Altes Kurhaus Bad Kösen"Lost Place" im Burgenlandkreis wird für hochkarätige Kunstausstellung wiederbelebt
Am Samstag eröffnet die zeitgenössische Kunstausstellung "Wir legten Hände in das Wasser" im alten Kurhaus Bad Kösen. Das Gebäude stand zehn Jahre lang leer, für diese Ausstellung wird es jetzt wiederbelebt. Die international renommierten Künstler Ulla von Brandenburg und Olaf Holzapfel stellen bis September dort ihre Werke aus. So soll die ländliche Region im Burgenlandkreis kulturell gestärkt werden.
- Das Kurmittelhaus in Bad Kösen steht seit zehn Jahren leer – jetzt wird es für eine Kunstausstellung wiederbelebt.
- Mit der Veranstaltung soll die Kultur im Burgenlandkreis gestärkt werden.
- Ulla von Brandenburg und Olaf Holzapfel sind für ihre Kunst international bekannt, jetzt ist sie in Bad Kösen zu sehen.
Früher konnten Besucherinnen und Besucher im alten Kurhaus in Bad Kösen zum Beispiel Salzbäder nehmen oder Kneipp-Kuren machen, seit mittlerweile zehn Jahren steht das Haus nun aber leer – bis jetzt. Für die Kunstausstellung "Wir legten Hände in das Wasser", die am Samstag startet, wird dem verlassenen Gebäude wieder Leben eingehaucht.
Neues Leben im alten Gebäude
Dafür wurden in der Woche vor der Ausstellung die großen Fensterfronten geputzt, die Böden geschrubbt und Kisten voller bunter Stoffe eilig durch die langen Gänge getragen. Es herrschte zum ersten Mal seit vielen Jahren Hochbetrieb im alten Kurhaus in Bad Kösen. Immer wieder hielten Passantinnen und Passanten vor dem prunkvollen Haus und schauten neugierig durch die Fenster. Sie freuen sich, dass das Kurhaus wiederbelebt wird.
Das bestätigt auch die Projektleiterin der Ausstellung Aline Schwibbe: "Die Menschen hier lieben dieses Gebäude und können gar nicht verstehen, warum das nicht mehr genutzt wird, warum das nicht schön gemacht und wieder aktiviert wird. Die freuen sich alle total."
International renommierte Künstler in Bad Kösen
Initiiert wurde die Ausstellung "Wir legten Hände in das Wasser" von der dieDAS Design Akademie Saaleck, Veranstalter ist die Stadt Naumburg. Ihr Ziel ist es, damit die ländliche Region um Bad Kösen kulturell anzureichern. Und das scheint auch zu gelingen, denn sie konnten zwei hochkarätige Künstler für das Projekt gewinnen: Ulla von Brandenburg stellt ihre Arbeiten sonst in Metropolen wie London, Tokio und Madrid aus, Olaf Holzapfel präsentiert seine Werke unter anderem in Argentinien, Chile und der Schweiz. In den nächsten Monaten gibt es ihre Kunst in Bad Kösen zu sehen.
Kuratiert und konzipiert wurde die Ausstellung vom Berliner Galeristen Daniel Marzona. Ihm war es wichtig, dabei trotz international renommierter Künstler immer die Menschen in der Region im Blick zu behalten. Das berichtet die Organisatorin Aline Schwibbe: "Wir wollten nicht so dieses: 'Oh, wir kommen jetzt, das Kunst-Volk aus den Metropolen, die Kunst-Elite, und drücken da jetzt unseren Stempel drauf', vollkommen außer Acht lassend, was hier vor Ort eigentlich Sinn macht."
Viel mehr sei Marzonas Vision gewesen, mit der Region und den Menschen vor Ort zu arbeiten und Kultur hinzubringen, die es so dort noch nicht gibt. Dafür plante und konzipierte Daniel Marzona eine Ausstellung für das Kurmittelhaus in Bad Kösen, die auch Menschen abseits von Metropolen begeistern würde – bis er dann vor wenigen Monaten überraschend im Alter von 55 Jahren verstarb.
Kurator überraschend verstorben
"Wir waren eine Woche in der Schockstarre", erinnert sich Schwibbe mit Tränen in den Augen. Marzona und sie seien jahrelang Freunde gewesen, er habe sie für dieses Projekt an Bord geholt. "Wir haben uns die Zeit auch genommen, haben dann aber entschieden, das Projekt zu Ende zu machen. Für ihn", so Schwibbe weiter. Es sei Marzona wichtig gewesen, eine Ausstellung zu kreieren, die auch Menschen von Kunst begeistert, die sonst eigentlich keine Stammgäste in zeitgenössischen Museen sind. Deshalb habe er sich ein außergewöhnliches Ausstellungskonzept überlegt.
