Wirtschaft Nach Tankrabatt: Das sind die Auswirkungen auf den Spritpreis

02. September 2022, 11:38 Uhr

Seit dem 1. September gibt es keinen Tankrabatt mehr. Durch den Wegfall befüchteten Autofahrende massive Preissprünge an den Zapfsäulen. Auch in Sachsen-Anhalt mussten Kundinnen und Kunden tiefer in die Tasche greifen. Dabei gab es regionale Unterschiede. Doch an allen Tankstellen der Stichprobe stieg der Preis pro Liter Super zunächst um 30 Cent an.

In Sachsen-Anhalt sind die Preise für Kraftstoffe am Donnerstag erwartungsgemäß gestiegen. Das ergab eine exemplarische Daten-Auswertung von MDR SACHSEN-ANHALT. Zehn Tankstellen in zehn Städten wurden für die Stichprobe ausgewertet.

An allen Tankstellen der Stichprobe stieg Super-Benzin zunächst um 30 bis 36 Cent an. Im Tagesverlauf sank der Preis dann allerdings mal mehr und mal weniger. Unter Strich blieb am Tagesende aber eine Preiserhöhung von 20 bis 30 Cent bestehen.

Beim Diesel wurde über Nacht ebenfalls der Rabatt mit wenigen Ausnahmen vollständig einkassiert, die Preise stiegen teilweise um bis zu 20 Cent. Im Tagesverlauf sank der Preis allerdings wieder, sodass am Ende die Preiserhöhung beim Diesel deutlich kleiner ausfiel als bei Super.

Tankrabatt Die Bundesregierung hatte im Frühjahr beschlossen, die Energiesteuer auf Benzin und Diesel für die Monate Juni bis August zu senken. Der Tankrabatt machte bei Super E10 rechnerisch bis zu 35 Cent aus, bei Diesel 17 Cent.

Regionale Unterschiede bei den Preiserhöhungen

Bei einer Tankstelle in Wittenberg hatten sich die Preise wie folgt entwickelt: Am Morgen des letzten Tages mit Tankrabatt lag der Dieselpreis bei 2,09 Euro, am Abend bei 2,16 Euro. Am Donnerstagnachmittag – also am Tag nach Auslaufen des Rabatts – waren es bereits 2,29 Euro. Für Super wurden am Mittwochmorgen noch 1,89 Euro fällig. Mittwochabend waren es 1,96 Euro. Und am Donnerstagnachmittag bereits 2,04 Euro.

In Bitterfeld kostete ein Liter Diesel am Mittwochmorgen 2,09 Euro, abends waren es 2,17 Euro. Donnerstagnachmittag waren es 2,24 Euro. Für Super mussten Tankende hier Mittwochmorgen 1,91 Euro zahlen, abends waren es 1,95 Euro. Am Donnerstagnachmittag kostete der Liter 2,07 Euro.

Geringere Steigerung in Magdeburg

An einer Tankstelle in Magdeburg fielen die Preissteigerungen moderater aus. Ein Liter Diesel kostete am Mittwochmorgen noch 2,09 Euro, abends 2,02 Euro. Donnerstagnachmittag lag der Preis bei 2,11 Euro.

Super kostete Mittwochmorgen 1,91 Euro. Mittwochabend waren es 1,78 Euro und am Donnerstagnachmittag 1,95 Euro.

ADAC: Kritik an Mineralölkonzernen

Angesichts der Preissteigerungen hat der ADAC den Minerölkonzernen eine willkürliche Preispolitik vorgeworfen. Bei den Konzernen stehe das Gewinnmachen im Vordergrund, sagte ADAC Sprecherin Alexandra Kruse MDR SACHSEN-ANHALT. Das Bundeskartellamt müsse untersuchen und transparent machen, wie die Kraftstoffpreise zustandekommen.

In den letzten Wochen habe sich der Benzinpreis vom Ölpreis und dem Wechselkurs Euro/Dollar entkoppelt, erklärte Kruse. Zudem sei der Sprit in den Erdtanks der Tankstellen noch mit dem vollen Tankrabatt durch die Mineralölkonzerne eingekauft worden, ergänzte der Tankstellenverband. Dieser Sprit werde jetzt teurer verkauft.

Tankstellenpächter ohne Einfluss auf Spritpreis

Einen Einfluss auf den Preis an der Zapfsäule haben die Pächter der Tankstellen nicht, betonte der Tankstellenverband. Zudem bekämen sie lediglich eine Provision von rund einem Cent pro verkauftem Liter – egal wie hoch der Preis ist und welcher Kraftstoff getankt wird. Der Tankstellenverband befürchtet, dass die Spritpreise dauerhaft über der 2-Euro-Marke bleiben: "Damit wäre der Sprit in Deutschland so teuer wie niemals zu vor." Die 2-Euro-Schallmauer sei jedoch bereits nach Kriegsbeginn und auch kurz vor der Einführung des Tankrabatts im Frühsommer durchbrochen worden.

Herbert Rabl, Sprecher des Tankstellen-Pächterverbands sagte MDR SACHSEN-ANHALT, eine kleine Erhöhung des Spritpreises sei gerechtfertigt, unter anderem aufgrund der Löhne für LKW-Fahrer oder des niedrigen Wasserstandes des Rheins. Er sagte aber auch: "Dass der über Nacht um 30 Cent steigt, ist völlig ungerechtfertigt. Das ist einfach nur kapitalistische Gier."

Er kritisierte die zudem Organisation des Kraftstoffverkaufes über Pächter: "Es kann nicht sein, dass Mineralölkonzerne, weil sie keine Tarife bezahlen wollen, die Tankstellen mit Pächtern betreiben, denen das ganze Risiko aufdrücken und selber die Gewinne einfahren. Das ist einfach ein veraltetes System, was ins vorige Jahrhundert gehört."

MDR (Moritz Arand, Manuel Mohr, Kalina Bunk, Julia Heundorf) | Erstmals veröffentlicht am 01.09.2022

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 02. September 2022 | 07:10 Uhr

10 Kommentare

AlexLeipzig am 02.09.2022

Es wird dringend Zeit für eine Übergewinnsteuer, nicht nur für die Mineralölkonzerne, sondern alle Unternehmen, die die Krise so schäbig nutzen, um ihre Gewinne so exorbitant auf Kosten der Verbraucher steigern!

Denkschnecke am 02.09.2022

Ähm, worin bestand denn der "Tankrabatt"? Meines Wissens in einer Senkung der Energiesteuer um 35 ct (brutto)? Wie senken denn "andere Länder" die Steuern?

Mikro am 02.09.2022

Zum Glück wurde der noch günstig eingekaufte Kraftstoff recht schnell alle.Da konnten dann die Preise recht schnell erhöht werden.Ich dachte so 2 Tage würden noch alten Bestände reichen.Zum Anfang des Tankrabbattes waren die teuren Altbestände noch 2 Tage vorhanden.🤔

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