Überschwemmte Felder Biber sorgen für Ärger bei Landwirten
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13. August 2024, 05:00 Uhr
Unter den Landwirtinnen und Landwirten im Kreis Wittenberg wächst der Unmut. Vielerorts können sie ihre Felder nicht mehr richtig bewirtschaften, weil die Böden zu weich und zu nass sind. Schuld ist der Biber.
- Die Landwirte im Kreis Wittenberg haben Ärger mit Bibern: Durch deren Dämme überschwemmen die Acker.
- Für die Unternehmer bedeutet das finanzielle Schäden.
- Mit dem, was das Umweltamt unternimmt, sind die Landwirte nicht zufrieden. Aber die Biber stehen unter Naturschutz.
Maximilian Kuhnert ist verärgert. Der Landwirtschaftsmeister aus Bad Schmiedeberg zeigt auf tiefe Reifenspuren im feuchten Ackerboden: "Mit unseren schweren Geräten können wir hier nicht mehr arbeiten. Wenn wir ernten wollen, versinken die Maschinen im Boden." Es sei auch viel zu gefährlich. "Wenn ein Traktor mit 35 Tonnen am Graben langfährt und abrutscht", so der 27-Jährige.
Landwirt aus Bad Schmiedeberg: "Biber nachhaltig eindämmen"
Ein Teil des Ackers am Rand von Bad Schmiedeberg hat Kuhnert schon aufgeben. Es lohnt sich nicht mehr, so der Vorstand des Agrarbetriebs "Milch und Fleisch Bad Schmiedeberg". Das Unternehmen mit Sitz im Ortsteil Kleinkorgau bewirtschaftet rund um die Kurstadt eine Fläche von 1200 Hektar.
Davon können bis zu 36 Hektar nicht mehr genutzt werden, weil sich der Biber immer weiter ausbreitet, berichtet Kuhnert: "Auf dem vielleicht einen Kilometer langen Abschnitt hier haben wir allein sechs oder sieben Biberbaue, rund um Bad Schmiedeberg sind es Dutzende". Der junge Landwirt spricht von "Wahnsinn" – und fordert schnelles Handeln, damit die Flächen wieder bewirtschaftet werden können: "Wir müssen den Biber hier nachhaltig eindämmen".
Zwei bis drei Beschwerden pro Woche wegen Biberschäden
Biber gehören in die Elbe oder Mulde, sagt Kuhnert, in den kleinen Gräben entlang landwirtschaftlicher Flächen hätten die Nager jedoch nichts zu suchen. Wenn eine Fläche erst einmal vernässt sei, fiele es schwer, sie wieder in den ursprünglichen Zustand zu bekommen, erklärt Kuhnert frustriert. Zumal damit für den landwirtschaftlichen Betrieb mit 22 Mitarbeitern auch finanzielle Verluste einhergehen. "Wir sind etwa bei 1.300 Euro pro Hektar, die uns durch die Lappen gehen, wenn wir die Äcker nicht nutzen können", rechnet der Chef vor. Und das in jeder Saison. Kein Einzelfall.
Die Sache wird auf die lange Bank geschoben.
Vielerorts im Kreis Wittenberg berichten Bauern, dass die geschützten Nagetiere zunehmend Probleme bereiten. Nach MDR-Recherchen gehen wegen derartiger Schäden zwei bis drei Beschwerden pro Woche ein. Auch Kuhnert meldet, wenn es Ärger gibt: "Dann wird von der Naturschutzbehörde gesagt, wir schlitzen die Biberbauten ein, Elektrozäune sollen die Tiere dann abhalten." So funktioniere das aber nicht, sagt der 27-Jährige. Die Biber seien ja nicht blöd, die Nager würden an anderer Stelle weiterbauen und teilweise noch größere Schäden anrichten. Eine wirkliche Lösung sei das also nicht. Kuhnert findet: "Die Sache wird auf die lange Bank geschoben."
