Bundesgartenschau 2035 Dessau-Roßlau: Geteilte Meinungen bei Diskussion über BUGA-Bewerbung
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20. August 2024, 19:00 Uhr
In Dessau-Roßlau haben rund 400 Einwohner an einem Bürgerforum zur Bundesgartenschau 2035 teilgenommen. Befürworter und Gegner kamen zu Wort. Zu der Veranstaltung am Montagabend hatte die Stadtverwaltung eingeladen. Auch Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Sven Schulze (CDU) war mit dabei.
Es ist Montagnachmittag in Dessaus Innenstadt kurz vor 16 Uhr. Die Menschen strömen in die Marienkirche im Herzen der Stadt. Die Stadtverwaltung hat zum Bürgerforum Buga 2035 eingeladen. Die 350 Sitzplätze sind schnell belegt, etwa 50 Männer und Frauen müssen stehen. Das Thema Buga ist nicht neu, aber spätestens seit sich Widerstand gegen die Ausrichtung formiert hat, wird es an vielen Stellen lauter diskutiert.
Landesregierung und OBM Reck unterstützen Bewerbung
Sven Schulze, Sachsen-Anhalts Minister für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten ist zum Bürgerforum gekommen. Er stellt klar: Das Land unterstützt die Buga. Dazu gebe es einen deutlichen Kabinettsbeschluss. Über Summen redet er nicht. Die Buga in Dessau-Roßlau wäre eine Auszeichnung für das Land, zudem sei es eine Chance, Menschen aus ganz Deutschland in die Stadt zu locken.
Oberbürgermeister Robert Reck beleuchtet vor allem die Chancen für die Stadt. Diese würde an Attraktivität gewinnen, wirtschaftliche Impulse erfahren. Er äußert die Hoffnung, den demografischen Wandel zu bremsen, denn nach wie vor ist Dessau-Roßlau eine alternde und weiterhin schrumpfende Stadt. Auch Risiken benennt das Stadtoberhaupt. Die sieht er in zu vielen Einzelwünschen und darin, dass derzeit niemand abschätzen könne, wie sich die Kosten in den kommenden Jahren entwickeln würden.
Erfurter Bau-Dezernent Hilge gibt positives Feedback
Rückendeckung für das ambitionierte Vorhaben kommt an diesem Abend von Alexander Hilge, dem ehemaligen Baubeigeordneten und Buga-Beauftragten der Stadt Erfurt, die 2021 die Buga ausgerichtet hat. Er macht Mut, sieht Dessau-Roßlau auf dem richtigen Weg.
Jaqueline Lohde, Bürgermeisterin und Beigeordnete für Bauen und Stadtgrün umreißt einen groben Fahrplan. Zunächst müsse der Durchführungsvertrag unterzeichnet werden. Der gebe die nötige Sicherheit loszulegen, beispielweise Flächen zu benennen, Fördermittel zu beantragen.
Kritiker sammeln 3.700 Unterschriften
Nach den fast einstündigen Redebeiträgen darf diskutiert werden. Drei Minuten Zeit hat jeder, der sich zu Wort meldet. Wer länger redet, dem wird das Mikro abgestellt. Kritiker melden sich zu Wort. Auch Jakob Uwe Weber. Er hat am Montagvormittag im Rathaus eine Unterschriftenliste mit rund 3.700 Namen übergeben. Damit will die von ihm ins Leben gerufene Initiative nach eigenen Angaben ein Bürgerbegehren anschieben, bei dem auch die Einwohner über die Pläne abstimmen können. Die Unterschriften werden nach Angaben der Stadt nun geprüft, am 11. September wird der Stadtrat bestimmen, wie es weitergeht.
Weber macht seine Zweifel deutlich. Die Stadt schaffe es nicht, Radwege in Ordnung zu bringen, wie könne sie da eine Buga ausrichten. Weitere Redner fürchten, dass durch die Konzentration auf die Bundesgartenschau andere städtische Projekte nicht umgesetzt werden, an den falschen Stellen gespart werde.
Auch Befürworter melden sich zu Wort
Es gibt auch deutliche Befürworter. So äußert eine Frau die Hoffnung, dass ihre Enkelin, wenn sie in elf Jahren 18 werde, in der Stadt bleibe, die dank der Buga eine positive Wandlung erfahren habe. Zahlreiche BUGA-Befürworter haben sich inzwischen in einem „Buga Club“ zusammengetan. Die virtuelle Plattform zählt mittlerweile mehr als 300 Mitglieder (Stand 20. August 2024).
Nach fast drei Stunden wird die Luft dünn in der Dessauer Marienkirche. Nimmt man das Stimmungsbild der Besucher an diesem Abend als Spiegel der Stadteinwohner, so sind die Meinungen zur Buga geteilt. Einige sehen sie als einmalige Chance, die Stadt nach vorn zu bringen, andere sind in ihrer Meinung bestärkt, dass die finanziellen Risiken zu hoch sind, die Stadt sich das nicht leisten könne. In den kommenden Monaten soll es weitere derartige Bürgerforen geben.
MDR (Grit Lichtblau, Marius Rudolph)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | SACHSEN-ANHALT HEUTE | 20. August 2024 | 19:00 Uhr
von Manger vor 16 Wochen
Ich gebe mal die Empfehlung - in Kassel nachzufragen, was von der BuGA dort tatsächlich übrig geblieben ist.
Das was Sie aufzählen ist zwar richtig, jedoch nur Temporär und somit Inflationär. Die kurze zeitliche positive Wirkung verfliegt ab dem Zeitpunkt, wo die Gartenausstellung offiziell die Pforten schließt.
Es gibt bei unseren europäischen Nachbarn so viel positive Beispiele, wie Städte Attraktiver werden. Kopenhagen, z.B. als Radfahr-Stadt, Oslo, Helsinki usw. - und die schaffen es je nach Kassenlage ohne große Neuverschuldung. Und das ist der Knackpunkt - die Stadtkassierer schauen jetzt auf Ausgaben, die sie noch nicht einmal konkret beziffern können und schwadronieren daher "wir sind auf einen guten Weg". Oha, wieviel gute Wege sind wir allesamt schon gegangen (worden).....
DessauRueckkehrer vor 16 Wochen
Sehe die BUGA auch als große Chance, neue Impulse, Ideen und Möglichkeiten in die Stadt zu bringen!
Es gibt immer Kritiker nach dem Motto "Es soll alles so bleiben wie es ist" - damit kommt man aber nicht vorwärts, sondern ärgert sich weiter und schaut anderen Städten bei der Entwicklung nur zu.
DessauRueckkehrer vor 16 Wochen
Da bekommt man direkt den Eindruck, Sie wollen garnicht, dass sich in Ihrer ehemaligen Heimatstadt etwas zum positiven ändert. Bei so viel negativer Energie, die Sie dagegen aufbringen.
Als Rückkehrer nach Dessau freue ich mich über neue Idee und jeden Impuls, die die Stadt nach vorne bringt und aufwertet.
Wer nur meckert und keine eigenen Vorschläge hervorbringt, sollte sich zurückhalten.