Mensch und Künstliche Intelligenz Neue Waldbrandzentrale in Annaburg
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Am Wochenende ist die neue Waldbrandzentrale in Annaburg eröffnet worden. Der Ort im Landkreis Wittenberg wird damit zur Schaltstelle bei der landesweiten Waldbrandbekämpfung. Nach Angaben von Landwirtschaftsminister Sven Schulze ist es Deutschlands modernstes Überwachungssystem.

In Annaburg im Landkreis Wittenberg ist am Wochenende die neue Waldbrandzentrale für Sachsen-Anhalt eröffnet worden. In der Einrichtung werden die bisherigen drei Überwachungsstationen des Landes in Genthin, Klötze und Annaburg zusammengelegt.
Früher und schneller Waldbrände mit Künstlicher Intelligenz erkennen
Sachsen-Anhalts Landwirtschaftsminister Sven Schulze (CDU) sagte bei der Eröffnung: "Mit der neuen hochmodernen Technik werden wir Brände noch schneller entdecken und dadurch noch effizienter bekämpfen können." Waldbrände seien eine potentielle Gefahr, die sehr wahrscheinlich zunehmen werde, so der Minister. Es sei richtig die Menschen, die Waldbrände schnell erkennen sollen, mit der besten Technik auszurüsten. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Waldbrandzentrale könnten dank der hochmodernen Technik und dank Künstlicher Intelligenz in viel kürzerer Zeit mehr Fläche überwachen, fügte Schulze bei der Eröffnung am Sonnabend hinzu.
Trockenheit und Schädlinge: Wald leidet seit Jahren
Ab der Waldbrandwarnstufe drei beobachten Mitarbeiter die aktuellen Bilder von Überwachungskameras, die an 15 Wachtürmen über Sachsen-Anhalt verteilt sind. Nach Angaben der Waldbrandzentrale gilt Sachsen-Anhalt gemeinsam mit Brandenburg als Gebiet mit der statistisch höchsten Waldbrandgefahr in Mitteleuropa. Der Wald in Sachsen-Anhalt habe durch Hitze, Trockenheit und Schädlinge wie den Borkenkäfer in den vergangenen Jahren viel mitgemacht. Der Annaburger Forstamstleiter, Philipp Nahrstedt, sagte am Sonnabend, Salzwedel, Stendal, der Landkreis Jerichower Land und der Landkreis Wittenberg wiesen eine ganz besondere Waldbrandgefährdung auf.
Frühwarnsystem "Fire Watch"
Sachsen-Anhalt unterhält ein automatisches Waldbrand-Frühwarnsystem. Dieses wurde laut Ministerium in den vergangenen zwei Jahren für rund 1,7 Millionen Euro umfangreich modernisiert. Von dort aus sollen künftig 700 Quadratkilometer Wald beobachtet werden. Die Technologie für "Fire Watch" kommt aus der Luft- und Raumfahrttechnik: Die Sensorelektronik und die Bildverarbeitungssoftware wurden im Rahmen der Weltraummission "Rosetta" entwickelt. Die optischen Sensoren sind auf ehemaligen Feuerwachtürmen, Mobilfunkmasten oder hohen Gebäuden montiert. Die Elektronik auf den 15 Beobachtungstürmen ist in den vergangenen Jahren ausgetauscht und grundlegend erneuert worden. Die hochauflösenden Kameras können nach Angaben des Betreuungsforstamts Rauchsäulen bis zu einer Entfernung von 60 Kilometern entdecken.
Im Zuge der Erneuerung wurden die bisherigen drei Waldbrandzentralen in die neue Zentrale in Annaburg überführt. Von hier aus kann schnell entschieden und Waldbrände können schnell bekämpft werden. Das System soll grenzübergreifend funktionieren. So können auch Türme in Sachsen und Brandenburg in die Überwachung einbezogen werden.
Sachsen-Anhalt: Wenig Regen und milde Temperaturen
Die Waldbrandgefahr in Sachsen-Anhalt ist zuletzt aufgrund der niederschlagsarmen Witterung gestiegen. Deswegen wurde in vielen Regionen die Warnstufe angehoben. Besonders im Osten des Landes ist es derzeit sehr trocken. Aktuell gilt in einem Großteil Sachsen-Anhalts die mittlere Warnstufe drei, im Jerichower Land und Landkreis Wittenberg sogar die zweithöchste Warnstufe vier von fünf. Die Waldbrandsaison geht laut Ministerium vom 1. März bis zum 30. September. Sachsen-Anhalt gehört mit einer absoluten Waldfläche von 532.480 Hektar und einem Waldflächenanteil von 26 Prozent zu den waldärmeren Bundesländern in Deutschland. Zuletzt lag das Waldbrandgeschehen deutlich über dem Niveau der Vorjahre.
Die fünf Waldbrandgefahrensstufen
Wie Waldbrände entstehen
In den wenigsten Fällen haben Waldbrände eine natürliche Ursache, wie zum Beispiel einen Blitzeinschlag. Viel öfter ist der Mensch mit einer fahrlässigen Handlung Verursacher von Bränden im Wald, zum Beispiel durch Lagerfeuer, Streichhölzer, Zigaretten oder heiße Katalysatoren unter Autos. In vielen Fällen ist aber auch vorsätzliche Brandstiftung die Ursache.Trockenheit und Dürre begünstigen die Feuerbildung bzw. dessen Ausbreitung. (Quelle: wwf, wetternrw)
dpa,MDR (Susanne Ahrens,Martin Krause)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 13. März 2022 | 19:00 Uhr