Schwierige ErmittlungenDreiecks-Masche: Fälle von Online-Betrug nehmen zu
Eine neue Masche von Betrügern beschäftigt derzeit die Polizei in Sachsen-Anhalt. Der sogenannte Dreiecksbetrug ist eine Gefahr für Online-Käufer. Sie fallen auf Fakeshops herein und sollen für ihre Ware doppelt zahlen. Die Ermittlungen sind für die Polizei schwierig.
- Eine Frau aus Anhalt-Bitterfeld ist auf eine neue Betrugsmasche im Internet hereingefallen.
- Zur sogenannten Dreiecks-Masche gehören eine Firma, ein Opfer und die Täter. Ihr Trick: Die Opfer sollen gekaufte Ware gleich doppelt bezahlen.
- Verlässliche Fallzahlen gibt es derzeit noch nicht.
Bettina K. (Name geändert) aus dem Kreis Anhalt-Bitterfeld ist gern im Internet auf Schnäppchen-Jagd unterwegs. An einem Sommerabend entdeckt die 49-Jährige auf einer Onlineverkaufsplattform passendes Gartenzubehör. Sie zögert nicht und erwirbt Artikel im Wert von knapp 30 Euro. Wenig später bekommt die Frau die bestellten Waren auch geliefert.
Kurz darauf erhält Bettina K. erneut Post. Diesmal ist es ein Mahnschreiben des Versandunternehmens mit einem ausstehenden Geldbetrag in Höhe von etwa 60 Euro für genau diese Ware. Die 49-Jährige wird misstrauisch und erstattet Strafanzeige. Nach kurzen Ermittlungen steht fest, Bettina K. ist Opfer von Betrügern geworden.
Dreiecks-Masche: Firma, Opfer, Täter
Die Polizei spricht von der Dreiecks-Masche. "Drei Parteien sind beteiligt: eine Firma, ein Opfer und ein Täter", sagt Johannes Braun von der Polizei-Inspektion Dessau-Roßlau. Mit günstigen Angeboten locken Täter dabei viele Kunden an. "Die Verkäufer erwecken meist einen vertrauenswürdigen Eindruck, daher bemerken die Opfer auch nicht, dass sie bei einem Fakeshop bestellen", erklärt der Polizeioberkommissar. Die Betrüger würden die angebotenen Waren gar nicht besitzen. "Sie bestellen die Artikel auf Rechnung mit den Daten ihrer Opfer nachträglich bei einem echten Online-Händler."
Sie bestellen die Artikel auf Rechnung mit den Daten ihrer Opfer nachträglich bei einem echten Online-Händler.
Johannes Braun | Polizeioberkommissar
Täuschung fliegt erst später auf
Laut Braun würden die Kunden den Betrug zunächst gar nicht bemerken. Die Täuschung fliegt erst dann auf, wenn die Opfer Mahnungen über die offenen Rechnungen erhalten. "Die Käufer sollen zum zweiten Mal die Ware bezahlen. Obwohl sie die Opfer der Betrugsmasche sind, stehen sie jetzt als Täter dar", sagt Braun.
Keine verlässlichen Fallzahlen
So wie im Fall von Bettina K. Und die Anzeigen häufen sich. "Wir verzeichnen eine steigende Anzahl von Fällen in der letzten Zeit", so der Polizeisprecher. Konkrete Zahlen gibt es landesweit jedoch noch nicht. Die neue Form der Dreiecksbetrugsmasche ist nach Auskunft der Polizei nur schwer zu entlarven. "Diese Fake-Shops sind sehr detailgetreu aufgebaut, auf den ersten Blick sehen sie aus wie die echten Online-Märkte." Günstige Angebote locken dann viele Kunden an.
Und die Betrüger sind einfallsreich. "Das können verschiedene Shops sein, über Sportartikel, Gartenbau oder auch Modeboutiquen, die online geschaltet sind." Eine Betrugsform, die tatsächlich jeden treffen kann: "Wir haben Anzeigen von Bürgern jeden Alters", sagt der Polizeioberkommissar. Oft liegt der einzelne Betrug unter 100 Euro. Aber in der Gesamtheit ist der Schaden beträchtlich.
Den Tätern auf die Spur zu kommen, sei schwierig, so Braun. Fake-Shops seien mit relativ einfachen Mitteln zu erstellen. Wenn eine Plattform geschlossen wird, öffnet woanders schon die nächste. Die Seiten seien verschlüsselt. Laut Braun müssen die Provider im Zweifel auch nicht die Klardaten der Personen herausgeben.
So können Sie sich schützen
Die Ermittler vermuten die Hintermänner ohnehin oft im Ausland. Wie also vor der neuen Betrugsmasche schützen? Zunächst sollten Käufer sich nicht von Rabatten oder niedrigen Preisen blenden lassen, sondern Vergleichsangebote prüfen, rät Braun. Kunden sollten sich zudem den Online-Shop genau ansehen. Auch das Impressum. "Und dann ruhig mal im Internet prüfen, wie lange gibt es diese Plattform schon, wie sind die Bewertungen". Auch mit dem "Fakeshop-Finder" der Verbraucherzentrale können Kunden vorab feststellen, ob die Online-Shops als seriös eingestuft wurden. Ein kritisches Auge sei bei jedem Internet-Kauf angemessen, so Johannes Braun.
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MDR (Martin Krause)
Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 28. August 2024 | 16:45 Uhr
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