Existenzangst greift in Dessau um sich Energiekrise: Wochen-Händler blicken sorgenvoll in die Zukunft

03. November 2022, 16:00 Uhr

Den mobilen Händlern in Sachsen-Anhalt brechen angesichts von Inflation und Energiekrise die Einnahmen weg. Hohe Kosten, überschaubare Nachfrage und niedrige Preise trüben vielfach die Geschäfte. Teilweise liegen die Umsätze um ein Drittel niedriger als erwartet, zeigt eine nicht repräsentative Umfrage von MDR SACHSEN-ANHALT.

Mobilen Händlern in Sachsen-Anhalt brechen angesichts von steigenenden Energiekosten und der hohen Inflation die Einnahmen weg. Das zeigt eine nicht repräsentative Umfrage von MDR SACHSEN-ANHALT auf dem Wochenmarkt in Dessau. "Ob es hier in Dessau ist, in Wittenberg oder auf meiner Dorf-Tour: Die Kunden kaufen verhaltener. Und es wird zum Wochenende genau überlegt, brauche ich ein ganzes Brot oder reicht vielleicht auch ein halbes", erzählt die Verkäuferin im Bäcker-Wagen, Anke Hardenstein, aus dem Landkreis Wittenberg.

Den Eindruck bestätigt auch Sebastian Hertel vom Obsthof Pohritzsch. "Die Leute kaufen teilweise nur noch eine Mandarine oder eine Birne und das war es dann. Alle müssen wegen der Gaspreise auf das Geld schauen." Mit bis zu einem Drittel weniger Umsatz müssen die Händler nun auskommen. Besonders hart getroffen sind die Anbieter von Luxusartikeln. "Blumen kann man nicht essen", sagt Gärtner Eugen Kaut aus Thießen bei Coswig. "Wir haben schon jetzt 50 Prozent weniger, und wenn die Leute ihre Abrechnungen oder neuen Vorauszahlungen kennen, werden sie auf Blumen verzichten."

Menschen verzichten vor allem auf Luxus

Besonders die gestiegenen Kraftstoffpreise, höhere Personalkosten oder Standgebühren belasten die Händler. "Uns fressen die ganzen Nebenkosten auf", macht Kaut klar. "Es ist alles etwas teurer geworden. Und es ist wirklich nur etwas. Aber insgesamt macht es einen riesigen Batzen aus, und den können wir langsam nicht mehr stemmen." Wenn es so weiter gehe, könne man zu machen. "Dann brauchen wir auf den Wochenmarkt nicht mehr fahren", so Gärtner Kaut im Gespräch mit MDR SACHSEN-ANHALT. Damit könnte schlimmstenfalls eine Abwärtsspirale in Gang gesetzt werden. Denn fehlt ein attraktives Angebot auf dem Markt, bleiben schnell auch die Kunden aus.

MDR (Martin Krause, Hannes Leonard)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 01. November 2022 | 15:10 Uhr

13 Kommentare

ElBuffo am 05.11.2022

Na gut, man muss auch mal kurz in die Vergangenheit schauen. Hilft zwar dem Kettenraucher mit COPD auch nur noch begrenzt, aber alle andere können ja aus Ursache- Wirkung ihre Rückschlüsse für ihr zukünftiges Verhalten ziehen.
Schaue ich dann mal auf das Konsumverhalten der Vergangenheit, fallen mir vor 35 Jahren zum Beispiel kaum alleinstehende Rentner mit warmer 65qm Wohnung ein, die 5 mal im Jahr verreist sind und jede Woche ein halbes Brot in die Tonne werfen konnten.
Die letzten Jahre waren die Inflationsraten und Zinsen so niedrig, dass man sich fast wundert, dass vor 30 Jahren überhaupt irgendwer ein Haus oder Auto finanzieren konnte.
Ja, der Handel musste schon immer schauen, wie er zu seinen Kunden kommt oder die zu ihm. Heute Morgen auf dem Weg zum Bäcker fielen mir die vielen Fernseher auf, die in vielen Rentnerhaushalten schon liefen. Kostet wahrscheinlich auch Strom, den früher mangels Programm noch gar nicht ab 6 Uhr verwurzelt werden konnte.

ElBuffo am 05.11.2022

Woran machen Sie die Kosten eines Brandes fest? Ist dabei berücksichtigt, dass ein Feuer auch noch das Nachbarhaus und dann das nächste erfassen kann, wenn man das Feuer einfach brennen lässt?

Haller am 04.11.2022

"Untergang propagieren" ... wenn "linksgrünversiffte" Freunde des Klaus Schwab den thermodynamischen Kreisprozess so per Ukas aufheben wollen dürfen die Denkenden doch wohl warnen.

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