Der Finanzpolitiker Guido Heuer (CDU) spricht während einer Sondersitzung im Landtag von Sachsen-Anhalt.
CDU-Fraktionschef Guido Heuer sagte, es müsse alles ans Netz, was verfügbar sei, um Strom zu erzeugen. Bildrechte: picture alliance/dpa | Ronny Hartmann

Energiepolitik CDU-Fraktion will Atommeiler am Netz lassen und Fracking prüfen

29. März 2023, 08:16 Uhr

Sachsen-Anhalts CDU-Landtagsfraktion will die Energiepreise senken und setzt dabei auf Atomkraft, Kohle und Fracking. Erneuerbare Energien nennt die Fraktion "Zufallsenergien". Nicht nur die Opposition, sondern auch der Koalitionspartner SPD spricht von Rückwärtsgewandtheit.

Sachsen-Anhalts CDU-Landtagsfraktion will Atomkraftwerke am Netz behalten und hat sich offen gezeigt für die Gewinnung von Schiefergas oder -öl via Fracking. Die Fraktion hat dazu am Dienstag – einen Tag vor dem Beginn der Energieministerkonferenz in Merseburg – "energiepolitische Leitlinien" vorgestellt.

Der Finanzpolitiker Guido Heuer (CDU) spricht während einer Sondersitzung im Landtag von Sachsen-Anhalt.
Guido Heuer hat die Pläne der CDU-Fraktion vorgestellt. (Archivbild) Bildrechte: picture alliance/dpa | Ronny Hartmann

Ihre Forderungen begründete sie mit den hohen Energiepreisen, die eine "ernsthafte Gefahr für die gesamte Volkswirtschaft" seien. "Wenn wir die Kosten wirklich signifikant senken wollen, dann muss jetzt alles ans Netz, was in den kommenden Jahren in Deutschland verfügbar ist, um Strom zu erzeugen", sagte CDU-Fraktionschef Guido Heuer bei einer eigens anberaumten Pressekonferenz.

Fracking in der Altmark wieder im Gespräch?

Ob Fracking in Sachsen-Anhalt möglich wäre, ist umstritten. Gasvorkommen gibt es jedenfalls in der Altmark. "In der momentanen Situation, in der es um jede Kilowattstunde geht, reden wir bewusst über heimische Ressourcen und dazu zählen auch mögliche Ressourcen in Sachsen-Anhalt", sagte der wirtschaftspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Ulrich Thomas, zur Frage nach der Altmark. Man wolle tabufrei diskutieren und nicht per se Dinge ausschließen.

Damit spielte Thomas indirekt darauf an, dass es sich beim Fracking um eine umstrittene Methode handelt. Dabei wird Gas oder Öl mit Hilfe von Druck und Chemikalien aus Gesteinsschichten herausgeholt. Das birgt nach Angaben von Experten Gefahren für die Umwelt, zum Beispiel für die Trinkwassergewinnung. Das Landesamt für Geologie und Bergwesen Sachsen-Anhalt hatte zudem erst im November klar gestellt, dass in der Altmark keine Lagerstätten bekannt seien, für die Fracking in Betracht kämen. Noch dazu ist die Methode in Deutschland bislang verboten.

Mit Blick auf Sonnen- und Windenergie spricht die CDU von "Zufallsenergien", bei denen nicht sicher sei, dass sie zuverlässig zur Verfügung stünden. Dass die Versorgungssicherheit nicht in Gefahr sei in Deutschland, betont die Fraktion gleichwohl. Es frage sich nur zu welchen Konditionen. So würde vor allem der Zubau von Tausenden Windenergieanlagen den Strompreis belasten, da die Kosten auf die Verbraucher umgelegt würden, sagte Thomas.

Opposition zu CDU-Forderungen: "Vorschläge Ewiggestriger"

Die Fraktion forderte außerdem, am geplanten Kohleausstieg 2038 festzuhalten. Damit bezog sie Stellung zu den Plänen der Grünen-Bundestagsfraktion, womöglich bereits 2030 aus der Kohleverstromung auszusteigen.

