Bildungslücken schließenCorona-Folgen: Wie Schüler ausgefallenen Unterricht nachholen sollen
In der Corona-Zeit sind an den Schulen in Sachsen-Anhalt viele Stunden ausgefallen. Diese Bildungslücken müssen nun geschlossen werden. Das Bildungsministerium hat dafür verschiedene Lösungen parat. Die GEW hält diese allerdings für nicht überall umsetztbar.
Mitte März des Jahres 2020 wurden wegen der Corona-Pandemie in allen Lebensbereichen Kontaktbeschränkungen und Eindämmungsmaßnahmen eingeführt. So wurden neben Kindergärten auch die Schulen in Sachsen-Anhalt für mehrere Monate geschlossen.
Laut einer kürzlich veröffentlichten Studie des Robert Koch-Instituts (RKI) führten diese Schließungen zu "Einschränkungen beim Bildungserwerb, dem Verlust von Tagesstruktur, fehlenden oder eingeschränkten Bewegungsmöglichkeiten".
Wo im Land der Nachholbedarf am größten ist, kann laut der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Sachsen-Anhalt keiner sagen. Denn die Lernstandserhebungen sind immer "individuell und schülerbezogen", sagt eine Sprecherin MDR SACHSEN-ANHALT. Die GEW vermutet allerdings, dass der Nachholbedarf dort größer ist, wo die Unterrichtsversorgung niedrig ist.
Landeselternrat befürchtet scheiterndes Aufholen wegen Lehrermangel
Geht es um einzelne Schülerinnen oder Schüler, dann wäre ein Schließen der Bildungslücken, je nach Umfang der Defizite, durch Selbststudium oder Nachhilfe möglich, sagte der Landeselternrat MDR SACHSEN-ANHALT.
Wenn wir es nicht schaffen die Defizite anzugehen, [...] verbauen wir unseren Landeskindern Entwicklungschancen - noch mehr als wir dies ohnehin durch die Unterrichtsunterversorgung tun.
Matthias Rose | Vorsitzender Landesalternrat Sachsen-Anhalt
Laut Elternrat ist es aber oft so, dass die gesamte Klasse Aufholbedarf hat. "Wenn jedes Klassenmitglied einzeln zur Nachhilfe geht, wird das für die Eltern teuer", so der Vorsitzende Matthias Rose. Auch zusätzliche Stunden würden wegen des Lehrermangels und auch an der Bereitschaft, die Sportvereine oder Musikschule wegen der längeren Unterrichtstage nicht besuchen zu können, wahrscheinlich scheitern, heißt es.
Dass aber irgendetwas getan werden muss, sagt der Elternrat klar und deutlich: "Wenn wir es nicht schaffen die Defizite anzugehen, die den weiteren Lernfortschritt einschränken, wenn wir die Defizite nicht in den Prüfungen berücksichtigen, verbauen wir unseren Landeskindern Entwicklungschancen - noch mehr als wir dies ohnehin durch die Unterrichtsunterversorgung tun."
Bildungsministerium schafft Maßnahmen zum Aufholen
Ein Angebot vom Land ist sogar vorhanden: Das Bildungsministerium Sachsen-Anhalt hat für das Schuljahr 2022/2023 Maßnahmen ausgearbeitet, um die Schülerinnen und Schüler zu fördern. Laut der Website des Ministeriums kooperiert das Land mit den Volkshochschulverbänden. Es sollen so Dozenten nach dem Unterricht in den Schulen für Förderangebote für Schülerinnen und Schüler zur Verfügung gestellt werden können.
Des Weiteren sollen über Gutscheine Schwimmkurse finanziert werden, damit der ausgefallene Schwimmunterricht nachgeholt werden kann. Auch das Schulbudget soll aufgestockt werden. Auf der Website heißt es: "Es wurden zusätzliche Mittel zur Verteilung über die Schulbudgets zur Verfügung gestellt. Mit den Mitteln ist es möglich, Honorar- und Kooperationsvereinbarungen für zusätzliche Lernangebote zu unterbreiten."
Das Ministerium teilte MDR SACHSEN-ANHALT auf Nachfrage mit, dass die öffentlichen Schulen im Haushaltsjahr 2022 genau 54 Euro pro Schüler erhielten. Bis Ende des Schuljahres 2023 liege der Betrag ausgleitend bei 26 Euro pro Schüler, hieß es.
Die Angebote richten sich laut Ministerium grundsätzlich an alle Klassenstufen und alle Fächer. Das Ministerium spricht hier allerdings eine Empfehlung für die Jahrgänge vier, fünf, neun und zehn sowie die Abiturjahrgänge aus und eine Schwerpuntksetzung auf die Kernfächer.
GEW sagt: "Jede Hilfe ist besser, als gar keine"
Die GEW Sachsen-Anhalt hält die Maßnahmen des Ministeriums für sinnvoll, da so die Schulen immerhin etwas entlastet werden können. Da aber mit den Honorarmitteln ausschließlich Studierende, Nachhilfeinstitute oder Volkshochschulen angesprochen werden, ist die Suche außerhalb von Halle und Magdeburg nicht leicht und muss durch die Schulleitungen bewältigt werden. "Es ist nicht ideal, Bestandslehrkräfte wären besser, aber generell ist jede mögliche Hilfe besser als keine Hilfe", sagt eine Sprecherin.
Es ist nicht ideal, Bestandslehrkräfte wären besser, aber generell ist jede mögliche Hilfe besser als keine Hilfe.
Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Sachsen-Anhalt
Ganz verloren sind die Schülerinnen und Schüler allerdings nicht, wenn sie keine externe Nachhilfe an den Schulen erhalten. Denn laut GEW ist der Lehrplan zumindest in Teilen so aufgebaut, dass bestimmte Themen auf höherem Niveau wiederkehren. "Damit kann man auch zu einem späteren Zeitpunkt Lernstände erheben und Wiederholungen einbauen", heißt es.
Doch auch hier gibt es ein "Aber", da mit dem Lehrkräftemangel auch verschiedene Fächer in verschiedenen Schulen ausfallen, sodass dieser Effekt laut Gewerkschaft schwächer wird.
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MDR (Maximilian Fürstenberg)