Wirtschaftsministerium entwarnt Hopfenhandel mit Russland von Sanktionen nicht betroffen
Hauptinhalt
28. Juli 2022, 13:58 Uhr
Im Elbe-Saale-Winkel werden jedes Jahr Hunderte Tonnen Hopfen geerntet. Weil die EU und Russland die Ein- und Ausfuhr von Waren einschränken, sind die Hopfenbauern besorgt, dass sie weniger Abnehmer finden. Das Wirtschaftsministerium gibt jedoch Entwarnung: Hopfen ist von den Sanktionen nicht betroffen.
- Die Hopfenernte steht an, doch die Betriebe sind besorgt, dass Abnehmer aus Russland fehlen könnten. Ein Hopfenbauer aus Prosigk im Südlichen Anhalt gehört zu den größten Produzenten Deutschlands.
- Zusätzliches Problem: In den Betrieben steigen die Kosten, insbesondere für Energie.
- Im Gegensatz zu vielen anderen Produkten ist Hopfen laut Landeswirtschaftsministerium jedoch nicht von Sanktionen der EU betroffen. Exportverbote seien derzeit nicht geplant. Auch Russland erlaubt die Einfuhr weiterhin.
In einem der wichtigsten Hopfenanbaugebiete Deutschlands laufen die Vorbereitungen zur Ernte. Im Elbe-Saale-Winkel werden jährlich rund 350 Tonnen Hopfen von den Feldern geholt. Doch die Hopfenbauern sind besorgt, dass aufgrund der Wirtschaftssanktionen gegen das Russland in diesem Jahr einer der größten Hopfen-Abnehmer fehlen könnte.
Hopfenbauer Alfred Regner aus Prosigk im Südlichen Anhalt sagte MDR SACHSEN-ANHALT, dass in diesem Fall ein Überangebot an Hopfen auf dem Weltmarkt drohe. Damit fielen dann die Preise. "Russland bezieht acht Prozent der deutschen Erntemenge. Deutschland ist der zweitgrößte Hopfenanbauer der Welt. Sollte der Markt geschlossen werden, ist das schon eine bittere Sache, was auf uns zukommt", sagt Regner. Sein Familienbetrieb im Landkreis Anhalt-Bitterfeld bewirtschaftet 135 Hektar mit rund 20 Mitarbeitern. Der Betrieb ist bundesweit einer der größten Produzenten für Hopfen.
Der 71-jährige Hopfenbauer sieht für so einen Fall auch keine Chance auf neue Abnehmer. "Es kommen keine neuen Kunden, wo sollen sie denn herkommen. Der Hopfen wird sowieso weltweit gehandelt." Die Ernte verkaufe sein Betrieb an den Großhandel. Wie der Welthandel den Hopfen verteilt, wisse er nicht.
Wirtschaftsministerium: Hopfen nicht von Sanktionen betroffen
Das Wirtschaftsministerium gibt auf Nachfrage von MDR SACHSEN-ANHALT in Bezug auf die Sorgen der Hopfenbauern Entwarnung: "Die Ausfuhr von Hopfen fällt nicht unter die EU-Sanktionen und ist somit weiterhin nach Russlang möglich", erklärte ein Sprecher. Demnach dürfen Produkte der Lebensmittel- und Agrarbranche, bei denen es sich nicht um Luxusgüter wie Trüffel oder Champagner handele, weiterhin nach Russland verkauft werden. Entsprechende Maßnahmen stünden aktuell nicht zur Debatte, da die EU die weltweite Ernährungssicherheit nicht gefährden wolle.
Die Ausfuhr von Hopfen fällt nicht unter die EU-Sanktionen und ist somit weiterhin nach Russlang möglich.
Hopfen ist nach Angaben des Ministeriums ebenfalls nicht von den Sanktionen betroffen, die Russland für Lebensmittel aus Deutschland und der EU verhängt hat. Nach Angaben der Außenwirtschaftsagentur "Germany Trade & Invest" verbietet Russland beispielsweise die Einfuhr vieler Fisch-, Fleisch- und Milchprodukte. Eine entsprechende Verordnung aus dem Jahr 2014 habe Russland bis Ende 2022 verlängert. Hopfen falle aber nicht unter das Importverbot.
Steigende Energiepreise: Problem für Hopfenbauern
Für die Hopfenbauern im Land sind aber auch die steigenden Energiepreise ein Problem. Alfred Regner sagt, dass er die Preise eigentlich um 30 Prozent erhöhen müsste, um kostendeckend zu arbeiten. Beispielsweise braucht sein Betrieb Gas, um den Hopfen zu trocknen. Wie es mit dem Familienbetrieb weitergeht, den er zusammen mit seinem Sohn leitet, wisse er nicht.
Anmerkung der Redaktion: Die Antworten des Wirtschaftsministeriums Sachsen-Anhalt sind am 28.7.2022 ergänzt worden. Der Beitrag ist am 26.7.2022 erstmals veröffentlicht worden.
MDR (Martin Krause, Karin Roxer, Luise Kotulla, Roland Jäger, Maren Wilczek) | Erstmals veröffentlicht am 26.7.2022.
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 26. Juli 2022 | 17:00 Uhr
schwarzinger am 27.07.2022
Zwangsarbeit? Vielleicht machen Sie sich erst sachkundig, bevor Sie antworten. Das ist ein nich schlimmerer Unfug wie der von "Rychlik"
Diese Soldaten würden von ihrer Führung fast rund um die Uhr "beschäftigt".
Es war eine willkommene Abwechslung für diese Soldaten und alles andere als Zwangsarbeit.
THOMAS H am 27.07.2022
Peter: Wenn eine Überbrückung von ein oder zwei Jahren möglich ist, ist damit sicherlich nicht gemeint, tausende Euro für eine Umrüstung (egal ob Photovoltaik oder Getreide) ausgeben zu können, denn dann ist wahrscheinlich nicht mal das erste Jahr zu überbrücken.
THOMAS H am 27.07.2022
Peter: Die Bauern, die Weizen, Hafer, Roggen oder Gerste anbauen, machen dies schon viele Jahre und sind damit, gegenüber dem Hopfenbauer, eingerichtet für das was @Lumberjack aufgezählt hat.
Eine Umstellung wird für Hopfenbauern damit zu einem finanziellen Kraftakt und wird mit Sicherheit nicht innerhalb von 3-4 Jahren zu bewerkstelligen sein. Das ist einfaches logisches Denken.