Rechtsextreme GegendemoCSD-Premiere in Zeitz: Fast 700 Menschen feiern friedlich
In Zeitz im Burgenlandkreis ist am Samstag erstmals der Christopher Street Day gefeiert worden. Fast 700 Teilnehmer waren vor Ort. Wie zuletzt in Magdeburg, Bautzen und Leipzig, gab es auch in Zeitz eine Gegendemonstration. Die Polizei war deshalb mit mehr Beamten im Einsatz.
- Am CSD in Zeitz haben rund 680 Menschen teilgenommen. Es waren mehr Polizeikräfte im Einsatz als beim CSD in Weißenfels im vergangenen Jahr.
- Auch ein Awareness-Team und andere Beobachterinnen und Beobachter sollen mehr Sicherheit vermitteln.
- Der Grund: Rechtsextreme haben zu einer Gegendemo aufgerufen.
Hunderte Menschen haben den ersten Christopher Street Day in Zeitz gefeiert – es war der zweite im Burgenlandkreis. Nach Angaben der Polizei kamen rund 680 Menschen zum Umzug durch die Stadt. Mit dieser Personenzahl rechneten die Veranstalter auch im Vorfeld. Die Teilnehmenden am CSD treten für Toleranz und Vielfalt ein. Gleichzeitig gab es eine Gegendemo von Rechtsextremen. Deshalb war die Polizei mit mehreren Hundert Beamten vor Ort im Einsatz.
Erster CSD in Zeitz: Polizei setzte mehr Beamte ein
Damit sich rechtsextreme Übergriffe wie vergangenes Jahr in Weißenfels nicht wiederholen, setzte die Polizei dieses Mal auf mehr Einsatzkräfte. Damals hatte es mehrere Zwischenfälle durch rechtsextreme Störer gegeben.
Die Veranstaltung in diesem Jahr verlief friedlich. Zusammenstöße mit Gegendemonstranten habe es nicht gegeben, so ein Polizeisprecher. Rund 60 Personen hätten sich bei der Gegenveranstaltung der rechtsextremen Partei "Der III. Weg" versammelt.
Konstruktiver Austausch zwischen Veranstaltern und Polizei
Damit ein sicherer CSD in Zeitz gefeiert werden konnte, wurden "bereits frühzeitig Gespräche zur Sicherheit geführt", erklärte Mitorganisator Eric Stehr MDR SACHSEN-ANHALT vorab. Die Polizei habe die Fehleinschätzung aus dem vergangenen Jahr eingesehen. Der Austausch mit den Sicherheitsbehörden sei dieses Mal deutlich konstruktiver. Auch die Polizei lobte die Zusammenarbeit, spricht von "hoher Kooperationsbereitschaft".
Wie ein Polizeisprecher des Reviers in Weißenfels MDR SACHSEN-ANHALT im Vorfeld des CSD sagte, sollten in diesem Jahr "ausreichend Kräfte für alle Eventualitäten" zur Verfügung gestellt werden. Das Sicherheitskonzept sei nach den Vorfällen des vorigen Jahres angepasst worden.
Die Veranstalter wollten sich aber nicht allein auf die Polizei verlassen. Stehr verwies auf eine "mehrstufige Sicherheits-Struktur". Neben Polizisten gab es auch die Queer-Beauftragte der Landespolizei, Ordner, ein Awareness-Team und Landtagsabgeordnete, die als Beobachter und Vermittler fungierten und den Teilnehmern so mehr Sicherheit vermittelten. Zudem gab es eine Zubringer-Demo vom Bahnhof.
Rechtsextreme mobilisieren für Gegendemo
Ähnlich wie in Magdeburg, Bautzen und Leipzig war auch in Zeitz eine Gegendemonstration geplant. Auf Anfrage von MDR SACHSEN-ANHALT teilte der Burgenlandkreis mit, eine Privatperson habe für die Zeit von 9 bis 18 Uhr eine stationäre Kundgebung mit 20 Teilnehmern am Roßmarkt angemeldet.
CSD-Mitorganisator Stehr befürchtete vorab aber, dass deutlich mehr Personen kommen werden. Er sagte, dass die rechtsextremistische Kleinstpartei "Der III. Weg" die Demo angemeldet hat. Zudem würden weitere extreme Gruppen, wie die Partei "Die Heimat" und deren Jugendorganisation für den Gegenprotest mobilisieren. Die Veranstalter empfahlen allen Teilnehmern sowohl bei der Anreise als auch vor Ort, in Gruppen zu bleiben.
Straßenfest und Festumzug
Die Organisatoren hatten ein breites Programm auf die Beine gestellt. Das große Highlight war der Festumzug durch die Stadt, der Samstag, um 13 Uhr begann und etwa anderthalb Stunden dauerte. Im Anschluss gab es ein Bühnenprogramm mit Reden, Drag Show, Poetry Slam und Musik. Außerdem wurden zahlreiche Infostände und eine Ausstellung zu "Queerem Leben im ländlichen Raum" im Stadtlabor Zeitz platziert. Alle Programmpunkte haben die Veranstalter auf ihrem Facebook-Kanal gebündelt. Der CSD in Zeitz stand in diesem Jahr unter dem Motto "Zeit(z) für Veränderung: Queer im Revier".
Fahne vom Rathaus-Balkon gestohlen
Die Regenbogenfahne, auch Pride-Flag genannt, die als Symbol für Toleranz und sexuelle Freiheit gilt, war beim CSD an vielen Stellen zu sehen, nur am Rathaus-Balkon fehlte sie bereits vorab. Unbekannte hatten die Flagge dort in der Nacht zum 31. Juli gestohlen. Das bestätigte die Stadt Zeitz MDR SACHSEN-ANHALT. Wer sie entwendet hat, ist bisher nicht bekannt. Die Ermittlungen dazu laufen.
Anstehende CSD-Veranstaltungen in Sachsen-Anhalt 2024CSD Halle am 14.09.2024
CSD Stendal am 28.09.2024
CAMPUSpride auf dem Campus der Otto-von-Guericke-Universität und Campus der Hochschule H² am 17.10.2024
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MDR (Marius Rudolph, Dennis Blatt, Johanna Daher), dpa | Erstmals veröffentlicht am 28.8.2024
Dieses Thema im Programm:MDR FERNSEHEN | SACHSEN-ANHALT HEUTE | 31. August 2024 | 19:00 Uhr
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