Faszination Sterne Astrofotograf aus Bitterfeld baut eigene Sternwarte

19. Januar 2023, 18:07 Uhr

Der Sternenhimmel fasziniert die Menschheit seit tausenden von Jahren. Ein Hobby-Astronom aus Bitterfeld aber hat eine ganz besondere Leidenschaft. Er möchte einen unbekannten Himmelskörper entdecken. Dafür hat er sich seine eigene Sternwarte gebaut und schon erstaunliche Bilder geschossen.

Erwartungsfroh schaut Andreas Freudenreich nach oben. Der nächtliche Himmel über Bitterfeld-Wolfen ist klar, von Wolken keine Spur. Sofort beginnen die Augen des 35-Jährigen zu leuchten, die Motivation ist spürbar: "Klar, wer möchte nicht gern irgendwo auf der Liste stehen und sagen, dass da ist dein Objekt, das hast du entdeckt."

Freudenreich lacht. Und sofort schießen Erinnerungen in seinen Kopf. Im vergangenen Jahr war es, da hatte der Hobby-Astronom einen großen Asteroiden beobachtet. Zehn Kilometer lang und doppelt so breit. Den kennt noch keiner, hoffte Freudenreich, und suchte den Austausch mit Experten. Der Vermessung des Himmelskörpers folgte dann aber die Ernüchterung. Der Asteroid war schon registriert.

Eigene Sternwarte gebaut

Der Bitterfelder nimmt es sportlich. Und der hochaufgeschossene Mann mit den blonden Haaren gibt nicht auf. Freudenreich rollt ein wuchtiges Stativ auf die Terrasse seines Hauses in Bitterfeld. Hier hat sich der Technikfan eine eigene Sternwarte aufgebaut.

Das Teleskop ist fast mannshoch. Aber das ist nötig. Dorthin wo Andreas Freudenreich den Himmel absucht, reicht kein menschliches Auge. "Die sogenannte Whirlpool-Galaxie ist Millionen Lichtjahre von uns entfernt", sagt der Bitterfelder und zeigt stolz auf ein Foto. Das hat er selbst geschossen. Freudenreich ist nämlich auch begeisterter Astrofotograf.

Regelmäßig den Himmel absuchen

"Schon als Kind habe ich mich für das Weltall interessiert", erzählt der Verfahrensmechaniker. Nur den Mond beobachten, wurde ihm schnell zu langweilig. Der Bitterfelder investierte viel Zeit und noch mehr Geld in sein Hobby, schaffte sich professionelle Technik an, baute und tüftelte an seiner "Zauberwerkstatt", wie er es nennt.

Von hier aus sucht er seit einigen Jahren nun regelmäßig den Himmel ab. Jede Menge Wissen und Erfahrung sind dafür nötig. "Es muss alles stimmen, selbst der Jetstream, ein Starkwindfeld in hohen Höhen, hat Auswirkungen auf die Bilder."

Ganze Nächte in der Sternwarte

Passt alles, verbringt Freudenreich ganze Nächte in seiner Sternwarte. Das Teleskop auf der Terrasse steuert er von innen am Computer. Eine Sternenkarte bietet dem Abenteurer dabei Orientierung. Er klickt einen Himmelskörper an, das Teleskop draußen richtet sich aus wie von Geisterhand. Auf dem Bildschirm zeigen sich erste Bilder. Mal beobachtet Freudenreich den Y-Haufen oder die Plejaden. Dabei entdeckt er immer wieder Überraschendes: "Da fliegt mal ein Satellit durchs Bild oder ein Komet".

Langweilig wird es in den Nächten nicht. Und Freudenreich braucht viel Geduld. Auf Bildern festzuhalten, was mit bloßen Augen nicht zu erkennen ist, dauert. Bis zu 100 Stunden Belichtungszeit für ein Foto? Keine Seltenheit, sagt der Bitterfelder.

Fotos vom Sternenhimmel: Segelboot-Haufen, Pferdekopfnebel

Der Astrofotograf legt Wert auf Qualität. Photoshop lehnt er ab. "Ich mache wissenschaftliche Fotos", betont der 35-Jährige. Sein Ehrgeiz: die Tiefe des Universums festhalten. Und seine Fotos faszinieren. Der Pferdekopfnebel im Sternbild Orion, der feuerrot leuchtet, oder im Sternbild Kassiopeia die bläulich funkelnden Sterne im Segelboot-Haufen.

Gestochen scharf sind sie, die Bitterfelder Bilder aus fremden Welten. Pro Jahr gelingen Freudenreich zehn, maximal 20 Fotos, die seinen hohen Ansprüchen genügen. Reich wird der 35-Jährige mit dem Verkauf seiner fotografischen Kunstwerke nicht. Sein Antrieb? Die Leidenschaft für die Astrofotografie.

Und natürlich ist da auch immer noch dieser Traum. Eines Tages beim Beobachten einen Himmelskörper zu entdecken, der noch auf keiner Sternenkarte verzeichnet ist. Andreas Freudenreich lacht und schaut wieder erwartungsfroh hinauf in den Himmel.

MDR (Martin Krause, Leonard Schubert)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 18. Januar 2023 | 10:00 Uhr

4 Kommentare

geradeaus am 20.01.2023

Mir geht's genauso.
Zu Ihrer Frage, hmm. Wir stehen ziemlich am Anfang. Wir haben zwar schon ne Menge herausgefunden jedoch ist da bestimmt noch soviel zu entdecken das es töricht wäre zu sagen wir wissen viel ^^

geradeaus am 20.01.2023

Das Like kommt von mir. Sehr gerne. Wir müssen uns dafür jedoch eine andere Plattform suchen oder zumindest einen frischeren Thread. Der hier wird morgen geschlossen und das könnte länger dauern. Wie machen wir es ? Von mir aus warten wir auf den nächsten Beitrag übers All der kommentierbar ist. Ich merke mir ihren Namen und dann machen wir dort gleich weiter. Habe große Lust mich mit ihnen darüber zu unterhalten.

Grüße

geradeaus am 20.01.2023

Vielen Dank für die von Ihnen zur Verfügung gestellten Bilder, her Freudenreich. Die sind toll +1
Ich fasziniere mich auch schon sehr lange für diesen unsagbar großen, jedoch endlichem, Kosmos.

Ich glaube an Sie und ich bin mir sicher das Ihr großer Wunsch wahr wird. Alles Gute

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