Unzufriedenheit mit der Reaktion des Umweltamtes
Eine Kritik, die der Landkreis Wittenberg zurückweist. Mit dem vorhandenen Personal versuche man alles, um die Lage zu entspannen, heißt es dazu aus dem zuständigen Umweltamt. Man sei aber auch an naturschutzrechtliche Vorgaben gebunden. Immerhin gehöre der Biber zu den streng geschützten Arten. Wenn der Bestand Überhand annehme, sei der Gesetzgeber zunächst in der Pflicht.
Landwirte wie Maximilian Kuhnert fühlen sich mit dem Problem alleingelassen. "Ich habe überhaupt nichts gegen den Biber, aber mein Verständnis schwindet", sagt der 27-Jährige frustriert und schiebt gleich einen Vorschlag hinterher. "Ein Fachgremium aus Landwirten, mit Vertretern von Unterhaltungsverbänden und vom Naturschutz, die können sich Biberbauten punktuell anschauen und dann zeitnah entscheiden, passt das, oder passt das hier nicht." Schnelles Handeln wäre dann möglich, findet Kuhnert.
Der Landwirt aus dem Kreis Wittenberg blickt ansonsten mit großer Sorge in die Zukunft. Jetzt träfe es die Landwirte, aber das sei nur der Anfang, sagt der Vorstand. "Wenn sich die Biber weiter Richtung Stadt ausbreiten und dann in die Verrohrung reinziehen, kommen wir da nicht mehr heran und der Unterhaltungsverband auch nicht." Dann, so sagt der Landwirtschaftsmeister unmissverständlich, sei "die Kacke erst so richtig am Dampfen".
MDR (Martin Krause, Alisa Sonntag)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 09. August 2024 | 19:00 Uhr
Thomas2024 vor 4 Wochen
"Ein durchschnittl. Bauernfamlie hat 170.000 EUR netto (also nach Abzug aller Kosten) übrig,"
Haben Sie sich die Zahl ausgedacht? Oder wer verbreitet solche Fake-news? Bei solchen Einkommen müsste doch die Zahl der Landwirte permanent steigen.
einsatzdazu vor 4 Wochen
1. Auf einem Foto sehe ich links ein 'Abwasser'rohr u. in der Pfütze den Biber
2. Die Felder sehen nicht wie Felder, sondern wie Waldrandbrachfläche seit Jahren aus
Alles wohl entstanden als die armen Bauern auf Protestfahrt, klimafreundlich Diesel, Berlin und Umgebung dichtgefahren haben.
Ein durchschnittl. Bauernfamlie hat 170.000 EUR netto (also nach Abzug aller Kosten) übrig, davon die Hälfte von Staat u. EU subventioniert. Da sind die Schweine auch ärmer dran
Uborner vor 4 Wochen
Der Biber war in Deutschland weitgehend ausgestorben wie auch der Wolf. Beide sind heimisch von der Bretagne bis zum Ochotskischen Meer.
In dem vergleichsweise winzigen Deutschland werden beide manisch, dogmatisch geschützt, obwohl wir wieder stabile Bestände haben, welche Lebensraum finden und Nahrung finden. Es wäre doch an der Zeit regulierend ein zu greifen. Biberschäden betreffen nicht nur Landwirte sondern auch den Hochwasserschutz und die Stabilität von Straßen was im schlimmsten Fall schlimme Folgen haben kann. Der Mensch, der ja auch hier lebt möchte auch seine Bedürfnisse stillen, z.B. Apfelbäumee oder Getreide anbauen oder den eigenen Garten schön gestalten. Wer dann nach dem Urlaub heim kommt und mehrere abgefressene Bäume findet darf dann auch mal wütend werden. Im Zusammenhang mit dem Wolf wird früher oder später mal ein kleines Kind als Beute erkannt und angegriffen werden. Spätestens dann wird es krachen, leider erst dann.
Also besser regulieren und organisiert regeln.