Neustart in der Region Zekiwa-Kinderwagen aus Zeitz: Neue Pläne für DDR-Traditionsmarke
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Kinderwagen aus Zeitz – das hat seit mehr als 150 Jahren Tradition. Zu DDR-Zeiten war der VEB Zekiwa sogar der größte Kinderwagen-Hersteller Europas. Nach der Wende wurde die Firma deutlich kleiner und die Produktion ins Ausland verlegt. Die neuen Betreiber wollen wieder in Zeitz produzieren.

- Der Kinderwagen-Hersteller Zekiwa will die Produktion am Standort in Zeitz wieder ausbauen.
- Zukünftig soll die Produktion auch umweltfreundlicher werden.
- Seit Beginn der 1990er Jahre ist der Standort in Zeitz geschrumpft und die Produktion ist verlagert worden.
Vier Geschwister haben im Januar den Kinderwagen-Hersteller Zekiwa ("Zeitzer Kinderwagen") in Zeitz übernommen – mit großen Plänen: Einer der neuen Betreiber, Heiko Hoffmann, sagte MDR-SACHSEN-ANHALT, man plane, in Zukunft wieder regionaler zu produzieren. Dafür liefen bereits Gespräche mit einer Tischlerei und einer Näherei.
Das große Ziel ist Hoffmann zufolge, dass Zekiwa wieder zurück nach Zeitz kommt und die Kinderwagen dort hergestellt werden. Aktuell wird vor allem in Polen produziert.
Die neuen Betreiber wollen nach eigenen Angaben auch über Alternativen zu Plastik nachdenken. Daraus bestehen momentan noch die meisten Produkte. Darüber hatte jüngst auch die Mitteldeutsche Zeitung berichtet.
Mehr als 150 Jahre Kinderwagen-Herstellung
Zekiwa galt zu DDR-Zeiten als der größte Kinderwagen-Hersteller Europas. Fast jedes ostdeutsche Kind lag in einem Zekiwa-Wagen. Allein im Jahr 1980 wurden unter anderem fast 370.000 Kinder- und mehr als 300.000 Puppenwagen für das In- und Ausland hergestellt. Zu Spitzenzeiten waren es sogar 450.000 Kinderwagen im Jahr. Rund 2.200 Menschen arbeiteten bis zum Mauerfall in der Zekiwa-Fabrik.
In den 1990er-Jahren mussten Tausende Mitarbeiter entlassen werden. Die Firma wurde deutlich verkleinert und die Produktion ins Ausland verlegt. Der Firmensitz zog in ein Gewerbegebiet in Döschwitz.
Stichwort: Kinderwagen aus Zeitz
1846 gründete Ernst Albert Naether das Unternehmen "E. A. Naether" und begann, Kinderwagen herzustellen. Er gilt als Begründer der Kinderwagenindustrie. 100 Jahre später wurde aus seiner Firma der "VEB Zekiwa", nach der Wende die "Zekiwa GmbH". Sie produziert bis heute Kinderwagen.
Das Deutsche Kinderwagenmuseum auf Schloss Moritzburg in Zeitz zeigt die Geschichte der Kinderwagen vom 19. Jahrhundert bis heute. Viele der Ausstellungsstücke kommen aus Zeitz. In dem Museum wird auch die Rolle des Betriebes in der Zeit des Nationalsozialismus beleuchtet, als das Vorgänger-Unternehmen "Opel und Kühne" wie viele andere Betriebe Zwangsarbeiter beschäftigt hatte.
dpa, MDR (Attila Dabrowski, Annekathrin Queck)
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 02. Februar 2023 | 16:30 Uhr
Wagner vor 6 Wochen
Zekiwa als eingeführter Marke wäre der Neustart zu wünschen. Es hätte keine Abwicklung geben dürfen. Die Hochrufer auf soziale Marktwirtschaft hätten an dieser und anderer Stelle mal die soziale Marktwirtschaft ausrufen müssen. Das „Theater“ an dieser und anderer Stelle war purer Kapitalismus.
Harka2 vor 6 Wochen
Es wäre der Stadt zu wünschen, dass dort wieder neue Arbeitsplätze entstehen, nur wurde der Laden vor inzwischen drei Jahrzehnten faktisch platt gemacht. Dort gibt es keine ehemaligen Ingenieure und Facharbeiter mehr, auf deren Erfahrung man zurückgreifen könnte. Man müsste das alles neu aus dem Boden stampfen, was ganz sicher nicht einfach wird. Ob da der Name wirklich reicht?
Anderenseits verkauft die Rewe in Weimar gerade als regionales Produkt beworbene Weimarer Wurst. Das alte Logo der Weimarer Wurstwaren (längst abgewickelt) in den alten Farben prangt von den Wurstgläschen – wer liest da schon das Kleingedruckte, wo drin steht, dass die Rügenwalder das jetzt kurz vor der dänischen Grenze produzieren?
THOMAS H vor 6 Wochen
wer auch immer: "... sehr gute Produkte, ..." Dies gilt für viele andere DDR-Produkte ebenso und viele Alt-Bundesbürger würden dies bestimmt bestätigen können, wenn sie sich mit manchen Produkten aus den West-Versandkatalogen intensiver (Herstellungsland) beschäftigt hätten.