E_Laster 3 min
Auf dem Lkw-Großparkplatz in Vockerode nahe der A9 können Elektro-Lkw geladen werden. Mehr dazu im Video. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Verkehrswende Elektromobilität: Deswegen setzt eine Spedition aus Jessen auf E-Lkw

07. Februar 2025, 12:35 Uhr

Die E-Mobilität ist noch nicht ins Rollen gekommen. Die Zulassungszahlen für E-Autos gehen zurück. Gründe dafür sind die hohen Anschaffungskosten, die mäßige Lade-Infrastruktur und die geringen Reichweiten. Was bei Autos offenbar nicht funktioniert, dürfte bei viel schwereren Lastwagen schon gar nicht klappen. Diese Vermutung will nun eine Spedition aus Jessen im Landkreis Wittenberg widerlegen. Sie hat vier E-Laster bestellt und jetzt erhalten.

MDR-Reporter André Damm
Bildrechte: André Damm

Nieselregen, nur leichte Plusgrade – das ist kein gutes Wetter für Elektro-Fahrzeuge. Doch der Lkw-Großparkplatz in Vockerode unweit der A9 bei Dessau verfügt über Hochleistungs-Ladesäulen für Laster. Das Areal gehört zur Firmengruppe von Gerhardt Hauptstein und der Bayer geht fest davon aus, dass künftig immer mehr E-Laster durch die Gegend rollen werden. "Natürlich wird der Diesel-Antrieb bleiben, auch die Wasserstoff-Technologie wird sich entwickeln, aber vor allem werden die Stromer anziehen. Wir wollen es deshalb nicht bei vier Ladepunkten mit jeweils 400 KW-Leistung belassen, sondern weiter investieren", sagt Hauptstein.

Hier spricht man von einem Mega-Watt-Charging-System. Das habe viel mehr Leistung: Ein riesiger Truck sei in einer Dreiviertelstunde komplett aufgeladen – das entspreche etwa der vorgeschriebenen Ruhezeit des Fahrers.

Elektro-Lkw ist deutlich leiser

Üblicherweise dauert es anderthalb Stunden, bis eine Batterie wieder voll im Saft steht, sagt der Dessauer Lkw-Verkaufsberater Frank Hentschel. Er gehört zum Team, das die vier Elektro-Laster von der Mercedes-Produktionsstätte in Wörth am Rhein nach Sachsen-Anhalt gebracht hat. Es seien die ersten Stromer, die der Konzern in Ostdeutschland ausgeliefert habe. 

Hentschel fand die Fahrt alles andere als strapaziös. Denn mit einem Brummi hat der Leisetreter nichts mehr zu tun. "Wenn man so auf dem Truck sitzt und lautlos durch die Gegend rollt mit Leistung ohne Ende, Berge spielen keine Rolle mehr, dann ist das Wahnsinn." Der Mann wirkt nicht nur berufsbedingt begeistert. Stolz erzählt er von der 600 KW-Phosphat-Eisen-Batterie, die satte 4,5 Tonnen auf die Waage bringt, bis zu 800 PS Leistung ermöglicht und ein Gesamtgewicht von 42 Tonnen bewegen kann.

Dazu kommt die Reichweite, die mindestens 500 Kilometer betragen soll. "Rechnet man den Stromverbrauch hoch und vergleicht das mit den Diesel-Kosten, dann wird der Verbrauch halbiert." Dazu kämen erhebliche Einsparungen durch eine Maut-Befreiung, die dieses Jahr noch gilt. Hentschel zufolge macht das bei 100.000 Lkw-Kilometer gut 35.000 Euro aus.

E-Lkw etwa doppelt so teuer wie Diesel-Fahrzeug

Natürlich gibt es aber auch ein großes Aber: Der Anschaffungspreis ist etwa doppelt so hoch wie der eines Diesel-Lkws. Eine frühere üppige Förderung des Bundes steht nicht mehr zur Verfügung. Hentschel räumt ein, dass viele Kunden deshalb vor solch einer kostspieligen Anschaffung zurückschrecken.

Ein Mann sitzt in einem Lkw hinter dem Lenkrad und lächelt.
Logistikunternehmer Björn Schade will künftig noch mehr elektrische Lkw anschaffen. Bildrechte: MDR/ André Damm

Björn Schade, Inhaber des Jessener Traditionsunternehmens "Schade Logistik", ist noch in den Genuss der Bundeszuschüsse gekommen. Der Kaufpreis für die vier Elektro-Laster in Höhe von mehr als eine Million Euro hat sich somit deutlich reduziert. "Für mich ist die Förderung nicht maßgeblich. Ich denke, dass ich mir künftig noch weitere elektrische Lkws anschaffen werde. Wir waren als Unternehmen schon immer innovativ, haben Neues gewagt. Und das wollen wir auch jetzt tun."

