Legendärer DoppeldeckerEhrenamtliche bauen in Dessau historisches Antonov-Flugzeug wieder auf
Die Antonov AN-2 des Anhaltischen Vereins für Luftfahrt mit dem Namen "Anhalt" war bei einem Sturm im Oktober 2017 schwer beschädigt worden. Ehrenamtliche des Vereins reparieren den Doppeldecker derzeit in einer abgeschirmten historischen Flugzeughalle. Künftig soll das 56 Jahre alte Flugzeug dem Technikmuseum "Hugo Junkers" als Museumsstück dienen.
- 2017 wurde die Antonov AN 2 bei zwei Stürmen in Dessau schwer beschädigt.
- Freiwillige kümmern sich nun um die Reparatur.
- Dass der altehrwürdige Doppeldecker noch mal fliegt, ist derweil unwahrscheinlich.
Das schwere Rolltor öffnet sich und da steht sie: die Antonov AN-2 mit dem Namen "Anhalt". Deutlich auch zu sehen: die aufgemalte Bauchbinde in den Anhaltischen Farben rot, grün, weiß. Ziemlich ramponiert sieht der Doppeldecker aus. Die Tragflächen fehlen, auch die Scheiben der Pilotenkanzel sind teilweise weg. Unter dem Triebwerk fängt eine kleine Blechbüchse die letzten Öltropfen auf. Einst war das Flugzeug der Star jedes Flugplatzfestes in Dessau, hat tausende Passagiere auf Rundflügen mitgenommen.
Antonov AN 2 bei Unwettern in Dessau schwer beschädigt
Doch bei zwei Unwettern ist die Maschine stark beschädigt worden. Am 22. Juni 2017 riss eine Sturmböe die AN-2 aus ihrer Verankerung und schob sie in einen Wassergraben. Im Oktober 2017 wurde die Maschine durch das Sturmtief "Herwart" erneut aus ihrer Verankerung gerissen und über den Flugplatz gewirbelt. Die Tragflächen wurden so schwer beschädigt, dass sie abmontiert werden mussten.
In diesem Zustand stand die Maschine zwei Jahre auf dem Flugplatzgelände. "Wir haben uns Angebote schicken lassen, um die AN 2 professionell reparieren lassen, aber das hätte den Verein 80.000 Euro gekostet", erzählt Gerd Fucke vom Technikmuseum "Hugo Junkers". Unbezahlbar. Doch verschrotten, das kam für die Ehrenamtlichen im Verein nicht in Frage.
Die Antonov AN 2
Am 7. September 1968 hatte die Maschine ihren Erstflug. Ab 1993 ist sie im Dienst der Luftsportabteilung des PSV 90 gewesen. 1998 übernahm der Verein für Luftfahrt das Flugzeug. Die Maschine hat mehrere tausend Flüge absolviert und war in Sachsen-Anhalt, Deutschland und Europa unterwegs.
Vögel nisten in den Flügeln
Das Flugzeug wurde in eine historische Halle der Flugzeugwerke geschoben. Seitdem kümmern sich die Mitglieder des Anhaltischen Vereins für Luftfahrt selbst um die Reparatur. Gerd Koppensdorf ist einer von ihnen. Er zeigt auf die Tragflächen, die nun neben der Maschine liegen. Unzählige Vögel haben in ihnen genistet. "Vögel sind da sehr flexibel, wo ein Loch ist, wird ein Nest gebaut", sagt Koppensdorf.
Der Unrat ist längst entfernt, die alte Bespannung auch. Streben sind erneuert, alle Teile neu lackiert. Eine Geduldsarbeit sei es, die Tragflächen Stück für Stück neu mit Stoff zu bespannen und mit Spannlack zu bestreichen, sagt Gerd Koppensdorf. Aber als Rentner hätten sie ja Zeit.
Rentner werkeln für die Nachwelt
Schwerstarbeit hat Arnold Rieck geleistet. Er beschäftigt sich seit Monaten nur mit der Pilotenkanzel. Einzelne Scheiben müssen ersetzt werden. Doch die Schrauben sind so verrostet, dass er sie zum Teil aufbohren muss. Auch die Ruder, die durch den Sturm beschädigt worden sind, hat Rieck repariert.
Für Arnold Rieck und seine beiden Mitstreiter ist die Reparatur der Antonov Zeitvertreib und Hobby. "Ich denke, dass ich für die Nachwelt was tue, das alte Technik erhalten bleibt", so Rieck. Es sei immerhin der größte Doppeldecker der Welt und es mache schon stolz, daran herumzuschrauben, ergänzt Gerd Koppensdorf.
Ich denke, dass ich für die Nachwelt was tue, das alte Technik erhalten bleibt.
Arnold Rieck | Freiwilliger bei der Antonov-Reparatur
Nie mehr am Himmel, dafür geschützt vor Sturm
Mehrere tausend Arbeitsstunden sind es bereits, tausende werden noch folgen. Obwohl die Maschine wahrscheinlich nie wieder fliegen wird. "Wir dürfen nicht", sagt Koppensdorf knapp. Und ergänzt: "In der Fliegerei ist alles ein bisschen anders, sie müssen für den Typ die Lizenz haben, das sind alles zusätzliche Kosten. Zudem gibt es gesetzliche Vorgaben, wie historische Maschinen genutzt werden dürfen".
Aber schön wird die "Anhalt" wieder aussehen, da sind sich die drei einig. "Nächstes Jahr um die Zeit, sieht die Maschine schon ganz anders aus". Ins Museumsgebäude kommt die AN 2 wahrscheinlich nicht. Aber das sei noch nicht endgültig entschieden. Vermutlich steht sie später im Außenbereich des Museums, dann aber mit einer großen Überdachung, einer Art Carport. Dem Himmel nah, aber geschützt vor Sturm und Unwetter.
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MDR (Susanne Reh, Oliver Leiste) | Erstmals veröffentlicht am 14.08.2024
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 13. August 2024 | 06:30 Uhr
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