Landwirtschaft Agroforst: mehr Ernte, Klimaschutz und Artenvielfalt

10. August 2022, 09:24 Uhr

Äcker auch als neuer Lebensraum von Bäumen: Das ist das Konzept von Agroforstwirtschaft, das auch Ernteerträge steigert. Bereits im Mittelalter wurde die Praxis angewendet. Heute ist das selten. Ein Beispiel aus Repau, einem Ortsteil der Stadt Südliches Anhalt.

Obstbäume auf dem Acker

Landwirt Eike Zschoche baut auf seinen rund 400 Hektar umfassenden Äckern in Repau, einem Ortsteil der Stadt Südliches Anhalt, auch Nuss- und Obstbäume neben landwirtschaftlichen Kulturen wie Weizen, Mais, Zuckerrüben und Raps an. Die Kombination von Elementen des Ackerbaus und der Pflanzung von Bäumen und Sträuchern nennt man auch Agroforst. "Der Begriff ist sicher neu, das Aufleben des Verfahrens auch", erklärt Zschoche. "Aber in Wirklichkeit ist es ein altes Prinzip, nämlich die alte Feld-Baum-Wirtschaft, die in vielen Jahrhunderten vor uns betrieben wurde: auf Ackerland mit Obstbäumen im Acker."

Das ist ein altes Prinzip, nämlich die alte Feld-Baum-Wirtschaft, die in vielen Jahrhunderten vor uns betrieben wurde: auf Ackerland mit Obstbäumen im Acker.

Eike Zschoche, Landwirt

Agroforstwirtschaft bedeutet Langzeitplanung

Die Agroforstwirtschaft stellt landwirtschaftliche Betriebe vor neue Herausforderungen. Feldflächen und Forststreifen werden nach genauer Planung angelegt. Denn wichtig ist, dass die Baumbestände den Einsatz von Landmaschinen nicht behindern. "Der Arbeitsalltag hat sich verändert", sagt Eike Zschoche. Der Acker werde nicht mehr für kurze Zeiträume und baldige Ernten wie etwa bei Getreide bestückt, sondern weit vorausgedacht für die Zukunft.

"Es ist ja nicht, wie wenn ich einen Weizen ausdrille – ob von links nach rechts oder von rechts nach links", erklärt er. Das könne man im Jahr darauf wieder anders angehen. "Sind die Reihen beim Agroforst einmal gepflanzt, stehen die für die nächsten 100 Jahre", so der Landwirt. Bevor die Bäume Wertholz liefern, sollen sie auch marktreife Früchte produzieren. Auf dem Acker befinden sich so etwa Pfirsich-, Walnuss- und Mandelbäume.

Besseres Mikroklima, mehr Ernte: Förderprogramm für Agrarforstflächen aufgelegt

Agroforstwirtschaft führt zu einem verbesserten Mikroklima – durch etwa Windschutz, Verminderung von Bodenerosion, Optimierung der Nährstoffzufuhr und mehr Grundwasserschutz. Das Landschaftskonzept beschert auch höhere Erträge, sorgt für mehr Artenvielfalt und stärkt den Klimaschutz. Doch noch sind Agrarforstsysteme in Deutschland eine Seltenheit.

Das will die Bundesregierung ändern und Modellprojekte im Rahmen des Förderprogramms "Nachwachsende Rohstoffe" finanziell unterstützen. Bis zum 14. September können Bewerbungsskizzen beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft eingereicht werden – zum Förderschwerpunkt "Entwicklung von Konzepten für eine nachhaltige Erzeugung und Verwertung nachwachsender Rohstoffe unter besonderer Berücksichtigung der Ressource Wasser".

MDR Wirtschaftsredaktion

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | Umschau | 09. August 2022 | 20:15 Uhr

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