Zugverkehr Von der Schiene abgehängt: Aken kämpft um Bahnanschluss nach Köthen
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06. Dezember 2024, 15:17 Uhr
Seit der Wende sind in Sachsen-Anhalt fast 50 Zug-Strecken stillgelegt worden. Viele Orte im ländlichen Raum sind von der Bahn abgeschnitten. Dieses Schicksal droht nun auch endgültig Aken im Landkreis Anhalt-Bitterfeld. Seit 2008 ist die Stadt aus dem Fahrplan der Bahn gestrichen. Doch sie kämpft weiter um den Erhalt der Bahnstrecke nach Köthen.
Schon seit Jahren rollen auf der Bahnstrecke zwischen Aken und Köthen keine Güter- und Personenzüge mehr. Der Eigentümer will die knapp 12 Kilometer lange Strecke nun verkaufen. Findet sich kein Bieter, droht der Antrag auf endgültige Stilllegung.
Akens Bürgermeister Jan-Henrik Bahn (parteilos) will das verhindern. Er sagte MDR SACHSEN-ANHALT, der Abschnitt müsse wiederhergestellt werden. Die Bahnstrecke könne Unternehmen anlocken. Dafür müsse die Tri-Modalität – die Anbindung durch Straßen, Wasser und Gleise – erhalten bleiben.
Seit 2008 kein Personenverkehr zwischen Aken und Köthen
"Darauf begründen sich auch viele Investoren-Anfragen für Aken, die genau diese Tri-Modalität suchen. Und diese Tri-Modalität ist nicht so häufig zu finden und die macht uns da schon einzigartig", erklärt Bahn. Er will die drei Möglichkeiten der Anbindung unbedingt erhalten: "Wenn die weggebrochen sind, kommen die auch nicht wieder."
2008 hat die Deutsche Bahn den Zugverkehr auf der Strecke eingestellt. Bis zur Coronapandemie seien jährlich von und nach Aken pro Jahr aber noch bis zu 100.000 Tonnen Güter über die Schiene transportiert worden. Und auch touristische Sonderfahrten wie etwa zum Karneval nach Köthen seien gut angenommen worden. Um weiter an der Strecke festzuhalten, setzt Bahn nach eigenen Angaben auf den Entwicklungsplan des Landes Sachsen-Anhalt. Dort sei vermerkt, dass Schienenverkehr wichtig sei.
Zunächst 500.000 Euro für Pläne nötig
Laut Akens Bürgermeister sind in einem ersten Schritt 500.000 Euro nötig, um auf der Strecke nach Köthen die Betriebssicherheit wiederherzustellen. Damit auch Güterzüge die Strecke nutzen können, sei eine weitere Million Euro notwendig. Sollten die Fördermittel bewilligt werden, könnten laut Bahn bereits 2027 wieder Züge auf der Strecke rollen. Andernfalls werde sie verkauft und endgültig stillgelegt.
Warum Bahnstrecken stillgelegt werden
Für den Schienen-Personenverkehr auf regionaler Ebene sind in Deutschland die Länder zuständig. Für Planung und Organisation erhalten sie gemäß Regionalisierungsgesetz Geld vom Bund. Damit wird auch der Verkehr bezahlt – vom Trassenentgelt bis zum Lokführergehalt der beauftragten Bahnunternehmen. Ob, welche und wie viele Züge auf einer Strecke fahren, ist somit auch eine wirtschaftliche Abwägung. Rechnen sich Strecken nicht, lässt das Land Busse statt Bahnen fahren. Die Trasse selbst kann vom Eigentümer zur Übernahme ausgeschrieben werden, falls beispielsweise Industriebetriebe Interesse am Erhalt haben. Andernfalls kann eine Stilllegung beantragt werden.
Für Sachsen-Anhalt hat das Eisenbahnbundesamt seit 1994 die Stilllegung von über 660 Gleis-Kilometern genehmigt. Das Streckennetz des Landes umfasst rund 3.100 Kilometer Gleis.
MDR (Martin Krause, Linus-Benedikt Zosel, André Plaul, Kalina Bunk)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 06. Dezember 2024 | 07:40 Uhr
pwsksk vor 5 Wochen
Das Wort "Tourismus" sollte man "in der Pampa" nicht mehr erwähnen. Und für die Wirtschaft gibt's bei Weitem bessere Standorte.
Geht mal ehrlich miteinander um.
Ein Dorfjunge vor 5 Wochen
Diese Strecke gehört wahrscheinlich zu eine der wenigen im Land wo egal was gemacht wird nie eine Wirtschaftlichkeit gegeben sein. Für den Personenverkehr ist diese Strecke nicht unbedingt geeignet, ein Unterwegshalt in Trebbichau und das wars. Von der Streckenführung her sind auch keine weiteren Halt möglich, auch die Einbindung in bestehende Linien ab Köthen z.b. nach Halle oder Leipzig sind nicht möglich. Bleibt der Güterverkehr und das ist jetzt auch nicht gerade wirtschaftlich. Die Strecke ließe sich sicherlich mit vergleichbar "wenig" Geld wiederherstellen, aber der Betrieb muss auch abgesichert sein und dafür braucht es Zugverkehr der Geld einbringt. Von daher sollte das Land eher dort Strecke reaktivieren wo die Wirtschaftlichkeit gegeben ist oder bestehende Strecken ausbauen (wie MD-Wob oder MD-HBS).
Auch wenn es schon erwähnt wurde, die Strecke gehört der DRE und nicht der Bahn, also der DB. Die Bahn hat damit nix mehr zu tun.
M H Dessau vor 5 Wochen
Es ist schon ein Drama mit der Bahn. Die Strecke gehört der DRE. seit 2011. Die DB stellte den Verkehr schon 2007 ein. Güterkunden waren noch der Hafen Aken.Das Düngertank, Lager des SKW, und das Magnesitwerk. Gefahren wurde durch Private EVU. Die DRE reichte die Strecke an die Bayerische Regionaleisenbahn weiter. Nun zu den Aussichten, die ich für die Strecke sehe. Keine! Der Akener oder Köthner fährt Auto. Geht nun mal schneller. Die parallele Buslinie tut ihr Übriges.Das Magnesitwerk gibt es nicht mehr. Das Tanklager wird mit LKW bedient, da das Aufkommen für Ganzzüge zu gering geworden ist. Der Hafen kann von Containerflussschiffen nicht mehr bedient werden (ZU wenig Wasser in der Elbe). Und eine Bahnverladung der Container im Hafen wurde angeboten. Die Kundschaft brachte ihre Container aber lieber gleich nach Leipzig Wahren,Schkopau oder Magdeburg. Und so mit sind alle Messen gelesen.