Umweltfreundlichkeit auch für Speditionen immer größeres Thema

Aktuell gehören zu seinem Fuhrpark 60 Diesel-Fahrzeuge und nun auch die vier nagelneuen Stromer. Für den Spediteur steht fest, dass die grüne Logistik mehr als eine Mode-Erscheinung ist. Für immer mehr Auftraggeber sei es wichtig, dass ihre Waren umweltfreundlich transportiert werden. Außerdem mache das Fahren unglaublich viel Spaß, erzählt der 42-jährige Firmenchef. Es gebe alle möglichen Sicherheitssysteme, dann die zuverlässig starke Beschleunigung und vor allem diese ungewöhnliche Ruhe. Das Diesel-Gebrumme vermisst Björn Schade überhaupt nicht.

Unterwegs im Laster mit Elektroantrieb – MDR-Reporter André Damm ist mitgefahren. Hören Sie mehr im Audio:

abc 3 min
Bildrechte: MDR/ André Damm
3 min

Eine Spedition aus dem Landkreis Wittenberg setzt jetzt auf Laster mit Elektroantrieb. MDR-Reporter André Damm ist mitgefahren.

MDR SACHSEN-ANHALT Do 06.02.2025 08:10Uhr 02:58 min

https://www.mdr.de/mdr-sachsen-anhalt/programm/audio-e-lkw-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Audio

Mehr zum Thema Elektromobilität

MDR (André Damm, Kalina Bunk), zuerst veröffentlicht am 06.02.2025

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 05. Februar 2025 | 19:00 Uhr

57 Kommentare

astrodon vor 5 Wochen

@pwsksk: Doppelte Kosten? Sicher nicht für das Unternehmen. Bei einem Preis von ca. 250000€ pro Maschine, abzgl. Mautersparnis abzgl. Fördermittel - was bleibt da übrig als Anschaffungskosten? Nicht zu vergessen, die Diesevarianten sind auch nicht für weniger als 90~120000€ zu haben.

ElBuffo vor 5 Wochen

Na logisch geben die das an die Kunden weiter. Und jene, die das nicht bezahlen können oder wollen, werden Kunden bei denen, die es nicht weitergeben. Oder man hat die 35.000€ um andere Kostenbestandteile zu decken. Die Preisfindung läuft in der freien Marktwirtschaft jedenfalls nicht so, dass Unternehmen einfach ihre Kosten weiterreichen. Man kann sich auch problemlos aus dem Markt kalkulieren.
Auch ohne Ladesäulen werden die Stellplätze fehlen.

Thueringer0603 vor 5 Wochen

Schön, dass es Unternehmer gibt, die voranschreiten und einfach machen. Wer sich ehrlich informieren will und nicht nur anderen deren Vorurteile nachplappert, der informiert sich bei denen, die einfach machen. Also Daumen hoch für den MDR. Noch ein Tipp für weitere Erkenntnisse: Der Elektrotrucker auf YouTube. Der fährt mit dem E-Lkw im nationalen und teilweise internationalen Fernverkehr und im Gegensatz zu vielen hier zeigt er auf eine zudem sehr sympathische Art das es sehr gut funktioniert, übrigens auch ohne Megawattlader. Auch interessant in der letzten Folge dort ein Kühllogistiker, der auf Elektro umstellt. Die intelligenten Lösungen sehen wir vor uns zusammen mit Menschen die Ideen haben und diese in einem stabilen gesellschaftlichen Umfeld der Zuversicht auch zu ihrem wirtschaftlichen Erfolg umsetzen, aber nicht indem wir zurückschauen und Vergangenes konservieren.

Mehr aus Landkreis Wittenberg, Dessau-Roßlau und Anhalt-Bitterfeld

Mehr aus Sachsen-Anhalt

Eine Collage aus einem roten LKW hinter mehreren Polizeiautos und einer Robbe auf einer Steinbank. 3 min
Bildrechte: EHL Media/Georg Watze
3 min 19.03.2025 | 18:02 Uhr

Verfolgungsjagd A9, Seerobbe in Elbe gesichtet, Kritik nach Tierschutz-Skandal: die drei wichtigsten Themen vom 19. März aus Sachsen-Anhalt kurz und knapp. Präsentiert von MDR-Redakteurin Viktoria Schackow.

MDR S-ANHALT Mi 19.03.2025 18:00Uhr 02:50 min

https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/video-nachrichten-aktuell-neunzehnter-maerz-102.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video