 43 Wochen

@Erich, das habe ich auch schon vor 30 Jahren gewußt. Tun sie also nicht so schlau.
Über das (für Politiker) komplexe Thema Durchschnittslöhne wird erst seit geraumer Zeit so wie jetzt diskutiert, darum schrieb ich das.
Da aber die "Bildung" Ländersache ist und Haseloff nun schon 10 Jahre "regiert", (wie das Bildungsministerium insgesamt noch länger) und dem "Treiben" tatenlos zuschaut, bin ich so enttäuscht von diesem, wie sie auch.
Aber mit ihren letzten 2 Sätzen bin ich eben nicht einverstanden. Haseloff und Co. sollen sich um ihre Arbeit kümmern und nicht um irgendwelche Brandmauern, die die Menschen weder brauchen noch haben wollen. Und sein Wohnort Wittenberg interessiert die Menschen dabei herzlich wenig, genauso wie Luther oder das pöse Schild an der einen Kirche.
Ich verstehe aber ihre Intension schon.

frankjansky vor 43 Wochen

Das Land Sachsen-Anhalt erspart sich je Seiteneinsteiger einen Vergütungsaufwand von ca. 1.000 Euro im Verhältnis zum Pädagogen. An der Schule sind 5 Seiteneinsteiger anstatt Pädagogen beschäftigt. Wieviel erspart sich das Land alleine an dieser einen Schule?
Es gibt 864 allgemeinbildenden Schulen in Sachsen-Anhalt. Wie hoch ist die Ersprarnis fürs Land jeden Monat insgesamt?….
Warum möchte die Regierung und das Bildungsministerium daran nicht wirklich etwas ändern?…
Neben der zu geringen Monetären Wertschätzung des Landes für die Tätigkeit von Seiteneinsteigern kommt noch die Alltagsdiskriminierung der „Weltenretter“ an den Schulen. Verändert werden sollte, dass Starke Verdienstgefälle, die Karrieremöglichkeiten für Seiteneinsteiger und an dem Selbstverständnis der Pädagogen von Schule sollte sich schnell etwas ändern, um das Problem zu lösen.

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