Kritik am Positionspapier kam nicht nur aus der Opposition. Juliane Kleemann, die umweltpolitische Sprecherin des Koalitionspartners SPD, nannte die CDU- Vorschläge rückwärtsgewandt. Das Nein zur Atomkraft stehe. Und Fracking sei Energiegewinnung mit größtmöglichem Schaden.

Die Linken-Energieexpertin Kerstin Eisenreich sprach von völlig absurden Vorschlägen "Ewiggestriger", die der Wirtschaft des Landes nicht weiterhelfen würden. Der Grünen-Landtagsabgeordnete Sebastian Striegel kommentierte die CDU Vorschläge ironisch mit einem Emoji, bei dem sich jemand mit der flachen Hand an die Stirn fasst. Mit Blick auf die CDU-Vorschläge schrieb er:  „Guten Tag, der Verein zur Förderung des Dampfmaschinenwesens möchte mit Ihnen zur Energieversorgung ins Gespräch kommen.“

MDR (Ronald Neuschulz, Daniel Salpius)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 28. März 2023 | 17:00 Uhr

22 Kommentare

W.Merseburger vor 51 Wochen

Eines der größten Versäumnisse der Regierung Merkel ist, ein sicheres Zwischenlager für hochradioaktive Wertstoffe nicht vorangetrieben zu haben. Eine große Gruppe von Ignoranten möchte ein derartiges technisch sinnvolles Lager verhindern, indem Garantien für mehr als 1 Mio. Jahre gefordert werden. Aber allen diesen Verhinderern stelle ich die Frage, ob sie wissen, wo gegenwärtig und mindesten bis ca. 2055 diese Wertstoffe gelagert werden? Gegenwärtig zeichnet sich ab, dass die hochradioaktiven Rückstände extrem wertvolle neue Einsatzprodukte für neue Generationen von Kernreaktoren sein werden. Ich verweise auf den Beitrag hier im Forum von "Egone"!

Egone vor 51 Wochen

Also ich ja. Im Umkreis von ca. 2km meines altmärkischen Heimatortes, gab es in den 70er und 80er Jahren 9 -10 Bohrtürme. Kann mich noch gut an die Bohrerlager erinnern. Nicht weinige in meiner Elterngenration arbeiteten bei Erdöl-Erdgas Gommern, VEB Erdgasförderung Salzwedel oder den Bohrlochmessern. Ich persönlich hätte auch heute nichts dagegen, wenn dort wieder Erdgas gefördert werden würde. Ich glaube auch nicht, daß das heutige Fracking schlimmer ist, als das , was hier zu sozialistischen Zeiten gelaufen ist. Stichwort; wochenlanges abfackeln von diesem quecksilberhalten Erdgas neben den Bohrtürmen. Oder die neben jedem Bohrturm zurück gelassenen Bohrschlammgruben. Als Kind war es spaßig dort Steine rein zu schmeißen und dann den schwarzen Ölschlamm hochkommen zu sehen… Die wurden erst nach der Wende langsam zurück gebaut und renaturiert. Glaube nicht, daß hier heute noch solche Umwelt-Sauerein erlaubt sind und möglich wären.

Egone vor 51 Wochen

Sehr gerne können abgebrannte Brennelemente in „meine“ Altmark gebracht werden! Auch gerne in die unmittelbare Nähe meines Wohnortes. Aber bitte nicht in einen Salzstock verschwinden lassen, daß ist viel zu schade! Sondern in einen neu gebauten Dual-Fluid-Reaktor, der die noch enthaltenen 95% der Energie in Strom umwandelt. Was dann noch an erhöht strahlendem Material übrig bleibt, ist nach nur noch 300 Jahren auf des natürliche Niveau abgeklungen. Also; neue Reaktoren der Generation IV und/oder V braucht das Land, um die ca. 10.000t „abgebrannte“ Brennelemente aufzubrauchen und unschädlich zu machen! Kernkraft? JA BITTE!!

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