"Es ist keine Ausstellung, wo man reingeht und sagt: 'Ach ja, Bild hier, Bild da und eine Skulptur noch schön in der Mitte", erklärt die Projektleiterin. "Es gibt zwar Objekte und auch Bilder, aber das Besondere an der Ausstellung ist, dass das Gebäude mit einbezogen wird und dass die Arbeiten speziell für diesen Raum entstehen. So macht sie Menschen Lust auf Kunst, die das sonst vielleicht gar nicht ins Auge gefasst hätten", so Schwibbe weiter.
Das Besondere an der Ausstellung ist, dass das Gebäude mit einbezogen wird und dass die Arbeiten speziell für diesen Raum entstehen.
Aline Schwibbe, Projektleiterin
Zeitgenössische Kunst für alle
Dafür baut Ulla von Brandenburg im Bad Kösener Kurhaus mit großen Stoffbahnen bunte, bühnenartige Orte, die an traumhafte Welten erinnern. Es wird mit Licht und Videos gearbeitet, Besucherinnen und Besucher sollen sich so fühlen, als seien sie selbst Teil einer Inszenierung.
Olaf Holzapfel gestaltet Räume des Kurhauses mit natürlichen Materialien wie Stroh, Reet und Heu, stellt Faltungen und Skulpturen aus. Mit seiner Arbeit erforscht er die Verbindung zwischen ländlichen und städtischen Räumen.
Ein Thema, das ihn in seiner Arbeit schon lang beschäftigt und ein Grund, warum ihn Bad Kösen als Ausstellungsort begeistert: "Die Neunziger- und Nullerjahre waren so eine große Expansion, wir sind immer weiter nach außen in die noch größeren Zentren gegangen", erinnert sich Holzapfel.
Gerade zwischen den großen Orten gibt es ganz viele regionale Schwerpunkte und Reichtum, der eigentlich der Kitt ist, der das alles zusammenhält.
Olaf Holzapfel, Künstler
"Aber wir leben immer noch von diesen Landschaften hier und wir brauchen diese Landschaften auch. Ich glaube, da ist ein bisschen was vergessen worden. Gerade zwischen den großen Orten gibt es ganz viele regionale Schwerpunkte und Reichtum, der eigentlich der Kitt ist, der das alles zusammenhält", so Holzapfel weiter.
Das alte Kurhaus als besonderer Ausstellungsort
Das alte Kurhaus in Bad Kösen ist ein neoklassizistisches Gebäude mit großen Säulen, die Wände sind in einigen Räumen gekachelt und in vielen Ecken befinden sich Überreste alter Becken, Duschen und Bäder aus früheren Zeiten.
Ein so individueller Raum sei schwieriger zu gestalten als ein klassisches Museum mit weißen Wänden – aber dafür auch interessanter, sagt Holzapfel: "Sobald man ein Kunstwerk in so einen Raum hängt, fängt der Raum an, damit zu korrespondieren und eine Beziehung aufzubauen. Und dann kommt noch die Betrachterin oder der Betrachter dazu", so der Künstler. Das mache das Kunsterlebnis vielschichtiger.
"Und ich finde, das fehlt teilweise in diesen großen Nationalgalerien. Da ist alles oft so freigestellt, ohne diese Komplexität, die wir ja eigentlich brauchen, weil wir selber merken, dass wir komplex und widersprüchlich sind. Und so muss natürlich auch die Arbeit sein, denn erst dann kann sie uns Antworten geben", erklärt Holzapfel.
Informationen zur Ausstellung
"Wir legten Hände in das Wasser"
Kurmittelhaus Bad Kösen
06628 Naumburg (Saale)
Öffnungszeiten
15. Juni bis 8. September 2024
jeweils Freitag, Samstag und Sonntag 11-18 Uhr
Weitere Kulturmeldungen aus Sachsen-Anhalt
- Aus für Schauspiel-Ausbildung in Halle mit Audio
- Halle: Star-Pianistin Ragna Schirmer wird Professorin in Zürich mit Audio
- Theater Gladigau feiert Mundart: Menschen campen für Karten mit Video
- Leuna: Wagenbretts sozialkritische Porträts in Otto-Dix-Tradition mit Video
- Magdeburg: Grab von Otto dem Großen im Dom wird geöffnet mit Video
Dieses Thema im Programm:MDR KULTUR - Das Radio | MDR KULTUR am Nachmittag | 15. Juni 2024 | 13:45 Uhr