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EnergiekriseFDP will Diskussion über Fracking in Sachsen-Anhalt

21. September 2022, 13:09 Uhr

Aufgrund der steigenden Energiepreise und einer drohenden Gasmangellage möchte die FDP in Sachsen-Anhalt über Fracking diskutieren. Mit der umstrittenen Methode wird Erdgas aus tiefen Gesteinsschichten gewonnen. Das Energieministerium, das durch die SPD geführt wird, erteilt der Forderung der FDP eine Absage. Doch die Liberalen haben auch Unterstützer für ihre Idee.

Fracking nein Danke. Das ist die Position der Landesregierung in Sachsen-Anhalt. Doch der kleinste Koalitionspartner will das nicht hinnehmen. Seit einem Jahr regieren die Freien Demokraten mit in Sachsen-Anhalt. Seitdem haben sie sich im politischen Magdeburg einen Ruf als konstruktive Diskussionspartner erarbeitet. Kein Schaum vorm Mund, weitgehend ideologiefrei mit großem Anteil am ruhigen Agieren der Landesregierung.

Lasst uns diskutieren, meint Andreas Silbersack, Fraktionschef der Freien Demokraten in Sachsen-Anhalts Landtag: "Wir sind in einer Koalition, das heißt, wir können das als FDP nicht einfach festlegen. Aber es ist wichtig und das ist unsere Aufgabe als Liberale oder unsere Auffassung als Liberale, dass wir da tatsächlich keine Denkverbote haben, woher die Energie kommt. Wir haben fünf vor zwölf beziehungsweise schon um zwölf und deshalb ist es wichtig, dass wir dort kraftvoll in diese Themen einsteigen."

Im Koalitionsvertrag ist Fracking kein Thema. Den hatten CDU, SPD und FDP vor gut einem Jahr unterschrieben. Silbersack sagt, zum Zeitpunkt des Koalitionsvertrags habe die Koalition die Energiekrise nicht kommen sehen: "Wir müssen, glaube ich, auch die Menschen im Lande verstehen: Die haben Angst, sie haben Sorgen. Da ist es Aufgabe der Politik mittelfristige, kurzfristige und langfristige Lösungen für die Frage der Energie zu finden, weil sich die Gesamtmatrix der Energielieferung einfach ändern wird. Da müssen wir einfach Lösungen anbieten." Silbersack erklärt, dazu gehöre die Braunkohle und auch, ob es in Sachsen-Anhalt sinnvoll sei, sich der Frage Fracking zu widmen.

Fracking für SPD kein Thema

Fracking muss also aus Sicht der Liberalen neu bewertet und diskutiert werden. Allerdings will das SPD-geführte Energieministerium die Diskussion nicht weiterführen und bleibt dabei: Fracking nein danke. Auf Anfrage von MDR AKTUELL heißt es schriftlich: "Fracking ist und bleibt aus Sicht des Energie- und Umweltministeriums Sachsen-Anhalt kein Thema. Ein Unternehmen hatte bereits in der Vergangenheit vergeblich nach Schiefergasvorkommen in Sachsen-Anhalt gesucht und die behördliche Genehmigung vorfristig wieder zurückgegeben."

Unabhängig davon und von möglichen Risiken für Natur und Trinkwasser würde Fracking auch aufgrund der erforderlichen langwierigen Genehmigungsverfahren weder kurz- noch mittelfristig dazu beitragen, die Abhängigkeit Deutschlands von Energieträger-Importen zu verringern, heißt es weiter.

Schiefergas Vorräte in Sachsen-Anhalt vorhanden

Unterstützung bekommt FDP-Fraktionschef Silbersack von der TU Bergakademie Freiberg. Moh'd M. Amro ist hier Professur Geoströmungs-, Förder- und Speichertechnik. Er vermittelt das Wissen, das es zum Fracking braucht und betont, Fracking sei eine wissenschaftliche Technologie. Und: "Wir haben natürlich hohe Standards oder Richtlinien in Bezug auf die Einhaltung der Sicherheits- und Umweltrichtlinien entwickelt. Diese Erfahrungen gibt es. Sachsen-Anhalt hat auch Gasvorräte in Form von Schiefergas und somit sehe ich kein Problem, mit diesem Verfahren anzufangen."

Aus Sicht des Professors könnte man nennenswerte Gasmengen in fünf Jahren fördern. Das letzte Wort in Sachen Fracking ist auch für Sachsen-Anhalts FDP noch nicht gesprochen. Die Aufforderung zur Diskussion steht.

Dieses Thema im Programm:MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 21. September 2022 | 06:00 Uhr