Klage vor Arbeitsgericht Kulturstiftung Dessau-Wörlitz weiter ohne Direktorin
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22. Juni 2022, 14:31 Uhr
Die Ex-Direktorin der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz hat mit ihrer Klage gegen die geplante Neubesetzung der Stelle einen Erfolg erzielt. Die Direktorenstelle der Kulturstiftung bleibt damit vorerst unbesetzt, obwohl eine Nachfolgerin bereits feststeht. Seit Monaten ist das UNESCO-Welterbe nun ohne Führung.
- Die Richter des Arbeitsgerichts Dessau-Roßlau müssen entscheiden, ob die Direktoren-Stelle der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz neu ausgeschrieben werden soll. Die Ex-Direktorin hatte Konkurrentenschutzklage eingereicht.
- Warum die ehemalige Direktorin ihren Vertrag nicht verlängert bekommen hat, ist nicht ganz klar.
Die Direktorenstelle der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz bleibt vorerst unbesetzt. Das Arbeitsgericht Dessau-Roßlau hat am Dienstag einer Klage von Ex-Direktorin Brigitte Mang stattgegeben. Sie war vor Gericht gezogen, nachdem sich bei der europaweiten Stellenausschreibung die Historikerin und Museumsleiterin Cecilie Hollberg aus Niedersachsen durchgesetzt hatte.
16 Bewerber Für den renommierten Posten, der auf fünf Jahre ausgelegt ist, lagen insgesamt 16 Bewerbungen vor. Auch die bisherige Stiftungsdirektorin Brigitte Mang aus Österreich strebte eine weitere Amtszeit an. Sie hatte das Amt seit Februar 2017 inne, konnte sich diesmal aber nicht durchsetzen und landete auf Platz zwei.
Eilverfahren am Gericht
Der Kulturstiftung wurde im Eilverfahren vom Arbeitsgericht in Dessau-Roßlau vorläufig untersagt, die Direktorenstelle bis zur rechtskräftigen Entscheidung in einem Hauptsacheverfahren zu besetzen. Die Richter verwiesen in der Verhandlung auf die Expertise der Ex-Direktorin in Landschaftspflege, Architektur und dem Umgang mit Welterbe. Diese sei nicht berücksichtigt und die Österreicherin damit benachteiligt worden. Das Gericht wird nun entscheiden, ob es eine neue Ausschreibung gibt.
In der Konkurrentenschutzklage von Brigitte Mang vor dem Arbeitsgericht geht es darum, ob sie als Bewerberin auf die Stelle zu Unrecht nicht berücksichtigt wurde. Ihr Anwalt erklärte, die Auswahlentscheidung für die Neubesetzung der Stelle sei in höchst subjektiver Weise und nicht nach objektiven Kriterien getroffen worden. Das wies der Anwalt der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz zurück. Die Ex-Direktorin sei "auf keinen Fall" benachteiligt worden. Sie sei am Ende des Auswahlverfahrens für die finale Bewertung ausgewählt worden, sei eine von zuletzt drei Bewerbern gewesen.
Brigitte Mang Die Landschaftsarchitektin aus Wien hatte die Kulturstiftung fünf Jahre lang geleitet. In dieser Zeit hatte es etliche Störgeräusche gegeben – umstrittene Baumfällungen und Personalentscheidungen sorgten für Unruhe. Anfang 2022 endete ihr Vertrag. Eine einmalige Verlängerung für weitere fünf Jahre wäre eigentlich ohne öffentliche Ausschreibung möglich gewesen. Ihr Vorgänger war insgesamt knapp 20 Jahre im Amt.
Hat sich der Bund eingemischt?
Die Hintergründe zur Ausschreibung und den Unstimmigkeiten um die Ex-Direktorin sind komplex. Laut einer MDR KULTUR-Redakteurin war Transparenz nie die Stärke von Brigitte Mang. Immer wieder habe es Debatten um ihr Kommunikationsmanagement gegeben, ins Haus und auch nach außen, zudem wurde ihre Personalführung kritisiert. Vieles davon sei nur in den Medien ausgetragen worden. Ob das gegenüber Brigitte Mang immer fair gewesen ist, sei zu hinterfragen.
Eigentlich schien es, als ob die Ex-Direktorin in ihrer Zeit als Direktorin einen guten Draht zur Politik hatte. Im September 2021 hatte Staatsminister Rainer Robra dann aber wohl halböffentlich angekündigt, dass ihre Stelle neu ausgeschrieben werden soll – und nicht einfach verlängert wird. MDR KULTUR-Redakteurin Sandra Meyer vermutet, dass hier ein Machtwort aus dem Bund gesprochen worden war. Denn der Bund sitzt neben mehreren sachsen-anhaltischen Ministern mit im Kuratorium, das den Direktor der Kulturstiftung bestimmt.
dpa, MDR (André Damm, Matthias Lindner, Luise Kotulla)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 22. Juni 2022 | 06:30 Uhr