Joachim Liebig
Die Nachfolge von Kirchenpräsident Joachim Liebig ist nun ungewiss. Bildrechte: imago/epd

Dessau-Roßlau Neuwahl gescheitert: Vorerst kein neuer Kirchenpräsident für Anhaltische Kirche

23. September 2023, 15:28 Uhr

Bei einer Tagung in Dessau-Roßlau wollte die Evangelische Landeskirche Anhalts am Wochenende entscheiden, wer neuer Kirchenpräsident wird. Doch daraus wurde nichts: Keiner der beiden Kandidaten erhielt die erforderliche Stimmenzahl. Wie es jetzt weitergeht, ist noch ungewiss.

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Die Evangelische Kirche Anhalts erhält vorerst keinen neuen Kirchenpräsidenten. Keiner der beiden Kandidaten hat bei der Sondersynode der Landeskirche am Sonnabend in Dessau-Roßlau nach drei Wahlgängen die erforderliche Stimmenzahl von 21 Stimmen erhalten.

Birgit Neumann-Becker und Georg Neugebauer waren dabei für die Nachfolge des scheidenden leitenden Geistlichen Joachim Liebig angetreten.

Neuwahl gescheitert

In den ersten beiden Wahlgängen kam Georg Neugebauer, Pfarrer in Aken (Elbe), jeweils auf zwölf Stimmen. Birgit Neumann-Becker, die Beauftragte des Landes Sachsen-Anhalt zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, erhielt elf Stimmen. Es gab jeweils 15 Enthaltungen, drei Synodale gaben keine Stimme ab.

Nach dem Wahlgesetz der Landeskirche stand im dritten Wahlgang nur noch Georg Neugebauer als zuvor Erstplatzierter zur Wahl. Mit 20 Ja-Stimmen verfehlte er knapp die notwendige Mehrheit von 21 Synodalen. Damit ist die Neuwahl gescheitert.

Über Konsequenzen wird beraten

Christian Preissner, Präses der Landessynode, dem obersten Kirchenparlament, sagte, das Wahlgesetz lasse eine erneute Abstimmung nicht zu. "Mir tut es für die Landeskirche leid", so Preissner. Vermutlich im Mai kommenden Jahres werde eine neue Landessynode zusammentreten, da die aktuelle Wahlperiode regulär zu Ende geht. Ob es bis dahin neue Kandidatenvorschläge geben werde, ließ Preissner offen.

Er forderte Reformen im Wahlverfahren. Eine frühzeitige Beteiligung und Einbindung der Kirchenparlamentarier sei nötig, um mehr Transparenz zu schaffen. Das derzeitige Wahlgesetz von 2011 sollte in der kommenden Wahlperiode entsprechend geändert werden, forderte der Synodenpräses.

Joachim Liebig
Der bisherige Kirchenpräsident Liebig wird mit 66 Jahren in Rente gehen. Bildrechte: IMAGO/epd

Auch der derzeitige Kirchenpräsident Liebig zeigte sich enttäuscht. "Es ist ohnehin schwierig, Personal zu finden", sagte er. Dass beide Kandidaten durchgefallen seien, mache es noch schwieriger, geeignete Personen zu einer Kandidatur zu bewegen. Er werde dennoch wie geplant an seinem 66. Geburtstag am 1. März 2024 in den Ruhestand gehen.

Die Evangelische Landeskirche und ihr Präsident Die Evangelische Landeskirche Anhalts hat nach eigenen Angaben derzeit 26.250 Mitglieder. Der Kirchenpräsident ist ihr leitender Geistlicher und vertritt zudem die Landeskirche in der Öffentlichkeit. Gewählt wird der Kirchenpräsident für eine Amtszeit von sechs Jahren.

Wie geht es mit den Kandidaten weiter?

Überrascht vom Wahlergebnis zeigten sich ebenso die beiden gescheiterten Kandidaten. "Ich hätte die Wahl gerne angenommen", sagte Georg Neugebauer dem Evangelischen Pressedienst. Er will nun weiter Pfarrer in Aken bleiben.

Birgit Neumann-Becker sagte, das Ergebnis deute auf einen Konflikt in der Synode hin, entweder über das Verfahren oder über die Kandidatenaufstellung. Da ihre Amtszeit als DDR-Aufarbeitungsbeauftragte zu Ende gehe, werde sie wieder in den Dienst der mitteldeutschen Kirche zurückkehren.

Zum Aufklappen: Wer ist Birgit Neumann-Becker?

Birgit Neumann-Becker wurde 1963 in Görlitz geboren. Nach dem Theologie-Studium absolvierte sie in Halle ihr Vikariat und arbeitete in Magdeburg, war später in der evangelischen Erwachsenenbildung tätig und leitete eine Projektstelle für "Offene Kirchen". Seit 2013 ist Neumann-Becker Beauftragte des Landes Sachsen-Anhalt zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Mehr zur Kandidatin lesen Sie auf der Seite der Evangelischen Landeskirche.

Zum Aufklappen: Wer ist Georg Neugebauer?

Georg Neugebauer wurde 1974 in Schönebeck geboren. Nach dem Theologie-Studium arbeitete er in verschiedenen Bereichen an den Universitäten Halle und Leipzig. Von 2009 bis 2019 war Neugebauer, der Vater von drei Kindern ist, als Pfarrer im Ehrenamt in Halle tätig. Seit April 2019 ist er Pfarrer in Aken an der Elbe. Mehr zum Kandidaten lesen Sie auf der Seite der Evangelischen Landeskirche.

epd, dpa, MDR (Luise Kotulla/Daniel George) | erstmals veröffentlicht am 22.09.2023

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 23. September 2023 | 11:30 Uhr

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