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Alarm im Fluss: Weniger Wasser erhöht die Schadstoffkonzentration – höhere Temperaturen verringern die Sauerstoffsättigung. Bildrechte: IMAGO / Frank Drechsler

TrockenheitSorge um Gewässer und Fische steigt

27. August 2022, 09:00 Uhr

Der erneute trockene Sommer verschärft die Situation von und in Sachsen-Anhalts Flüssen und Seen. Laut Anglerverband sorgt vor allem der geringe Sauerstoffgehalt für Probleme. Aus mehreren Regionen seien bereits tote Fische gemeldet worden. Sachsen-Anhalt kontrolliert seine Gewässer laufend und teilweise automatisch.

Sachsen-Anhalts Angler schlagen angesichts der Trockenheit und ihrer Folgen für die Gewässer Alarm. Die Geschäftsführerin des Landesanglerverbandes, Anja van der Molen-Stolze, sagte MDR SACHSEN-ANHALT, in den vergangenen Wochen habe es bereits viele besorgniserregende Meldungen von den Vereinen gegeben. So seien in Naumburg, Sangerhausen und Seehausen tote Fische beobachtet worden.

Wassertemperatur, Wasserstand und Sauberkeit des Wassers seien vielerorts bedenklich, so Molen-Stolze. Sauerstoff im Wasser sei das Gebot der Stunde. Feuerwehr, THW, Kommunen und Landwirte würden oft helfen, um Gewässer zu beregnen, damit abzukühlen und die Sauerstoffsättigung zu erhöhen. Auch kalte Nächte würden kurzfristig helfen.

Sauerstoff im WasserMit steigender Temperatur sinkt die Sauerstofflöslichkeit im Wasser. Während bei 0°C der Sättigungswert bei 14,6 mg/l liegt, sinkt er bei 20 Grad bereits auf 9,1 mg/l. Für Fische wird eine Konzentration von etwa 3 mg/l lebensgefährlich.Quelle: Sächsisches Umweltministerium

Anglerverband: Situation ist sehr angespannt

Verbands-Vizepräsident Harald Rohr spricht von einer sehr angespannten Situation. Rund 85 Prozent der Pachtgewässer gäben Anlass zur Sorge – vor allem kleine Gewässer. Besonders betroffen sei aktuell der Garzer See bei Havelberg. Dort müsse bereits Wasser eingeleitet werden, um die Fische am Leben zu halten.

Der Landesanglerverband Sachsen-AnhaltNach eigenen Angaben umfasst der Verband rund 100 Anglervereine mit insgesamt über 44.000 Mitgliedern. Gemeinsam bewirtschaften sie über 12.000 Hektar Gewässerfläche in Sachsen-Anhalt.

Der Verband geht davon aus, dass das Fischsterben künftig zunimmt. Wegen der Trockenheit erhöhe sich bei sinkenden Pegeln die Konzentration von Giftstoffen im Wasser automatisch, so Sprecher Gerhard Jarosz. Das belaste die Tiere im Wasser zusätzlich. Außerdem würden jetzt Umweltverstöße sichtbar, die früher durch einen hohen Verdünnungsgrad übersehen worden seien.

Jarosz kritisiert, dass es in Sachsen-Anhalt nur unzureichend Wasserproben gebe. Illegale Verschmutzungen könnten so nicht gut nachverfolgt werden.

In der vergangenen Woche waren in der Saale bei Bernburg Hunderte tote Fische entdeckt worden. Der Fund steht im zeitlichen Zusammenhang mit einer Havarie in einer Soda-Fabrik. Der Anglerverband erstattete Anzeige gegen Unbekannt.

Umweltministerium: Regelmäßige Wasserproben zur Überwachung

Das Umweltministerium Sachsen-Anhalt widerspricht der Darstellung, es werde zu wenig kontrolliert. Vielmehr sehe man sich in puncto Gewässerüberwachung gut aufgestellt, heißt es auf Nachfrage von MDR SACHSEN-ANHALT. Alle Flüsse und Bäche im Land seien Bestandteil des Gewässerüberwachungsprogramms. An vielen Messstellen würden regelmäßig Proben genommen und im Labor untersucht, allein die Elbe habe 15 Messstellen. An Mulde und Saale, die zu DDR-Zeiten besonders stark belastet gewesen seien, habe man je eine Messstation, die täglich rund um die Uhr automatisch Proben entnehme.

Landesweit befinden sich laut Umweltministerium aktuell die Flusspegel auf den niedrigsten Ständen des Jahres. Die kritischen Wasserstände seien zudem deutlich früher erreicht worden als noch in den Vorjahren. Geringe Fließgeschwindigkeiten und hohe Wassertemperaturen schädigten Fische, Algen und Wasserpflanzen, so ein Sprecher.

dpa, epd/MDR (André Plaul)

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Dieses Thema im Programm:MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 24. August 2022 | 19:00 Uhr

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