Fridays for Future "Nachhaltiger, naturnaher, achtsamer Tourismus sollte die Zukunft im Harz sein"

08. März 2020, 17:54 Uhr

Der Wald stirbt, der Schnee verschwindet – das sind die Auswirkungen des Klimawandels im Harz. Die Quedlinburger Ortsgruppe der weltweiten Klimabewegung "Fridays for Future" setzt sich auch deshalb für die Umwelt ein. Was die jungen Klimaschützer mit ihren Aktionen erreichen wollen.

Daniel George
Bildrechte: MDR/Jörn Rettig

Manchmal ist das beste Beispiel ganz nah – und das macht alles nur noch erschreckender. Die mittleren Temperaturen im Winter steigen, die Schneesicherheit nimmt ab. Im Harz ist der Klimawandel real. "Das ist alles ziemlich traurig", sagt Blanca Kuhlmann.

Die 16-Jährige engagiert sich bei "Fridays for Future" in Quedlinburg. Sie sagt: "Das alles zeigt, dass die Auswirkungen des Klimawandels nicht irgendwann einmal zu spüren sein werden, sondern dass wir sie jetzt schon zu spüren bekommen. Dieser Planet ist unsere Lebensgrundlage. Wenn wir einfach so weitermachen wie bisher, dann zerstören wir unseren Planeten." Und den Harz.

Waldräumarbeiten und Aufforstungsprojekte

Vor einem Jahr hat sich die "Fridays-for-Future"-Ortsgruppe in Quedlinburg gegründet. Damals waren es drei Organisatoren, mittlerweile sind es sechs. An den Demonstrationen nahmen meist etwa 120 Menschen teil. "Einmal waren es sogar 200", erzählt Blanca Kuhlmann. Die nächste Demo in Quedlinburg ist für den 24. April geplant – ein globaler Streiktag.

Die großen Ziele der jungen Klimaschützer aus dem Harz decken sich mit denen ihrer Mitstreiter weltweit: Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels, Kohleausstieg, erneuerbare Energieversorung. Doch auch regional wollen sie konkret etwas bewegen: "Wir haben zum Beispiel den Ausbau von Radwegen oder mehr Begrünung in der Stadt gefordert", erzählt Blanca Kuhlmann. Die Organisatoren hätten sich zudem allesamt bereits bei Waldaufräumarbeiten und Aufforstungsprojekten engagiert.

Denn während im Winter der Schnee allmählich verschwindet, erschienen die Auswirkungen des Klimawandels im vergangenen Sommer und Herbst noch dramatischer. "Durch den Borkenkäfer, der sich durch die Trockenheit vermehrt, weil die Fichten geringere Abwehrmechanismen entwickelt haben, sterben viele Bäume. Auch der Lebensraum von Tieren wird dadurch zerstört", sagt Blanca Kuhlmann. "Wer in diesem Sommer und Herbst im Harz war, konnte ganze Waldabschnitte sehen, die braun zwischen den nicht mehr so vielen grünen Bäumen hervorstachen."

"Der Klimawandel wird hier nicht verdrängt"

Die Sorge um den Harz ist bei den Klimaschützern groß. Denn: "Es gibt hier eine wunderschöne Natur, die der Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen ist", so die 16-Jährige. Doch: "Wegen der starken Hitze der letzten Sommer sind ganze Waldflächen nicht mehr lebensfähig." Auch der Winter in diesem Jahr war ein warmer. Der Schneefall, das sagen Forscher, wird auch in den nächsten 50 Jahren abnehmen. Wintersportanbieter sollten sich perspektivisch nach Alternativangeboten umsehen, empfehlen Experten.

"Der Wintersport hat hier eine große Tradition. Ich kann jeden verstehen, dessen Herz daran hängt. Und in den nächsten zehn bis 15 Jahren wird sich das Wintergeschäft für die entsprechenden Anbieter vielleicht auch noch lohnen", sagt beispielsweise Umweltforscher Christian Reinboth. "Aber es ist sinnvoll, sich jetzt damit zu beschäftigen, was danach kommt – und ich habe das Gefühl, dass wir in diesen Prozess bereits eingetreten sind. Der Klimawandel wird hier nicht verdrängt."

Dafür sorgen auch die Demonstrationen von "Fridays for Future". Gehen die überwiegend jungen Klimaschützer auf die Straße, steht auf ihren Plakaten zum Beispiel geschrieben: "Macht ihr eure Hausaufgaben, machen wir unsere."

Ich wünsche mir, dass die Menschen auch in Zukunft immer noch wegen der tollen Natur in den Harz kommen und stattdessen nicht irgendwelche typischen Touristenangebote wie Skilifte weiter ausgebaut werden.

Schülerin Blanca Kuhlmann, engagiert sich bei "Fridays for Future"

Die Suche nach touristischen Alternativangeboten im Winter anstatt des technischen Aufrüstens der Skigebiete ist der richtige Ansatz, findet Blanca Kuhlmann. Denn die Schülerin sagt: "Wir dürfen nicht mehr rücksichtslos konsumieren, sondern müssen Verantwortung für unsere Umwelt übernehmen und anfangen nachhaltiger zu leben, nicht mehr so viel CO2 in die Luft pusten, Ressourcen schonend einsetzen und so mit unserem Planeten umgehen, dass auch die nachfolgenden Generationen hier ein gutes Leben führen können."

Ihr Wunsch für die Zukunft im Harz? "Dass die Menschen immer noch wegen der tollen Natur hierher kommen und stattdessen nicht irgendwelche typischen Touristenangebote wie Skilifte weiter ausgebaut werden", sagt Blanca Kuhlmann. "Nachhaltiger, naturnaher, achtsamer Tourismus – das sollte die Zukunft im Harz sein."

Daniel George
Bildrechte: MDR/Jörn Rettig

Über den Autor Daniel George wurde 1992 in Magdeburg geboren. Nach dem Studium Journalistik und Medienmanagement zog es ihn erst nach Dessau und später nach Halle. Dort arbeitete er für die Mitteldeutsche Zeitung.

Vom Internet und den neuen Möglichkeiten darin ist er fasziniert. Deshalb zog es ihn im April 2017 zurück in seine Heimatstadt, in der er seitdem in der Online-Redaktion von MDR SACHSEN-ANHALT arbeitet – als Sport-, Social-Media- und Politik-Redakteur, immer auf der Suche nach guten Geschichten, immer im Austausch mit unseren Nutzern.

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Quelle: MDR/dg

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 02. März 2020 | 19:00 Uhr

1 Kommentar

Volker S. am 08.03.2020

"Nachhaltiger, naturnaher, achtsamer Tourismus sollte die Zukunft im Harz sein" - na da tut ja Harzdrenalin alles dafür !!!

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