Hacker - Mann mit Kapuze, darüber gelegt Computerinformationen.
Cyberkriminelle kommen oft ungestraft davon. (Symbolbild) Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

6. Juli Cyberangriff auf Anhalt-Bitterfeld ein Jahr danach immer noch spürbar

06. Juli 2022, 05:01 Uhr

Vor genau einem Jahr kaperten Internet-Kriminelle die Daten des Landkreises Anhalt-Bitterfeld. Der damalige Landrat rief den Katastrophenmodus aus – bis dato einmalig in Deutschland. Die Verwaltung kämpft bis heute mit den Folgen des Cyberangriffs.

Ein Jahr nach dem schweren Cyberangriff auf den Landkreis Anhalt-Bitterfeld sind dort noch immer die Folgen zu spüren. "Bis selbst die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nichts mehr merken, gehe ich mal davon aus, dass wir noch gut und gerne zwei Monate zu tun haben", sagt Landrat Andy Grabner (CDU).

Es hapert noch an Schulungen

Eigentlich wollte der Landkreis den Cyberangriff schon längst hinter sich gelassen haben. Es fehlten aber zum einen externe Dienstleister, die die Anwendungen installieren, so Landrat Grabner. Wenngleich 95 Prozent der Beschäftigten auch in den Außenstellen mittlerweile in die neue Struktur integriert seien, fehle es zum anderen noch an Fachkräften, die ihnen das neu aufgespielte System vermitteln. Zudem konnten Daten in einem Bereich noch nicht wieder hergestellt werden. Sie waren vor einem Jahr verloren gegangen.

Andy Grabner
Landrat Andy Grabner übernahm erst wenige Tage nach dem Cyberangriff sein Amt. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Klaus-Dietmar Gabbert

Am 6. Juli 2021 waren mehrere Server des Landkreises mit sogenannter Ransomware infiziert worden. Dabei werden Daten verschlüsselt. Nach der Zahlung eines Lösegelds sollten diese dann wieder freigegeben werden. Der Landkreis lehnte die Geldzahlung aber ab. Drei Tage später, am 9. Juli, hatte der scheidende Landrat Uwe Schulze (CDU) den Katastrophenmodus ausgerufen – bundesweit der erste wegen eines Cyberangriffs. Drei Tage später startete der neue Landrat Andy Grabner in sein Amt.

Dem Landkreis sind Schätzungen zufolge durch den Angriff rund zwei Millionen Euro Kosten entstanden. Im Februar 2022 wurde der Katastrophenmodus wieder aufgehoben. Inzwischen wurde die technische Infrastruktur nach Standards des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik auf Stand gebracht. Der Landkreis will aber auch vorbeugen. "Wir streben natürlich regelmäßige Schulungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bereich IT an", sagte Grabner. Personell will der Landkreis bei der IT weiter aufstocken.

Schwierige Suche nach den Tätern

Unterdessen wird nach wie vor nach den Tätern gesucht. "Wir stellen auch justizielle Rechtshilfeersuchen im Ausland", sagte ein Sprecher des Landeskriminalamts. Wie lange die Ermittlungen noch dauern, sei nicht abzusehen. Große Hoffnungen, dass die Täter dingfest gemacht werden, hat der Landkreis nicht.

Die Gruppe ist ja bekannt, aber die einzelnen Personen, die sich dahinter verbergen, die werden aus meiner Sicht nicht auffindbar sein.

Andy Grabner Landrat

Bei den Kriminellen handle es sich um international agierende Ransomware-Banden, die sich ihre Ziele weltweit aussuchen würden, sagte Manuel Atug vom Chaos Computer Club (CCC) MDR SACHSEN-ANHALT. Ziel sei, viele 100 Millionen Dollar pro Jahr zu erpressen.

Trotz Spezialisten beim BKA oder der neuen Cyberagentur in Halle sei Deutschland darauf insgesamt nicht gut vorbereitet, so Atug. Im Zweifel werde nur immer noch eine Behörde mehr aufgemacht. "Das wirkt nicht einheitlich und das nutzen Tätergruppierungen aus." Eine einzige zuständige Stelle sei jedoch auch nicht sinnvoll. Es brauche einen gesunden Mix.

Jagd-, Waffen- oder Angelscheine können wieder beantragt werden

Die Einwohner Anhalt-Bitterfelds sollten weitestgehend nichts mehr mitbekommen von dem Cyberangriff vor einem Jahr, so Grabner. Auch Jagd-, Waffen- oder Angelscheine könnten demnach wieder beantragt werden. Teilweise gebe es aber noch Rückstände, wie etwa bei der Fahrerlaubnisbehörde, ergänzte ein Sprecher des Landkreises.

Von zwischenzeitlich 6.500 offenen Fällen zum verpflichtenden Führerschein-Umtausch müssten noch rund 700 abgearbeitet werden. "Das schaffen wir auch noch", sagte der Sprecher. Die Frist für den Umtausch für die Jahrgänge 1953 bis 1958 endet am 19. Juli.

dpa, MDR (Daniel Salpius)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 05. Juli 2022 | 19:00 Uhr

2 Kommentare

Gerd Mueller am 06.07.2022

was wurde aus den in Köthen geraubten Tresor? da waren ja viele Pässe mit Stempel usw. verschwunden.

hilflos am 06.07.2022

Na, da war doch Putin der Täter, etwas anderes würde ich nicht erwarten

Mehr aus Anhalt-Bitterfeld, Dessau-Roßlau und Wittenberg

Mehr aus Sachsen-Anhalt